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Griechenland in der EU halten!

Griechenland rein, Griechenland raus? Seit vielen Monaten steht die Frage im Raum, ob Griechenland aus der EU hinausfliegen soll. Dabei könnte das für die EU viel teurer werden.

Es ist offensichtlich so, dass verschiedene Regierungen in Griechenland immer wieder nötige Reformen verschoben beziehungsweise beiseite geschoben haben, um nicht die Wählergunst zu verlieren. Das kann so natürlich nicht weitergehen, da es ganz offensichtlich auch nicht funktioniert. Viele Bürger der EU bürgen mit ihrem Geld für Griechenland. Bis vor kurzem bürgte jeder Deutsche im Schnitt mit gut 1000 Euro für Griechenland, mittlerweile ist es bestimmt schon mehr. Es gibt einige Länder in der EU, in denen der Lebensstandard weit geringer ist, als in Griechenland, die aber trotzdem Reformen umsetzen, um ihren Lebensstandard innerhalb der EU zu erhalten und am Haus Europa mit zu bauen. Das sollte man so natürlich auch von den Griechen fordern. Dennoch ist es wohl so, dass die Finanzverteilung innerhalb Griechenlands auch nicht gerade gerecht ist, die armen bleiben arm, die Reichen im Wesentlichen reich, gestützt durch die jeweilige Regierung.

Würde die EU nun Griechenland ausschließen, wäre wohl das gesamte Geld der Hilfspakete verloren.

Allerdings ist Europa ja nicht nur eine Finanzgemeinschaft, oder sollte es zumindest nicht sein. Man brüstet sich hierzulande immer damit, auch eine Gemeinschaft der Werte zu sein. Griechenland ist die Wiege Europas, dort entstand die Demokratie, die auf Rom ausstrahlte und dann auf ganz Europa. Dort entstanden die grundlegenden philosophischen Gedanken, die bis heute Europa prägen. Sokrates fragte danach, was gut und was böse sei und wie man es erkennen könne, er legte den Grundstein zur Ethik. Platon formulierte grundlegende Gedanken zur Erkenntnistheorie, die er unter anderem in seinem Höhlengleichnis darstellte. Die vorsokratischen Naturphilosophen stellten grundlegende Überlegungen zum Wesen der Welt und der Natur an, Leukipp und Demokrit wirken bis heute nach als diejenigen Philosophen, die erstmals theoretisch die Atomtheorie formulierten. Allein diese geistesgeschichtliche Bedeutung Griechenlands verpflichtet.

Das wird allerdings nicht jedem der heutigen Bürger plausibel sein, da viele Bürger heute im Wesentlichen an wirtschaftlichen “Werten” im Wortsinn orientiert handeln. Schaffe, schaffe, Häusle baue. Besser, der Euro im Beutel klingt, als an irgendwen anders springt.

Schauen wir uns einmal die geopolitische Interessenlage an. Die USA haben Europa dazu angeregt und zu Recht gedrängt, unbedingt darauf zu achten, dass Griechenland im Euroraum bleiben möge. Geopolitisch bedeutet dies, dass Griechenland sonst in die russische Einflusszone geraten könnte. Zwar hat Russland sich mit der völkerrechtswidrigen Eroberung der Krim, die derzeit noch als Annexion bezeichnet wird, finanziell bereits mächtig übernommen, aber Putin geht es im Fall der Ukraine darum, die Ukraine straucheln und finanziell untergehen zu sehen. Ein möglicher Termin für den ukrainischen Staatsbankrott wird bereits im Juli vermutet, auch wenn es möglicherweise anders kommen kann. Auch bei Georgien 2008 war es ähnlich. Sobald ein Land des früheren Ostblocks sich nach Europa öffnen möchte, muss es mit Krieg und Zerstörung rechnen – durch den großen “Bruder” Russland.

Was hat das nun mit Griechenland zu tun? Nun, ein Sieg für Putin wäre eine schwache oder teils zerstörte EU. Griechenland wäre ein willkommener Happen, um dieses Ziel zu erreichen.

Man braucht wohl nicht zu fürchten, dass Putin Griechenland nun tatsächlich finanziell derart unterstützen würde, dass es völlig russisch geprägt werden würde, aber es würde schon reichen, wenn Griechenland zerfällt. Auch in Syrien verhinderte die russische Stimme beziehungsweise das russische Veto im Weltsicherheitsrat immer wieder, dass der Bürgerkrieg dort beendet werden konnte. Syrien ist ein Land, das kaum noch regierbar ist. Ähnliches könnte bei Griechenland nach einem Staatsbankrott auch geschehen. Und ein Land, dessen Staat zerfallen ist, ist ein gefundenes Fressen für Anarchie, mafiöse Strukturen, Gewalt und letztlich sogar Krieg. Der Zerfall Griechenlands könnte das Einfallstor eines Krieges sein, der sich ähnlich wie in der Ukraine gestaltet, der nämlich nach außen wie ein Bürgerkrieg aussehen soll, tatsächlich aber, zumindest im Fall der Ukraine, von Russland gesteuert ist. Ein solches Szenario würde für Europa unglaublich teuer werden, und zwar finanziell wie auch in Bezug auf Menschenleben. Zudem könnte es ein Brandherd werden, der womöglich noch auf andere Länder übergreifen könnte. Gering erscheint dazu im Vergleich die finanzielle Unterstützung der EU.

Derzeit geht es um Geld, in Zukunft könnte es um Menschenleben und die Sicherheit in Europa gehen. Was ist uns lieber? Zahlen oder kämpfen? Es ist die gleiche Frage, die sich Länder innenpolitisch immer wieder stellen müssen. Investieren wir in den sozialen Frieden, oder investieren wir in Polizei und Gefängnisse? Im Fall Griechenlands heißt es: helfen wir dem Staat, Staat zu bleiben, oder sollen wir die Folgen tragen und bekämpfen müssen, im schlimmsten Fall irgendwann militärisch? Bürgen wir lieber weiterhin mit einem nicht allzu großen Teil unseres Geldes, oder sind wir dazu bereit, möglicherweise irgendwann unsere Kinder, Enkel oder uns selber in einen militärischen Konflikt schicken zu müssen?

Ein Staat, der zerfällt, ist mit das gefährlichste, was uns und der EU passieren kann. Es muss alles daran gesetzt werden, dieses Szenario zu verhindern.

Und ja, da dies eine urgriechische Angelegenheit und das ureigenste Interesse Griechenlands ist, müssen natürlich auch die griechischen Regierungen doch wesentlich anders regieren, als bisher, nämlich die seit vielen Jahren verschleppen Reformen des Staatswesens endlich angehen.

Dann wird Griechenland in Frieden leben können und Europa auch. Der Frieden Europas wird weiterhin beispielhaft in die Welt ausstrahlen und für viele andere Länder Ziel und Sehnsucht zugleich sein und bleiben.

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