Deutschland besitzt etwa nur fünf beste Autofahrer. Der eine schreibt gerade diesen Artikel, der andere liest ihn gerade. Und dann gibt es noch die anderen drei, aber von denen hört man meistens nichts. Um ganz sicher zu gehen, dass du auch dazu gehörst, kannst du dir in Gedanken einmal die folgenden Fragen beantworten.
Hast du dein Auto auf der Autobahn auf der linken Fahrspur auch bei 190 km/h im Griff?
Nutzt du vielfach die Lichthupe, um andere, die versehentlich auf deine Überholspur fahren, rechtzeitig auf deine Geschwindigkeit aufmerksam zu machen?
Fährst du auf der linken Überholspur präventiv sicherheitshalber mal bis auf einen Meter auf, damit dem Vordermann klar wird, er soll sich bitte v********?
Wenn du gedanklich eine oder mehrere der drei Fragen mit ja beantwortet hast, dann ahnst du es schon, gehörst du zu den Verkehrsrüpeln. Rüpel klingt nicht schön, aber ich kann dich beunruhigen, es ist auch nicht schön. Denn jemand, der nicht rücksichtsvoll fährt, gefährdet sich selber, die Mitfahrer im Auto und natürlich auch diejenigen, die gar nichts mit dir zu tun haben, zufällig aber auch mal die Überholspur nutzen wollen, weil diese Spur für sie ja genauso da ist. Haben sie ebenfalls mit ihren Steuern bezahlt. Das ist alles kalter Kaffee. Kennst du bereits. Moralinsauer gewissermaßen. Neu ist, dass du es anders machen kannst. Ab Tempo 130 bist du richtig schnell, auch, wenn du das erstmal nicht so wirklich glauben kannst, bei 140 brauchst du nicht mehr weiter aufs Gas zu treten. Und schon gar nicht ins Smartphone zu schauen, es sei denn, Du möchtest mal deinen Schutzengel testen. Zwar könntest Du tatsächlich der Meinung sein, du seist ein sehr guter Fahrer, was aber auch daher kommen könnte, dass dir glücklicherweise eben noch nichts beim Blick auf das Smartphone, beim dichten Auffahren,beim Drängeln und beim Rasen passiert ist. Das muss natürlich nicht so bleiben. Okay, ich weiß schon, du bist einer der Besten. Aber auch die Besten erwischt es manchmal, denk mal an Michael Schumacher. Die Herausforderung ist eigentlich die, dass man die Kraft, die man hat, kontrollieren kann und nicht einsetzt. Wer ein schnelles Auto hat, das auch mal 220 fahren kann, braucht große innere Ruhe und Kraft, das nicht auszureizen, weil er weiß, es wird bei solchen Geschwindigkeiten immer Situationen geben, die man komplett nicht im Griff hat. Auch nicht einer der fünf besten Autofahrer wie du oder ich. Wenn du dich also einer richtigen und neuen Herausforderung stellen willst, versuchst du es mal ab heute auf diese Weise. Dich innerlich bremsen, obwohl du schneller könntest, Rücksicht nehmen, obwohl du es auch anders könntest, dich unwichtiger nehmen, obwohl es ein Leichtes wäre, dich wichtig zu nehmen. Dann gibt es weniger Verkehrstote und alle mögen dich lieber. Ist doch auch eine Sache. Und zwar eine, die ebenfalls eine gewisse Coolness besitzt, nämlich die Coolness des Understatements, die unerreichte Coolness der Untertreibung. Ich könnte ja, wenn ich wollte, aber ich brauche nicht. Und ich brauche nicht, weil ich es nicht nötig habe und es auch gar nicht will.
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