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Wahlkampf-Geplänkel

Fährt man dieser Tage durch München, so lächeln einen verschiedene Politiker der unterschiedlichsten Parteien von großen Plakaten betont charmant und unwiderstehlich an. Eine dieser Parteien ist die FDP, die offensichtlich an ihrem Comeback auf Bundesebene zu arbeiten bemüht ist. Entschuldigen Sie, den Satz muss man so kompliziert ausdrücken, um der Sache gerecht zu werden. Dabei bedient sie sich, oder zumindest ihr Werbetexter, ungewöhnlicher Slogans, die man eigentlich eher im rechten Milieu verorten würde, kaum aber in einer Partei, der es doch stets um einen schlanken Staat mit geringen Steuern ging und die sich liberalen Ideen, wie auch immer die aussehen sollten, verschrieben hatte, oder zumindest vorgab, dies getan zu haben.

Da wird dann doch tatsächlich auf einem Plakat, das man überall in der Stadt leider finden kann, die These aufgestellt, der Rechtsstaat müsse besser organisiert sein als das Verbrechen. Populistischer geht es ja kaum. Ist dies der verzweifelte Versuch, der AFD ein paar Irrlichter abzugraben? Nun gut, insofern wäre es vielleicht legitim, wenn auch unglaublich platt. Diese Behauptung ist aber auch deswegen absurd, weil sie ja bei dem Betrachter gedankliche Bilder hervorruft. Automatisch stellt man sich doch die Frage, ob denn der Rechtsstaat etwa schlechter organisiert sei, als das organisierte Verbrechen?

Die Antwort lautet nein. Wie organisiert auch immer das organisierte Verbrechen sein mag, es hat, zumindest hierzulande in Deutschland, keine Polizei, keine Bundeswehr, keine Justiz, keinen Bundestag, keinen Bundesrat, kein Bundeskanzleramt und so weiter. Natürlich ist der Staat besser organisiert als jegliches organisierte Verbrechen. Und auch die verschiedenen Bundesnachrichtendienste gibt es ganz offensichtlich nicht im organisierten Verbrechen.

Ähnlich plakativ und inhaltlich irreführend könnte die Partei ebenso behaupten, die Autobahnen müssten endlich für alle da sein! Oder jeder Bürger habe das Recht, Rente zu bekommen! Endlich soll die Sonne wieder scheinen! Endlich wieder klares Wasser in deutschen Seen! Deutschland müsse ein Rechtsstaat werden! Verbrechen müsse endlich illegal werden! Naja, und so weiter. Ich glaube, Sie verstehen.

Auf einem anderen Plakat sieht man nur den Namen der Partei und darunter ein gemaltes Feuer. Was soll das denn nun wieder. Brennt Deutschland? Brennt die Flüchtlingskrise? Ist die Holzkohle für Hobbygriller zu teuer? Soll endlich jeder in seinem Schrebergarten grillen dürfen? Soll Feuer verboten werden? Oder soll es erlaubt werden?

Wenn die Partei der Besserverdienenden, der Reichen und Schönen, der Fabrikbesitzer und so weiter wieder irgendwo mitmischen soll, wäre es schön, wenn sie einen Werbetexter wählen könnte, der etwas differenzierter und auch inhaltlich seriöser schreiben könnte: “Ein Werbetexter muss besser organisiert sein als seine Partei!” – vielleicht so?

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