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Schweinepest: weshalb der Abschuss von Wildschweinen wenig bringt

Seitdem die Angst vor der afrikanischen Schweinepest umgeht, welche besonders durch Wildschweine nach Zentraleuropa von Osten her eingeschleppt werden könnte, hatte der Bauernverband gleich einen bahnbrechenden Vorschlag, er meinte nämlich, es sollten doch bitte 70% der Wildschweinbestände abgeschossen werden. Wildschwein tot, Problem gelöst. Bauernregel eben.

Dass es mit dieser Bauernschläue aber nicht allzu viel auf sich hat, ist bei etwas genauerem Hinsehen deutlich. Zum einen ist es so, dass Wildschweine zwar dieses Virus in sich tragen können, andererseits sterben sie aber auch schnell daran. Wildschweine sind ortstreu, ziehen also nicht weit durch die Lande. Insofern erledigt sich die Schweinepest in der Regel vor Ort gewissermaßen automatisch, wenn nämlich ein Rudel von Wildschweinen, das diesen Virus in sich trägt, von selbst stirbt.

Problematischer sind dagegen weggeworfene Essensreste, besonders an den Fernverkehrsrouten, die von Osteuropa nach Zentraleuropa führen. Und hier ist es deutlich, dass es natürlich nicht primär Wildschweine sind, die auf diesen Routen entlang spazieren, sondern Autofahrer und LKW Fahrer. Würden sie ihre Essensreste nicht wegschmeißen, könnten Wildschweine diese auch nicht fressen und sich somit an infizierten Nahrungsmitteln nicht die Schweinepest holen.

Hinzu kommt, dass beispielsweise in Deutschland Schweinemastbetriebe weitgehend hermetisch abgeriegelt sind. Nur Menschen mit Spezialausweis kommen dort herein, das heißt, auch ein Virus kann dort eigentlich nicht hineinspazieren spazieren, zumindest sofern nicht eine kontaminierte Ladung von Schweinen dort mit LKW angeliefert werden würde. Was aber sicherlich im Vorfeld gut kontrolliert wird.

Sollte in einem Gebiet die Schweinepest auftreten, werden jedoch alle darin befindlichen Schweinemastbetriebe aufgefordert, die Schweine zu keulen, also zu töten. Auch Betriebe, bei denen alle Schweine völlig gesund sind, schließen sich dem an, weil sonst die Versicherung im Falle einer späteren Infektion nicht zahlen würde. Hier liegt also das Problem im System, wenn gesunde Schweine getötet werden müssen, nur, um keine finanzielle Nachteile zu erleiden.

Last but not least haben übrigens die Bauern mit dazu beigetragen, dass Wildschweinbestände sich in der Vergangenheit vermehrt haben. Denn die Bauern bauen vermehrt Mais an, der einerseits als Futtermittel, andererseits für Biogasanlagen verwendet wird, wobei Maisfelder Wildschweinen zum einen eine gute Deckung bieten und zum anderen sie auch komfortabel ernähren.

Da Wildschweine Allesfresser sind und im Wald somit ziemlich alles abgrasen, was es da zu fressen gibt, wäre es zwar nicht verkehrt, wenn die Populationen etwas geringer wären, aber sie im großen Rahmen abzuschießen, wie der Bauernverband forderte, macht wenig Sinn.

Diese Ausführungen kann man hier noch einmal genauer nachlesen.

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