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Jesu Auferstehung – ein historisches Ereignis?

Das Grab ist leer, Jesus von den Toten auferstanden. Geschichtliche Belege für das, was sich an Ostern in Jerusalem ereignete, gibt es nicht. Theologisch entscheidend ist die Wirkung des Geschehens auf die beteiligten Personen.

An Ostern feiert die Christenheit die Auferweckung Jesu. Steht dahinter ein historisches Ereignis? Die Meinungen darüber sind geteilt. Historische Forschung und Geschichtsschreibung hat es vorwiegend mit politischen Vorgängen zu tun, die sich im Lichte der Öffentlichkeit abspielten. Was sich hinter den Kulissen, im Privatleben, in den Köpfen und Herzen der Menschen abspielte, ist von Interesse, aber weniger sicher zu ermitteln. > mehr.

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39 Kommentare

  1. theolounge

    @rheinlaender

    Auf besagter Fortbildung wies der Physiker, der über Quantentheorie etwas berichtete, auch auf die Frage hin, was denn Materie eigentlich sei. Beim Doppelspaltversuch bewegen sich Elektronen mal als Teilchen, dann wieder als Wellen.
    Bereits eine Beobachtung der Vorgänge verändert die Vorgänge.

    Das heißt, dass die biochemischen Vorgänge, die im Körper stattfinden, aus kleineren Teilchen bestehen. Von diesen kleinsten Teilchen weiß man aber nicht allzuviel.
    Elektronen können als Teilchen auftreten. Oder als Wellen. ABER: Als Wellen VON WAS EIGENTLICH ?

    Hier ist wieder ein Ansatzpunkt für die Geisteswissenschaften. Aus WAS besteht eigentlich alles ?

    Drum ist es zu kurz gegriffen, wenn man sagt, das Gehirn bestehe ja auch biochemischen Prozessen und wenn man meint, damit die Wirklichkeit bereits erfasst zu haben. Das ist nur die Spitze eines größeren Eisbergs.

  2. Rheinlaender

    “Beobachtung” bedeutet im Zusammenhang der Quantenphysik nicht die Beobachhtung mittels eines bewusten Wesen, sondern die Wechselwirkung mit anderen “Teilchen”. Ansonsten haette sich das fruehe Universum nicht aus seiner “Quantensuppe” befreihen koennen.

    In der Groessenordnung von Molekuelen fallen die Quantenmechanischen Gleichungen in sich zusammen und ergeben wiederum ein recht determinstisches Verhalten.

    “Teilchen” / “Welle” – auch hier muessen wir uns von Anschauung befreihen. es handelt sich um abstrakte Modelle, die nur mittels der Mathematik noch beschrieben werden koennen. Oder um mit Kant zu sprechen: Das Ding ansich ist nicht fassbar, was zu fassen ist, ist die Beschreibung der Eigenschaften des Dings ansich.

  3. Tobias Lampert

    Ich könnte es nicht annähernd so gut ausdrücken wie Romano Guardini. Und mehr gibt es meiner Meinung nach dazu auch nicht zu sagen:

    “Wir sind [was die Auferstehung angeht] vor ein Entweder-Oder gestellt, das bis auf den Grund geht. Sobald wir uns selbst zum Maßstab nehmen: unser menschliches Dasein, wie es ist, wie sie um uns besteht; die Weise wie unser Denken und Fühlen vorsichgeht – und von dort aus Jesus Christus beurteilen, dann müssen wir den Auferstehungsglauben als Ergebnis bestimmter religiöser Erschütterungen, als ein Erzeugnis anfangender Gemeindebildung, das heißt aber als Täuschung ansehen. Und dann ist es nur eine Frage der Konsequenz, wie schnell man ihn samt seinen Voraussetzungen und Folgerungen ausscheidet und ein “reines Christentum” herauszuarbeiten sucht. Das freilich wird nicht viel mehr sein, als eine dünne Ethik und Frömmigkeit… Oder aber es wird uns klar, was die Christusgestalt fordert, nämlich Glaube. Wir erkennen, dass sie nicht gekommen ist, um uns neue Erkenntnisse oder Erfahrungen innerhalb der Welt zu bringen, sondern uns vom Bann der Welt zu befreien. Wir hören ihre Forderung und gehorchen ihr. Wir nehmen die Maßstäbe, von denen aus über Christus gedacht werden muss, von Ihm selbst entgegen. Wir sind bereit zu lernen, daß er nicht mit edleren oder innerlicheren Werten und Kräften die Welt weiterführt, sondern daß mit ihm das neue Dasein beginnt. Wir vollziehen jene Achsendrehung, die eben “Glauben” heißt und nach welcher nicht mehr von der Welt her über Christus nachgedacht wird, sondern von Ihm her über alles sonst. Dann sagen wir nicht mehr: In der Welt gibt es kein Lebendigwerden eines Gestorbenen, also ist die Auferstehungsbotschaft ein Mythos – sondern: Christus ist auferstanden, also ist die Auferstehung möglich und seine Auferstehung die Grundlage der wahren Welt.”

