Mit großer Mehrheit haben alle drei Kammern der Generalsynode der Kirche von England in York nun auch Frauen den Zugang zum Bischofsamt ermöglicht. Dem m.E. begrüßenswerten Entschluss war eine siebenstündige Debatte voran gegangen, in der vor allem darüber gestritten worden sei, ob man parallele kirchliche Strukturen mit eigenen Bischöfen für die Kirchenmitglieder einführen sollte, welche sich nicht unter die Obhut einer weiblichen Bischöfin begeben wollten – der Vorschlag wurde schließlich abgelehnt.
Außerhalb von England haben bereits 15 weitere anglikanische Kirchen die Bischofsordination von Frauen zugelassen. So wurde beispielsweise in der Episkopal-Kirche in den USA (ECUSA), dem amerikanischen Bereich der Anglikanischen Weltkirche, 2001 Katherine Jefferts Schori zur Bischöfin von Nevada gewählt und geweiht; seit November 2006 ist Bischöfin Schori die leitende Bischöfin der ECUSA.
Es wird befürchtet, dass diese Entscheidung die Differenzen in der Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen weiter vertiefen wird. Bereits in der letzten Woche hatten sich in Jerusalem rund 1.100 konservative Anglikanerinnen & Anglikaner (darunter 291 anglikanische Bischöfe) zu einer “Globalen Anglikanischen Zukunftskonferenz” zusammengefunden, dort einen siebenköpfigen Bischofsrat installiert und angekündigt, an der demnächst stattfindenden Lambeth-Konferenz nicht teilzunehmen (vgl. “Droht Spaltung bei den Anglikanern?“).
Die Weihe von Frauen in den priesterlichen Dienst war 1992 in den Anglikanischen Kirchen beschlossen worden und hatte bereits damals zu erheblichen Protesten und zu Übertritten in die römisch-katholische Kirche geführt. 1994 waren die ersten Frauen dann zu Priesterinnen geweiht worden.
Die geschwisterlich mit den Anglikanischen Kirchen in Kirchengemeinschaft verbundene Alt-Katholische Kirche in Deutschland hatte bereits im Mai 1989 den Beschluss gefasst, Frauen für das dreigeteilte Amt als Diakonien, Priesterin und Bischöfin zuzulassen, ihn dann aber mit Rücksicht auf die Schwesterkirchen der Utrechter Union zunächst zurückgestellt. 1994 beschloss dann die 51. Ordentliche Bistumssynode die entsprechende Änderung der Synodal- und Gemeindeordnung. An Pfingsten 1996 wurden die ersten beiden Frauen zu katholischen Priesterinnen geweiht (vgl. “Anja Goller fünfte Alt-Katholische Priesterin in Deutschland” & “Jubliläum: 11 Jahre katholische Priesterinnen“). Eine Alt-Katholische Bischöfin gibt es derzeit noch nicht. Aber das ist nur eine Frage der Zeit.
Nachträge:
- Ein Beitrag zur Generalsynode in York in der Sendung “Tag für Tag” auf Deutschlandfunk, der kurz vor der Entscheidung gesendet wurde, aber einen guten Eindruck vermittelt: “Church of England: Generalsynode in York“
- Ein Artikel zur Entscheidung in der Frankfurter Rundschau vom 09. Juli 2008: “Bischöfinnen spalten Kirche” (auch wenn ich den Titel nicht sehr passend finde, denn m.E. sind es nicht die Bischöfinnen, welche die Kirche von England spaltet, sondern die Kreise, welche gegen diese Entscheidung Sturm laufen)
Foto: johnhanscom – auf dem Foto: Bischöfin Katharine Jefferts Schori – Quelle: http://www.flickr.de
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