Bringt das Gehirn das Bewusstsein hervor, oder ist Bewusstsein von seinem Wesen her etwas komplett anderes?
Man mag sicher zustimmen, dass das sogenannte prozedurale Bewusstsein mit dem Gehirn zusammenhängt, also mit abgespeicherten Informationen, die abgerufen und verarbeitet werden können.
Das phänomenologische Bewusstsein allerdings, also die Tatsache, dass es Bewusstsein gibt, lässt sich durch das Zusammenspiel unzähliger Gehirnzellen nicht nachweisen, es wird bisher immer nur behauptet. Angeblich bringe das Zusammenspiel von Gehirnzellen das Bewusstsein hervor.
Es kann aber auch genau umgekehrt sein, dass das Bewusstsein als Phänomen etwas anderes ist.
Denn egal, wie man dieses phänomenologische Bewusstsein auch bezeichnen mag, als das Ich, die Seele, das Self oder als einen stream of consciousness, meint man doch etwas, das über die Summe der einzelnen Teile hinausgeht. Wo dieses Bewusstsein aber sitzt, lässt sich in einer materialistisch gedachten Welt nicht nachweisen oder schlüssig denken, denn in einer solchen Welt kann etwas Geistiges eigentlich nicht existieren.
Vielleicht ist Bewusstsein der Urgrund allen Seins, wie schon in der antiken philosophischen Schule der Stoa angenommen worden ist. Dementsprechend würde sich beispielsweise das menschliche Bewusstsein dann in einem menschlichen Körper bzw Gehirn manifestieren und fortan in den Kategorien des menschlichen Gehirns denken und fühlen, aber vom Prinzip her wäre dieses Bewusstsein nicht aus dem Körper hervorgegangen, sondern umgekehrt, es wäre a priori von vornherein da gewesen.
Um zu verstehen, was gemeint ist, kann man fragen, ob beispielsweise eine Maschine ein Bewusstsein hat. Die meisten Menschen würden dies verneinen. Analog dazu müsste alles, was aus Einzelteilen zusammengesetzt ist und ein System bildet, ohne Bewusstsein sein, weil letztlich alles aus kleinsten Teilchen, den Atomen beispielsweise, zusammengesetzt ist. Würde man, materialistisch gedacht, den Menschen bloß auch als eine biochemische Maschine sehen, zusammengesetzt aus kleinsten Teilchen, hätte er dieser Logik nach auch kein Bewusstsein. Analog dazu könnte man auch fragen, ob eine Menschenmenge ein Bewusstsein hat und falls ja, wo es denn steckt. Auch dies würden Materialisten wohl verneinen.
Da wir aber alle merken und fühlen und zutiefst innerlich wissen, dass es uns selbst gibt, muss dieses Bewusstsein auf andere Weise erklärt werden. Wir haben ein Bewusstsein, welches die Materialisten aber nicht erklären können. Dieses Bewusstsein muss also mehr als die Summe der einzelnen Teile sein, weil die Einzelteile, materialistisch gedacht, kein Bewusstsein hervorbringen können.
Vielleicht ist also wirklich der Urgrund allen Seins nicht die Materie, sondern das Bewusstsein. Streng logisch betrachtet müsste es so sein.