  4. petersemenczuk

    So lange der natürliche und ungeistige Mensch der Sünde, nicht mit Christus gekreuzigt wurde durch den Glauben seinem alten Leben und Sünde,
    so lange wird er auch keine Auferstehung erfahren durch den Geist und Kräften Gottes.
    Und Auferstehung bei Gott zu empfangen und erfahren, heißt, durch die Erfahrung seiner Wiedergeburt, lebendig sein für Gott und seinem Christus.
    Wiedergeburt setzt aber voraus, dass wir den alten Menschen abgelegt und verleugnet haben bis in den Tod Christi, um an seiner Auferstehung teilzuhaben.
    Christus sag hierzu:
    “Man(GOTT) fasst auch nicht Most in alte Schläuche;
    sonst zerreißen die Schläuche,
    und der Most wird verschüttet und die Schläuche kommen um”.
    Das heißt: Gott gibt nur seinen Geist/Most in die menschlichen Leiber, die, die Sünde abgelegt, verleugnet oder mit Christus gekreuzigt sind im Glauben.
    Den Glauben, den Gott meint nach dem Geist der Wahrheit, füllt nur den Menschen mit dem Geist Gottes und seiner Weisheit, Kraft und Gnade, wenn er vorher durch den Glauben, sich vom allem was wider Gott und seinen heiligen Geboten und Prinzipien ist,
    sich entleert hat durch den Glauben.
    Glauben Gottes, hat einen auslöschenden Chrakter,
    wenn es um Sünde, Tod und Teufel geht, die den irdischen Menschen knechtet,
    Hat aber auch einen positiven und erneuernden Charakter, wenn es um Erlösung, Gerechtigkeit, Heiligung und Weisheit Gottes geht im Menschen.

    Kurz gesagt nach Bürgerlichen Art und Weise eines Deutschen:
    ” Den Eimer,den Du füllen willst mit Most und Wein,
    musst Du vorher reinigen von allen alten
    Verunreinigung und Schmutz”.
    Kein Mensch,auch nur mit einer liebgewonnenen Sünde, wird auferstehen und in das Reich Gottes eingehen, sagt Gott.
    Eine Offenbarung Gottes,
    Was sein Reich und Heiligkeit betrifft!

  5. Rheinlaender

    Romano Guardini hat sich mit diesem Zitat vom “Konzept Realitaet” wohl vollkommen verabschiedet – Man kann doch nicht eine Hypothese, hier “Christus”, zur Grundlage jeder weiteren Betrachtung machen, ohne diese doch zuerst auf ihren Realitaetsgehalt ueberprueft zu haben?

  6. Tobias Lampert

    @Rheinlaender:

    Deine Versuche, “Realität” zu überprüfen und zu beschreiben, in allen Ehren – ich fürchte allerdings, daß Du den Unterschied zwischen “Realität” und “Materialismus” noch nicht einmal ansatzweise erfaßt hast. Vielleicht fängst Du einfach einmal damit an, Romano Guardini – einen der gelehrtesten, bedeutendsten und einflußreichsten Theologen und Geistlichen des 20. Jahrhunderts – einmal ausführlich zu lesen und so einen Geschmack dafür zu bekommen, was “Glaube” bedeuten kann, bevor Du ihm zum Vorwurf machst, ein Konzept verlassen zu haben, das außer Dir ja offensichtlich niemand zu begreifen scheint. 🙂

  7. Rheinlaender

    Nun, mir erscheint der Auszug eher als das was Sir Francis Bacon so schoen als die “Idols of the Theater” beschrieben hat.

    Es geht nicht um Materialismus, sondern um die Methode der Erkenntnisgewinnung – auch genannte die “Wissenschaftliche Methode” oder “Baconian Method”.

