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Was passiert nach dem Tod?

Dieser Frage soll hier in Rückgriff auf zwei Philosophenschulen der Antike einmal nachgegangen werden, die im vierten und dritten vorchristlichen Jahrhundert ihren Ursprung haben. Gemeint sind die Stoa, gegründet von Zenon und der Kepos, gegründet von Epikur.

Epikur gilt als einer der Atomisten, die also als erste theoretisch postulierten, dass die ganze Materie letztlich aus kleinsten Teilchen aufgebaut sein müsse, aus den Atomen nämlich. Diese seien unendlich in Bezug auf ihre Dauer und unteilbar. Der Mensch nun so wie alle Lebewesen seien im Grunde nur eine Ansammlung von Atomen. Die menschliche Seele bestehe aus besonders feinen Atomen. Nach dem Tod zerfalle sie wieder in die einzelne Atome und der Mensch habe sich also in seine Bestandteile aufgelöst.

Dieser Ansicht sind meiner Meinung nach auch heute noch einige Menschen, wenngleich sie vielleicht in Epikur nicht kennen. Auch manche Bewußtseinsforscher wie Thomas Metzinger hängen, so wie ich das sehe, dieser Meinung an, weil sie meinen, der Mensch, das Ich also, sei einzig im Gehirn lokalisiert und sei aber etwas mehr als die Summe der einzelnen Teile, das Ich stecke irgendwo im System.

Dass hier allerdings ein logischer Denkfehler drin steckt, machte bereits der Bonner Philosophieprofessor Markus Gabriel deutlich. Die Argumentation geht folgendermaßen. Stellen wir uns einmal vor, der Einfachheit halber, das menschliche Gehirn sei nicht aus Gehirnzellen aufgebaut, sondern aus Zahnrädchen. Dann würde das Gehirn und auch der Mensch, sofern er ebenfalls aus kleinen Zahnrädchen bestünde, zwar einwandfrei funktionieren. Es wäre aber niemand bei ihm zu Hause. Es gäbe also kein Ich, nicht das, was man als Seele bezeichnet. Es gebe also niemanden, der aus seinen Augen herausschaut, außer ein paar Zahnrädchen. Äußerlich würde der Mensch einwandfrei funktionieren können, innerlich wäre aber niemand zu Hause, er wäre eine Art mechanischer Zombie. Und das ist das Problem bei der Sicht von Thomas Metzinger. Zu sagen, dass Ich stecke irgendwie im System, löst nämlich die philosophische Frage nicht. Denn man kann in Analogie dazu dann alles mögliche behaupten. Man könnte ebenso behaupten, eine Anzahl von Kieselsteinen hätte ein Bewusstsein, weil dieses ja irgendwie im System stecke.

Die andere Philosophenschule der Antike ist, wie schon erwähnt, die Stoa, gegründet von Zenon. Seiner Meinung nach kommt die menschliche Seele in den Körper wie in ein Gefäß, in welchem sie das Leben über eingesperrt ist und demzufolge also in den Kategorien des menschlichen Gehirns denkt. Nach dem biologischen Tod kehrt die Seele, die letztlich ein Fünkchen einer göttlichen Seele ist, in diese göttliche Seele zurück. Zwar handelt es sich auch bei dieser Ansicht, ebenso wie bei der von Epikur, um eine Theorie, aber je mehr man sich mit diesen Fragen beschäftigt, wird man feststellen müssen, dass man letztlich über bloße Theoriebildung niemals hinaus kommt. Der Mensch kann niemals das Wissen der Welt in der Art verstehen, dass er die Welt flüssig bis ins Letzte erklären könnte. Dennoch ist die stoische Philosophie in dieser Hinsicht für mich einleuchtender. Zwar kann man auch nicht wissen, was diese göttliche Seele letztlich ist, allerdings wird deutlich, dass einfach die Aufsummierung der einzelnen Teile noch nicht das Gefühl begründet, dass man selber existiert, dass man also selber aus seinen Augen herausschaut. Meiner Meinung nach muss da doch noch etwas sein. Das, was viele Leute Seele nennen nämlich. Und für diese Sicht spricht eben die stoische Philosophie auch. Der Mensch ist demnach definitiv mehr als die Summe seiner einzelnen Teile.

8 Kommentare

  1. Thomas Metzinger

    Mein Gott…! Erstens bin ich kein Hirnforscher, sondern Philosoph. Zweitens habe ich niemals gesagt „das Ich stecke irgendwie im System“.
    (Amn. theolounge: Teile von Kommentaren, die den Netiquetten widersprechen, werden nicht veröffentlicht)

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