Schade, ein schönes Land, ein sehr schönes Reiseland, die Türkei. Ist sie gewesen. Bevor alles aus dem Ruder lief, bevor die Rechtsstaatlichkeit sukzessive beerdigt wurde, bevor unzählige Journalisten mit unklarer Anklage in Gefängnissen verschwanden und dort verschwunden bleiben. Ähnliche Sorgen kann man sich diesbezüglich derzeit auch bei Polen machen, wo die Regierung, gestellt von der Partei mit dem wohlklingenden Namen Friede und Gerechtigkeit, das Verfassungsgericht bereits entmachtet hat und nun drauf und dran ist, einen Gesetzesentwurf durchzubringen, wonach allein die Regierung Richter benennen und abbenennen kann. Aber bleiben wir zunächst einmal bei der Türkei. Reisen dorthin sind definitiv mit einem nicht kalkulierbaren Risiko behaftet. Denn welcher Deutsche weiß schon, ob er nicht irgendwo auf irgendeiner Liste des türkischen Geheimdienstes steht und dann beim Betreten des Landes in irgendeinem Gefängnis die nächsten Jahre oder Jahrzehnte verbringen muss, zumindest sofern dort die Todesstrafe noch nicht eingeführt ist. Sollte dies nämlich erst der Fall sein, möchte man gar nicht wissen, in welche Richtung die Sache dann noch laufen könnte.
Unrettbar Die Inhaftierung von Peter Steudtner war mehr, als die Bundesregierung in den Beziehungen zur Türkei ertragen wollte. Es zeigt sich: Deutschland kann auch Eskalation. Von Michael Thumann
Quelle: Türkei: Unrettbar | ZEIT ONLINE