    Alles, aber auch alles, was ums heute umgibt, vom trivialen Fahrrad ueber GPS, ueber den Computer, ueber Antibiotika, Kunstduenger (laut Wiki ist alleine der Haber-Bosch-Prozess fuer das Ueberleben von 1/3 der Menschheit verantwortlich – rund 2 Mrd. Menschen), ueber die Pockenimpfung bis zur Machine in Cern ist zusammen ein einziger Beweis der unbedingten Richtigkeit dieser Methode.

    Welche Theologie kann mit diesen Erfolgen mithalten? An den konkreten Resultaten misst sich die Brauchbarkeit einer Methode.

  8. Rheinlaender

    Nachtrag: Man soll dabei nicht vergessen, dass die Methode, in der Antike schon bekannt, im spaeten 16. Jhrdt. wiederentdeckt, und Sir Francis Bacon zuerst ausformuliert, in den knapp 400 Jahren ihrer Anwendung die Welt tiefer revolutioniert hat als alle Religionen zu vor.

  9. Tobias Lampert

    Nun, was Du da beschreibst, ist genau das: purer erkenntnistheorethischer Materialismus – weil er Erkenntnis und das, was überhaupt ist, auf das objektiv Vorfindbare beschränkt. Studiere mal ein paar Semester Altertumswissenschaften, dann bekommst Du vielleicht eine Ahnung davon, daß sich in der Antike Erkenntnis noch auf ganz anderen Feldern abgespielt hat als auf denen der ersten zarten Knospen eines ontologischen Materialismus. Der Empirismus mag diese Felder zurückgedrängt haben – das ist aber noch längst kein Ausweis für seine Alternativlosigkeit.

    Die Art und Weise, wie Du mit diesem Ansatz meinst, Theologie (die Du, so scheint mir manchmal, allenfalls vom Hörensagen kennst) beurteilen oder gar “transformieren” zu können, erinnert an einen Menschen, der nie das Schwimmen gelernt hat, ins Wasser springt und dann für sich in Anspruch nimmt, einzig seine letzten verzweifelten Arm- und Beinschläge vor dem Ertrinken seien es wert, “Schwimmen” genannt zu werden. Man könnte, etwas einfacher, auch sagen: Du redest wie ein Blinder von der Farbe.

  10. Rheinlaender

    Es geht nicht darum, ob es “Alternativen” gibt, es geht darum, welche Mehtode Erfolg hat. Oder um einen ehemlg. Bundeskanzler zu zitieren: “Es kommt drauf an, was hinten rauskommt”.

    Soll eine andere Methode bessere Ergebnisse bringen – bisher hat uns die Theologie weder eine vernueftige Zahl fuer das Alter des Universums liefern koennen, noch erklaeren koennen warum Wein manchmal sauer wird, noch wie man jedes Jahr sichere Ernten einbringen kann.

    Als die Theologie noch “Koenigin der Wissenschaften” war, waren es interessanterweise die Kanoniere, die als erste entdeckten, dass die theologisch abgesegnete Bewegungslehre des Aristotle nicht stimmen konnte: Anhand empirischer Beobachtungen (ob Galileo bei ihnen geklaut hat oder selber darauf gekommen ist, wuerde mich mal interessieren).

    Selbst das letzte Refugium, dass die Theologie noch meint erklaren zu koennen, die Human Mind, ist mittlerweile weitgehend von der Neurobiologie aufgerauemt worden.

  11. Tobias Lampert

    @Rheinlaender.

    Ich sagte ja, Du redest wie ein Blinder von der Farbe! 🙂

    Die Theologie ist nicht interessiert daran, eine “vernueftige Zahl fuer das Alter des Universums” zu liefern, zu erklären, “warum der Wein manchmal sauer wird”, oder “wie man jedes Jahr sichere Ernten einbringen kann”.

    Du kannst einem Gedicht nicht die Schuld daran geben, daß es Deinen Kohlehydrathaushalt nicht ausgleicht, und Du kannst das Wasser nicht dafür verfluchen, daß es neben Deinem Durst und dem Feuer nicht auch noch Deine Erinnerungen und Missetaten löscht.

    Bitte, tu mir und uns allen doch einfach mal den Gefallen und beschäftige Dich einmal mit den Prolegomena bzw. den fundamentheologischen Erörterungen einer der großen Dogmatiken der vergangenen 60 bis 70 Jahre (zur Erklärung: dort geht es unter anderem um den Wissenschaftscharakter der Theologie und der Verhältnisbestimmung zwischen Geistes- und Naturwissenschaften), bevor Du weiter über ein Thema schreibst, das Dir so fremd zu sein scheint, wie der Vogel einem Fisch.

