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Wiederaufnahme der Mariaviten in die Utrechter Union der alt-katholischen Kirchen

DSC_3591Walter Jungbauer. Am 02. April 2014 wurde von den in der Utrechter Union zusammengeschlossenen alt-katholischen Kirchen die Mitteilung verbreitet, dass die in Wislikofen (Schweiz) tagende Internationale Bischofskonferenz (IBK) der Utrechter Union die Wiederaufnahme der Mariaviten in die Utrechter Union beschlossen hat.

Bei den Mariaviten handelt es sich um eine Kirche, die  Ende des 19. Jahrhunderts in Polen entstanden ist. 1896 gründeten die römisch-katholische Ordensfrau Felicjy Koslowska (1862-1921) und der römisch-katholische Priester Johann Kowalski (1871-1942) eine mönchisch-kirchliche Gemeinschaft, die sich im Geiste des Ordens der Franziskaner hauptsächlich der sozialen Fürsorge für arme Menschen widmete sowie in ihrer Spiritualität einen besonderen Schwerpunkt auf die Verehrung Marias und der Eucharistie legten. Diese Gründung ging hervor aus einer bereits 1888 von Schwester Koslowska im polnischen Plock gegründeten Schwesternvereinigung, die sich nach den Regeln von Klara von Assisi richtete, sowie einem von Priester Kowalski 1893 ins Leben gerufenen Priesterverein, der auf den Regeln des Franz von Assisi aufbaute.

Der Name ‚Mariaviten‘ leitet sich von dem lateinischen ‚Mariae vitam imitantes‘ (dt.: ‚die das Leben Marias Nachahmenden‘) ab. Nach dem Vorbild der Maria wollen sie in ‚Stille, Schlichtheit und opferwilliger Arbeit dem Nächsten dienen‘.

Da die Gründung dieser mönchisch-kirchlichen Gemeinschaft gegen den Willen ihrer eigenen Kirche erfolgte, wurde der Gemeinschaft am 05. April 1904 von der römisch-katholischen Kirche die Anerkennung verweigert. Da sie trotz dieses Verbotes ihr Wirken fortsetzten wurden Kowalski, Kozlowska, 40 Priester der Gemeinschaft sowie die Anhänger der Gemeinschaft am 05. Dezember 1906 exkommuniziert.

Daraufhin suchten die Mariaviten Anschluss an die Utrechter Union und wurden schließlich 1909 als Mitglied aufgenommen. Noch im gleichen Jahr wurde Kowalski vom damaligen Erzbischof von Utrecht, Gerhard Gul (1847-1920), zum Bischof für die Mariaviten geweiht.

1924 kam es auf Grund zunehmender religiöser Schwärmereien auf Seiten der Mariaviten  zum Bruch zwischen den Mariaviten und der restlichen Utrechter Union; so behauptete Kowalski, er werde durch Offenbarungen der 1921 verstorbenen Mitgründerin, Schwester Kozlowska geführt und durch mystische Ehen zwischen Mönchen und Nonnen solle ein neues, sündloses Geschlecht für das Reich Gottes auf Erden heranwachsen.

Nach dem Bruch errichtete Bischof Kowalski eine eigene Hierarchie mit vier Bischöfen.

Da die religiösen Schwärmereien allerdings auch innerhalb der Mariaviten zu Spannungen und Auseinandersetzungen führen, wurde Kowalski 1935 von der Generalsynode der Mariaviten abgesetzt. Daraufhin spaltete sich die mariavititsche Kirche in die Altkatholische Kirche der Mariaviten (Sitz in Plock), welche diese Schwärmereien ablehnte, und die Katholische Kirche der Mariaviten (Sitz im polnischen Felicjanow), die sich weiter zu Kowalski hielt.

1956 war die Altkatholische Kirche der Mariaviten Mitbegründerin des Ökumenischen Rates der Kirchen in Polen; seit 1970 ist sie Mitglied im Weltkirchenrat (Ökumenischer Rat der Kirchen – ÖRK). Bereits in den 1970er Jahren hatte sie zudem die Wiederaufnahme in die Utrechter Union beantragt.

Zwischen 2007 und 2014 wurden dazu intensivere Gespräche geführt, die nun zur Wiederaufnahme führten.

Als Ergebnis dieser Gespräche zwischen den Kirchen der Utrechter Union und der Altkatholischen Kirche der Mariaviten versprechen die Mariaviten:

  • sich bereit zu erklären, eine Absprache aus den 1980er Jahren einzuhalten und das ‚Filioque‘ aus dem Glaubensbekenntnis zu streichen (Hintergrund: Die Ökumenischen Konzilien von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) verabschiedeten das Glaubensbekenntnis mit der Formulierung: „Wir glauben an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater hervorgeht …“; die Formulierung „… der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht …“ wurde erst nachträglich eingefügt und beruht nicht auf dem Beschluss eines Ökumenischen Konzils; deswegen legen die alt-katholischen Kirchen gemeinsam mit der Orthodoxie Wert auf die ursprüngliche Formulierung);
  • bei der Revision ihres Statuts den Passus über die unbefleckte Empfängnis Mariä zu streichen (dies ist ein vom römisch-katholischen Papst Pius IX. erst am 08. Dezember 1854 verkündeter Glaubensgrundsatz (Dogma), der nicht durch ein Ökumenisches Konzil beschlossen wurde und damit aus alt-katholischer Sicht nicht eine für alle Christinnen und Christen verbindliche Glaubenswahrheit sein kann);
  • die Einberufung einer Synode vorzubereiten, bei der die Laien-Mitglieder der mariavitischen Kirche eine eigene Stimme haben.

Die Bischöfe der Mariaviten nehmen damit das gegenwärtige Statut der IBK einschließlich der Utrechter Erklärung von 1889 ohne Vorbehalt an (siehe dazu auch: Communiqué zur Wiederaufnahme der Altkatholischen Kirche der Mariaviten in Polen in die Utrechter Union).

Wie mit dem Problem umgegangen wird, dass es damit innerhalb der Utrechter Union zwei alt-katholische Kirchen auf dem gleichen Territorium gibt (die Mariaviten und die Polnisch Katholische Kirche), was einem ekklesiologischen Prinzip der alt-katholischen Kirchen widerspricht, wurde aus dem Communiqué der IBK noch nicht klar.

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