Menü Schließen

Das Colibri stirbt aus

In München gibt es eine Kneipe, die heißt Colibri. Genauer gesagt, es gab sie. Denn es gibt sie noch genau eine Woche lang. In ihr bekommt man Spaghetti für etwa 5 €, was für München unsagbar günstig ist. In ihr bekommt man ein Bier für etwa 2 €, was für München etwa, Sie ahnen es schon, unsagbar günstig ist. Es ist keine Kneipe, die irgendwie durchgestylt ist, sondern es ist eine, die gewachsen ist. Eine dieser wenigen, letzten, noch vorhandenen, alternativen Kneipen. Seit 45 Jahren gibt es sie schon. Der Mann am Tresen erzählt uns davon, dass diese Kneipe eben in einer Woche geschlossen werden soll. Die Mieter über der Kneipe wollten sie nicht, sie stört die Nachtruhe von denen, die vor kurzem erst aus Norddeutschland neu hierher gezogen sind und das Geld für die Miete aufbringen konnten. Und der Investor bzw Vermieter will sie auch nicht. Somit wird es sie nicht mehr geben und diese Fotos auch nicht mehr. Nie mehr. Der Mann an der Theke, der seit 15 Jahren mit dabei ist und einiges schon getrunken hat, überlegt sich, wie es mit ihm weitergehen wird. Vielleicht wird er sich umbringen, sagt er. Wir hoffen, dass er dies nur von sich gibt, weil er schon etwas angetrunken ist. Wissen tun wir es nicht.

Ach so, Nachtrag, es stellte sich heraus, wie eigentlich schon vermutet, dass wir in einer gay Bar gelandet waren. Aber so what. Man braucht ja nicht immer von Toleranz zu reden und dann, wenn man in einer solchen Bar ist, sich irgendwie gegenteilig verhalten und Panik bekommen. Wir blieben da drin unbehelligt, der Mann an der Bar war freundlich, die weiteren beiden Gäste waren mit sich beschäftigt. Die Atmosphäre war entspannt und locker. Wie in jeder anderen Bar eigentlich auch. Warum sollte es auch anders sein? Es sind Menschen, die sich dort treffen in dieser Bar. Menschen.

Ähnliche Beiträge

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von god.fish

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen