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Von Egoismus und Altruismus

Wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt, so ein Sprichwort. Aber stimmt das?

Das Sprichwort passt zu gut in die Arbeitswelt, wo in manchen Unternehmen oder zumindest in manchen Etagen eine gewisse Ellenbogenmentalität gepredigt und gelebt wird.

Einerseits stimmt der Spruch, andererseits wäre die Welt ein ganzes Stückchen kälter, wenn es jeder so machen würde.

Wie sieht es aber mit dem Gegenteil aus, dem Altruismus? Wie wäre es, wenn jeder die eigenen Wünsche und Begehrlichkeiten zugunsten des anderen zurückstecken würde?

Hier ein kleines Beispiel.

Hast du Lust, zum Essen zu gehen zusammen?

Ganz wie du willst, hast denn du Lust?

Mir ist es egal, ich mache es von dir abhängig, wie schaut es bei dir aus?

Danke, das ist nett von dir, auch mir ist das egal, ich richte mich völlig nach dir. Nicht, dass dir da irgendetwas unwohl wäre.

Und so weiter. Übersteigerte Altruismus macht handlungsunfähig.

Ich denke, es ist ganz sinnvoll, sich beispielsweise an das zu halten, was Jesus im Doppelgebot der Liebe bereits formuliert hat, vor etwa zweitausend Jahren: Den Nächsten lieben wie sich selbst.

Das beinhaltet, prinzipiell altruistisch gegenüber dem Nächsten zu sein, um sich an gestern Wünschen zu orientieren.

Das beinhaltet aber genauso, sich selbst zu lieben, also auch ein gewisses Maß an Egoismus, oder neutraler formuliert, Selbstachtung zu haben, sich selbst also auch so zu behandeln, wie den Nächsten, den man ja lieben soll.

In dieser Abwägung zwischen beiden Polen bleibt man handlungsfähig und achtet trotzdem darauf, dass es allen gut geht.

Und eigentlich sollte man noch den ganz wesentlichen Vorspann mit hinzunehmen:

Man soll nämlich Gott lieben von ganzem Herzen.

Hier ist der Gott gemeint, wie er sich in der christlichen Theologie zeigt: kein strafender Gott, keine Rachegott, keiner, vor dem man Angst haben müsste.

Sondern der Gott, der gnädig ist, der gütig ist, der altruistisch ist bis in den Tod hinein am Kreuz, der sich den Menschen in Jesus zeigt und nicht von seiner Allmacht Gebrauch macht, als die Römer ihn hinrichten wollen, sondern es mit sich geschehen lässt.

Der Gott, der aus Liebe zu den Menschen all dies mit sich hat anstellen lassen, damit sie, die Menschen, ihn erkennen können. Und damit sie andererseits aber keine Angst vor ihm haben müssen. Denn einen Gott, der am Kreuz schnell mal von seiner Allmacht gebraucht hätte und die Römer in Schutt und Asche gelegt hätte, würde sicherlich die Welt in Angst und Schrecken versetzen. Wir Menschen wären dann nur noch Marionetten und müssten immer darauf achten, diesem Gott auch bloß zu gefallen.

So ist der Gott, der sich in Jesus vorstellt, nicht. Sondern er ist gütig und gnädig und liebevoll und nachsichtig. Er ist die Liebe.

Und wenn man an diesen Gott von ganzem Herzen glaubt, dann achtet man automatisch auch seine Geschöpfe, beispielsweise die Mitmenschen. Und dann fällt es einem leichter, mit den Mitmenschen anständig umzugehen. Und mit sich selber auch. Denn die Mitmenschen wie auch man selber sind nach christlicher Vorstellung zum Ebenbild Gottes geschaffen worden.

Mit dieser Vorstellung können Sie in die neue Woche gehen und ich wünsche Ihnen einen guten Tag heute.

Wundern Sie sich nicht, dass es am Schluss wieder theologisch wurde. Das haben sie doch erwartet von mir, nicht war?

Ich wollte Sie einfach nicht enttäuschen. Und mich auch nicht.

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