Christlich gesehen meint der Begriff Sünde die Trennung von Gott. Wenn ein Mensch nicht an Gott glaubt, koppelt er sich auch von dem daran angeschlossenen ethischen Apparat ab. Gewisse Normen und Regeln gelten für ihn also nicht automatisch, wie beispielsweise die zehn Gebote. Du sollst nicht töten, heißt es dort, was ein gläubiger Christ auch deswegen automatisch so als richtig unterschreiben würde, weil er ja weiß, dass der Mensch als Ebenbild Gottes konzipiert wurde. In jedem Mitmenschen begegnet einem gewissermaßen ein Gedanke Gottes. Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan, so wird Jesus wiedergegeben. Das heißt, neben der Trennung von Gott meint Sünde auch die Trennung von gewissen ethischen und moralischen Regeln. Was allerdings nicht automatisch heißen müsste, dass atheistisch ausgerichtete Menschen nicht hohen ethischen und moralischen Idealen verpflichtet sein könnten. Es meint aber, dass es zunächst einmal eine Abkehr von der christlichen Ethik bedeuten kann. Denn am Glauben hängt die Ethik mit dran und letztlich auch ein gewisses Menschenbild und Gesellschaftssystem. Dem Hinduismus beispielsweise ist das Kastensystem implementiert, wonach jeder Mensch mit seiner Geburt in eine gesellschaftliche Kaste hineingeboren wird, aus der er auch nicht mehr ausbrechen kann. Insofern prägt der Glaube das Gesellschaftssystem. Christlich gesehen besteht dagegen die Gleichheit aller Menschen, wie schon oben erläutert. Deswegen ist es nicht ganz egal, was man glaubt. Auch politische Ideologien können leicht eine Art von Glauben annehmen, der dann zwar keinen Gott hat, aber selbst zu einer Art Religion wird. Wenn man sich anschaut, was beispielsweise Lenin und Stalin für Verbrechen an der Menschlichkeit verursacht haben, oder auch Hitler, wird deutlich, dass es durchaus einen Unterschied macht, was man glaubt. Und in dieser Hinsicht bildet der christliche Glaube ein recht gutes Bollwerk gegenüber vielen negativen Ideologien, welche Menschen ungleich behandeln. Wer an den christlichen Gott glaubt, muss konsequenterweise auch mit den Menschen anständig umgehen. Natürlich gibt es auch im christlichen Bereich schwarze Schafe, aber im Prinzip ist es so. Liebe den Nächsten, wie dich selbst. Und vor allem, liebe deine Feinde. Damit radikalisiert Jesus die Nächstenliebe, dann wenn man seinen Feind lieben muss, muss man innehalten und nachdenken, wie das denn aussehen könnte. Man kann ihn nicht einfach mehr nur bekämpfen, sondern muss auch in ihm ein von Gott gewolltes Geschöpf sehen.
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