  12. Rheinlaender

    Wissenschaft ist nie dogmatisch – sie ist ereignisoffen. Sollte es, so extremst unwahrscheinlich es auch sein mag, jemanden gelingen, im Experiement zu zeigen, dass der 1. Hauptsatz der Thermodynamik (mir faellt wirklich kein elementares Naturgesetz ein) nicht in allen Faellen richtig sein solte, dann haben wir zwar eine “Neue Physik”, aber Physik selber existiert weiter, wie ihre Methodik. Einstein, Planck, Heisenberg, Schroedinger &c. revolutionierten zwar die Inhalte der Physik, aber nicht ihre Methodik, obwohl sie die Grundvorraussetzung der Newtonschen Physik als unhaltbar negierten.

    Ein Dogma ist im Gegensatz dazu eine vorgegebene Meinung, die nicht widerlegt werden kann, ohne das Denkgebaeude zu verlassen (so waere die Kath. Dogmik ohne die These der Existenz eines Gottes keine Kath. Dogmatik mehr, d.h. die grundsaetzliche Moeglichkeit der Widerlegeung einer Grundthese besteht nicht mehr. Das ist dann aber keine Wissenschaft mehr.

    (Ausnahme: die Mathematik als Hilfswissenschaft der Naturwissenschaften in ihrer Axiomatik.)

    Ich glaube, diese Debatte sollte seit David Hume auch beendet sein.

    Wenn wir philosophische Fragen haben, dann sind eher jene, warum uns die Naturgesetz konstant erscheinen, ob sie es wirklich sind oder ob dies nur eine Illusion ist.

    Ganz am Rande: Kant unter dem Blickwinkel gelesen, dass dass unser Geist das Produkt eines materiellen Gehirns ist, dass damit den gleichen Gesetzmaessigkeiten wie der Rest des Universum unterworfen ist, gibt hier einige ueberraschende Antworten – auch im Hinblick auf den angeblichen Dualismus Descartes’.

  13. Rheinlaender

    Um es noch mal klarer zu machen:

    Wenn ich in einem Anfall von schraegen Humor meine Unterhose zum Schoepfer des Universums erklaerte und ein Glaubenssystem geschickt genug konstruierte, dass sich nie im Widerspruch zu empirisch feststellbaren Realitaet bewegt, so koennte ich darauf eine “Unterhosendogmatik” errichten, die genauso in sich schluessig waere, wie die Kath. Dogmatik, die Goettergeschichten der Antike, der Hinduismus, der Islam oder jede andere Religionsgemeinschaft.

    Wir kommen immer wieder auf den Russell’s Teapot zurueck:

    http://en.wikipedia.org/wiki/Russell's_teapot

    Was die “etablierten Religionen”, wie Christentum, Islam, Hinduismus, etc., wirklich von diesem angenommenen Teekannenglauben unterscheidet ist nicht Staerke des Arguments, sondern ihr Alter und die Zahl ihrer Anhaenger, aber das kann doch kein Argument fuer die Richtigkeit sein.

    Ich muss also schlussfolgern, dass meine “Unterhosenreligion”, “Russell’s Teapot” und das Christentum die gleiche Wahrscheinlichkeit haben wahr zu sein. Da ich aber weiss, weder meine Unterhose nicht der Schoepfer des Universums ist, noch die Russell’sche Teekanne, muss die gleiche Schlussfolgerung auch fuer das Christenthum (oder jede andere Religion) gelten.

    Ist hier die Logik nicht zwingend?

  14. Tobias Lampert

    @Rheinlaender:

    Der Umstand, daß Dir als Naturgesetz nur der 1. Hauptsatz der Thermodynamik einfällt, spricht ja schon einmal nicht unbedingt für Dich als Fürsprecher der Naturwissenschaften …

    Sei’s drum – die Katze ist aus dem Sack und der entscheidende Punkt angesprochen: für Dich kann, einfach gesprochen, nur das “wissenschaftlich” genannt werden, was “beweisbar” ist. Das ist ein typisches, recht egozentrisches Mißverständnis der Naturwissenschaften, denn: jede Wissenschaft beruht auf unhintergehbaren Prämissen – ob sie nun mit der Möglichkeit von “Beweis” und “Widerlegbarkeit” arbeitet oder nicht. Wie gesagt, was den Wissenschaftsstatus der Theologie (und der Geisteswissenschaften im allgemeinen) angeht, möchte ich Dich wirklich bitten, Dir zunächst einmal eine anständige Fundamentaltheologie zu Gemüte zu führen (sagen wir einmal: Pannenberg), bevor Du Dir ein Urteil über die Wissenschaftlichkeit derselben anmaßt.

