Schon bei der Wurst ist es nicht egal. Es heißt, sie werde unter Schutzatmosphäre verpackt. Schleicht sich hier ein “m” ein, ist es mit dem Genuß nicht mehr so weit her – SchMutzatmosphäre. Kleiner Buchstabe, große Wirkung. Ähnliches geschah auch in der frühen Kirche. Im 4. Jahrhundert stritt man darum, was denn wohl um das Jahre 30 herum geschehen sei. Bis heute ist es der Glaube, dass sich Gott dort gezeigt hatte. Er hatte – erstmals in der Geschichte – die bekannte Erfahrung des Todes durchbrochen und Jesus, der qualvoll gestorben war, nicht im “Reich der Toten” belassen.
Plötzlich lebte Jesus wieder, der Glaube ist bis heute der, dass Gott ihn tatsächlich auferweckte. Dieser Glaube hängt sehr mit dem zusammen, was Jesus zu Lebzeiten verkündet hatte.
Um 325 nun fand in Nicaea ein Konzil statt, in dem es auch um einen einzigen Buchstaben ging. Das griechische Wort dazu heißt: homoousios – oder : homoIousios.
Ersteres bedeutet: wesenseins. Jesus hat das gleiche Wesen wie Gott. Gott selbst ist hier gestorben.
Zweiteres bedeutet: wesensgleich, wesensähnlich. Gott hat ein Wesen erschaffen, das ihm ähnlich ist.
Durchgesetzt hat sich ersteres. Hier ist tatsächlich Gott gestorben – und auferstanden. Das klingt nun für Nichtchristen doch aber relativ befremdlich. Der tiefere Grund für diese Annahme liegt jedoch in der Ansicht über die Auferstehung, durch die die Gotteskenntnis Jesu gleichsam bestätigt wurde. Jesus nannte auch Gott seinen Vater, er markierte bereits zu Lebzeiten ein spezielles und neuartiges Gottesverständnis.
Hat sich nun um 325 und einige Jahrzehnte später nur Interessenpolitik durchgesetzt ? Dies mag man einerseits gerne unterstellen. Denn zu der Zeit fand ein Umbruch statt in der römischen Politik, das Christentum wurde nämlich unter Kaiser Konstantin zur Staatsreligion. Da der römische Staat von jeher auf religiösem Fundament ruhte und somit auch seine machtpolitischen Interessen besser legitimieren und durchsetzen konnte, war er durchaus daran interessiert, durch die neue Religion ebenfalls Unterstützung zu finden.
Allerdings greift die Diskussion um 325 auf eine lange Tradition zurück, die das Ereignis, das in Jesu geschah, thematisierte. Hier war man seit jeher der Auffassung, dass sich in Jesus Gott tatsächlich gezeigt hatte. Es gab zwar unterschiedliche Ansätze dazu, aber die Auffassung, dass Gott in Jesus tatsächlich von sich etwas preisgegeben hat, findet sich bereits sehr früh. Man ist auch hier schnell bei dem homoousios: Jesus ist irgendwo dasselbe, was Gott ist, die beiden haben das gleiche Wesen. Man kann somit sagen, Gott selbst war hier.
Auch die Erfahrung der Anhänger Jesu war eine, die eine gewaltige Massenbewegung in Gang setzte. Es war die Erfahrung, dass Jesus nicht im Tod geblieben war, dass er auferstanden war. Die Faktizität dieser Erfahrung wird dadurch wahrscheinlicher, dass die Anhänger Jesu, die “Jünger”, im Grunde nach dem Tod Jesu sämtlicher Hoffnung beraubt waren, und es zudem gefährlich war, sich nun noch zu der Jesusbewegung zu bekennen, deren “Anführer” ja aus mehr oder weniger politischen Gründen hingerichtet worden war. Man findet also eine Jüngerschar vor, die eigentlich alles andere erwartete, als das, was geschah. Ein bloßes In-Die-Welt-Setzen eines Gerüchts über die Auferstehung lag sicher nicht im Sinne der Jünger – es war zudem politisch brisant, ein solches Gerücht zu streuen. Vor allem aber wäre aus einem derartigen “Gerücht” kaum eine solch große Bewegung entstanden – zumal die Zeitzeugen in diesem Falle vehement widersprochen hätten.
Wie soll man sich aber dann eine Auferstehung vorstellen ? Es gibt hier verschiedene Ansätze. Einer ist der, dass das ganze Geschehen nur im Geiste der Jünger abgelaufen sei. Hier ist man der Meinung, dass Gott gleichsam in die Gedanken der Jünger hineingesprochen habe. Dieser Ansatz wird allerdings den neutestamentlichen Berichten nicht gerecht. Führt man zudem diese Auffassung weiter, dann ist man trotzdem an dem Punkt, dass man davon ausgeht, dass Gott in diese Welt hineinwirkt und eingreift.
Greift er aber ein, dann ist es letztlich wieder egal, ob er dies nur gedanklich tut, oder real und materiell – was durchaus auch für eine leibliche Auferstehung spricht. Entweder nämlich, Gott wirkt in diese Welt, oder er tut es nicht.
Dir Frage ist im weiteren Sinne auch die, ob es Gott gibt, oder nicht. Auch hier gibt es verschiedene Erkenntnismöglichkeiten. Wählen wir einmal die kosmologische: Hinter dem Urknall und der Vorstellung der Unendlichkeit – des unendlichen Universums (die Frage ist auch, ob die Unendlichkeit als solche überhaupt existiert) – muss eine Macht stecken, aus der dies alles hervorgegangen sein muss. Der Mensch kann nicht anders denken, als so, dass es einen Ursprung von allem geben muss.
Dieser Ursprung wird in Gott gesehen. Da man aber nicht viel über ihn wissen kann – sofern man nicht in eigenen philosophischen Gedankenspielereien steckenbleiben will, oder in eigenen Projetionen von Wunschgedanken – ist es ganz wesentlich, dass Gott etwas von sich selbst preisgibt. Dies ist – so der christliche Glaube – in Jesus tatsächlich geschehen.
Das Geschehen in Jesus bedeutet somit für jeden einzelnen Menschen, der diese Botschaft annehmen kann, dass Gott existiert – und dass er so ist, wie er sich in Jesus gezeigt hat: ein liebender Gott. Ein Gott, der ein vitales Interesse an jedem einzelnen Menschen hat und der nur ein Gebet weit entfernt ist. Gebet ist demnach nicht Selbstmeditation, auch nicht ein Reden ins Nichts hinein, sondern tatsächlich eine Art Gespräch.
Und tatsächlich – so der christliche Glaube – war Gott in Jesus hier, in der menschlichen Welt. Jesus war nicht nur ein Prophet, der göttliche Eingebungen hatte, sondern Gott hat sich in ihm tatsächlich gezeigt: homoousios – Jesus war vom Wesen her wie Gott.
Schwer zu glauben, oder ? Man kann das Ganze theologisch und philosophisch sehr weit ausdifferenzieren, glauben Sie uns das.
Aber mal andersrum gefragt: ein Urknall ist auch schwer zu glauben, oder nicht ? Ein Urknall, bei dem aus Nichts plötzlich Alles entstand. Nicht, dass diese Theorie abzulehen wäre, darum geht es nicht. Aber es geht darum, zu erkennen, dass die Wissenschaft dort endet, wo die Philosophie und die Theologie beginnen. Die Grenze der Wissenschaft ist derzeit im Grunde der Urknall. Die christliche Theologie antwortet darauf mit der Beantwortung der Frage nach dem Grund allen Seins: Gott. Und damit, wie er ist: dies hat er von sich preisgegeben – in Jesus.