    Was die Prämissen einer jeden Wissenschaft, jeglicher Erkenntnis und insbesondere des Glaubens angeht: Du hättest Gott gerne als kontrollierbares, geschlossenes System: berechenbar, kalt, möglichst ohne Eigenleben, beherrschbar. Es liegt auf der Hand, das ein solcher “Gott” nicht mehr “Gott” genannt zu werden verdient. Deine Logik mag zwingend sein, solange Du Deine Prämissen als alleingültig und damit andere Prämissen a priori als ungeeignet darstellst. Da Du nun aber nicht in der Lage bist, Deine eigenen Prämissen zu hintergehen (sonst wären es keine Prämissen mehr), gebietet die “Logik” dann doch wenn schon die prinzipielle Offenheit für eine andere Möglichkeit. Karl Barth hat sie “den ganz Anderen” genannt. Dieser “ganz Andere” ist Gott. Bis zu diesem Punkt können wir eine gemütliche theoretische Diskussion mit vielen rhetorischen Spitzen über Natur- und Geisteswissenschaften führen (und, ehrlich gesagt: als Vertreter naturwissenschaftlichen Denkens erscheinst Du mir nicht besonders profiliert …). Ab diesem Punkt geht es um Leben oder Tod – darum, ob der Mensch sich weiterhin selbst als Mittelpunkt der Welt betrachten und alles nur noch von seiner begrenzten Warte und Wahrnehmungsfähigkeit her beurteilen möchte, oder ob er sich der Möglichkeit öffnet, daß es da einen Gott gibt, der sich selbst mitteilt – nicht als tote Materie, sondern als der Lebendige, der eben “ganz anders” ist als alles, was wir erwarten, berechnen und beherrschen wollen und können.

    Das ist und bleibt “Deine” Entscheidung – womit nicht verschwiegen werden soll, daß es letzlich der Geist Gottes ist, der im Menschen Glauben möglich macht. Ich kann und will Dir diese Entscheidung nicht abnehmen. Ich kann nur für Dich bitten, daß der lebendige Gott Dir Glauben ermöglicht. Du kannst darauf beharren, Dich selbst (oder “den Menschen”) zum Mittelpunkt zu stilisieren und Deine Autonomie dadurch zu bewahren, daß Du Dir die Möglichkeit eines lebendigen Gottes vom Leibe hältst. Das muß und das werde ich Dir zugestehen. Aber, bitte: wenn Du schon diese Entscheidung treffen möchtest, dann verzichte doch bitte künftig darauf, über ein Fachgebiet zu urteilen, das diese Möglichkeit eines lebendigen Gottes, der sich selbst offenbart und nicht erst mit allerlei Experimenten etc. erkannt werden will, zur Prämisse hat – noch dazu, wenn Du von den spezifischen Inhalten dieses Fachgebietes noch weniger Kenntnis zu haben scheinst als von den Naturwissenschaften.

    Viele Grüße,
    Tobias 🙂

  15. Rheinlaender

    Nun, man scheint hier die neueren Forschungen, z.B. durch Jordan Grafman, der Neorologie etwas zu ignorieren, bezueglich der Ursache des Glauben, die eben nicht ein “lebendiger Gott” ist, sondern eine etwas “aus dem Ruder laufende” “Theory of Mind” (ToM). Was z.B. sehr gut erklaert, warum Menschen mit Asperger Syndrome statitisch signifikant weniger religoes sind als die vergleichbare Population.

    Dies erklaert auch, warum Religion bei den naechsten Verwandten, den Schimpanzen und Bonobo, nicht vorkommt, haben sie zwar eine ToM, jedoch, wie experiementel nachweisbar, aber weniger leistungsfaehig.

    Ferner: Wenn dieser Gott sich selbst mitteilen wollte, warum dann nicht effektiver – rund 5 Mrd. hat er wohl noch “erreicht”. In dem Falle ist Obama um Kategorien effektiver.

    Wenn er ein omnipotentes Wesen waere, stuenden ihm doch ganz andere Moeglichkeiten zur Verfuegung – Oder?

    NB: Die Bemerkungen ueber meine naturwissenschaftliche Ausbildung uberlese ich mal.

  16. Tobias Lampert

    @Rheinlaender:

    Du kannst es drehen oder wenden, wie Du willst – es geht nicht darum, wie Du Gott gerne hättest, sondern darum, ob es einen Gott geben könnte, der jenseits naturwissenschaftlicher Beherrschbarkeit und menschlicher Wahrscheinlichkeiten steht. Damit werden dann auch sämtliche Studien über “Gott im Hirn” hinfällig, weil sie von vornherein inadäquat sind.

    Du kannst auch polemisieren und argumentieren, wie Du möchtest – ob Du Dich auf einen solchen Gott einlassen möchtest oder nicht, bleibt eine Frage dessen, ob Du grundsätzlich bereit bist, Dich von vorgefertigten Vorstellungen über “Gott” und die Welt zu verabschieden und ein Wagnis einzugehen. Das bleibt “Deine” Entscheidung. Mehr gibt es an diesem Punkt nicht zu sagen – außer der Gemahnung, daß Du dann, bitteschön, nicht mehr über ein Fachgebiet spekulierst, dessen Prämissen Du nicht teilen kannst und dessen Inhalte Du scheinbar nur vom Hörensagen kennst.

    PS: Vielleicht überliest Du die Bemerkungen über Deine naturwissenschaftliche Ausbildung besser nicht – sie könnten ja immerhin dazu motivieren, auch dort Deinen Horizont etwas zu erweitern …

  17. Rheinlaender

    Es geht nie darum, ob es etwas geben koennte – vlg. Russell’s Teapot, sondern ob etwas da ist. Die einzige Moeglichkeit das zu entscheiden ist die empirische Beobachtung.

    Die Erklaerung der Welt funktioniert recht gut ohne die Einfuehrung der “Hypothese Gott” – warum sollte man diese einfuehren? Und warum gerade den christlichen Gott und nicht die Familienbande um Zeus herum oder den Gott der Hindu?

    Ich habe keine “vorgefertigte Meinung” ueber die Welt, sondern versuche aus der Beobachtung der Welt zu schlussfolgern, wie diese funktioniert. Nicht mehr und nicht weniger.

    Allen Menschen sollten zwei Dinge gemein sein: Die Welt, die umgibt und die Vernunft, die versucht diese zu verstehen. Wenn man auf diesen gemeinsame Boden sich begibt, dann endet man zwangslauefig bei der wissenschaftlichen Methode – die aelter ist als Sir Francis.

    Am Rande: Ich verdiene als wissenschaftlicher Programmier meine Broetchen und eine solide mathematisch-naturwissenschaftliche Grundbildung wird bei dem job vorausgesetzt.

  18. Tobias Lampert

    @Rheinlaender:

    Ich sagte ja bereits: Du vertrittst einen ontologischen Materialismus – der letzte Kommentar bestätigt dies eindrucksvoll.

    Unter einer soliden “mathematisch-naturwissenschaftlichen” Grundbildung verstehe ich übrigens, daß einem mehr als nur der 1. Satz der Thermodynamik auf Anhieb als Naturgesetz einfällt – und daß die wenigen wissenschaftshistorischen Kenntnisse etwas weiter reichen als über zwei, drei verstreute Zitate aus Wikipedia-Artikeln über Hume und Bacon. Da besteht meine naturwissenschaftliche Grundbildung ja schon aus erheblich mehr Stoff. Sei’s drum – solange Du in Deinem Beruf Erfolg hast und gut verdienst: ich gönne es Dir.

    Um solche Grundkenntnisse dann allerdings in einen wirklich fruchtbaren Dialog mit der Theologie bringen zu können, sollte man letztere schon auch kennen. Erst recht, wenn man diese Disziplin samt und sonders auf den Müllhaufen der Geschichte werfen möchte: know your enemy! In diesem Sinne hoffe ich, daß Du vielleicht doch einmal die Zeit dazu findest, z.B. den ersten Band der Systematischen Theologie Pannenbergs zu lesen, in welcher der Dialog zwischen Naturwissenschaften und Theologie wahrlich seriöser geführt wird, als Du es hier demonstrierst! 🙂

    Bis dahin halte ich diese “Diskussion” für beendet, was gesagt werden mußte, ist gesagt worden.

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