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Der Amokläufer von München

In und um das Münchner Einkaufszentrum Olympiazentrum und letzlich in ganz München herrschte gestern eine Art Ausnahmezustand, nachdem ein, wie mittlerweile bekannt ist, 18 Jähriger offenbar Amok gelaufen war. 9 Menschen hat er erschossen, danach dann sich selbst. 16 Menschen wurden verletzt, manche von ihnen schwer.
In der münchner Innenstadt bleiben heute die Geschäfte geschlossen, und wenn jemand einen Brief oder ein Päckchen abgeben will, wird er feststellen, dass dies auch für alle Postfilialen gilt.
Offenbar handelt es sich bei dem Täter um einen Einzelnen, der vermutlich eher geistig verwirrt war, als dass es sich um einen terroristischen Anschlag gehandelt hat.
Gestern hörte man ab etwa 18 Uhr überall in der Stadt immer wieder Martinshörner und Hubschrauber kreisen über den Wohngebieten. Man ging zu diesem Zeitpunkt noch von drei Tätern aus.
War der Täter verrückt? Zumindest wohl in dem Sinne, dass er aus den Werten herausgerückt war, welche eine Gesellschaft zusammenhalten. Ein wichtiger Grundsatz ist, dass Menschenleben wertvoll sind.

Angesichts der vorhergehenden Terroranschläge in Frankreich, Brüssel und auch in einem Regionalzug in der Nähe von Würzburg ging man zunächst davon aus, es könnte sich um einen Terrorakt handeln. Da Terror jedoch im eigentlichen Sinne Schrecken bedeutet, handelt es sich hier natürlich auch um einen Akt, der Angst und Schrecken verbreitete.
Im Angesicht des Leids auf der Welt kommt bei gläubigen Menschen schnell auch immer die Frage auf, wie Gott so etwas zulassen kann. Man muss hier wohl unterscheiden. Dinge, die Menschen selber machen, können Gott wohl nicht angelastet werden, wie in diesem Fall. Dennoch bleiben Menschen, vor allem die Angehörigen, mit quälenden Fragen zurück. Warum sie? Warum konnten sie nicht gerettet werden?
In unserem Menschenleben werden wir auf diese Fragen keine Antwort finden, so bitter das ist. Im Buddhismus tut man sich mit derartigen Vorkommnissen von Haus aus etwas leichter, da dort davon ausgegangen wird, die Welt sei schlecht und man müsse einen Weg finden, um ihr zu entrinnen und letztlich den ewigen Kreislauf der Wiedergeburten zu verlassen und zu verlöschen, also ins Nirvana einzugehen.

Im christlichen Bereich kann man mit Leibniz argumentieren, dass diese Welt, in der wir leben, die beste der möglichen Welten ist, zumindest dann, wenn es Menschen gibt. Gott hätte die Menschen prinzipiell ja auch anders erschaffen können, aber dann wären es eben keine Menschen mehr. Allerdings ist bei Leibnitz diese Vorstellung dynamisch  formuliert, nicht die Welt, wie wir sie jetzt sehen, ist die beste, die möglich ist, sondern das Potenzial, das in ihr steckt. Hier stellt sich auch die Frage, woher das Böse in der Welt denn eigentlich kommt. Wie oben schon angedeutet, findet  man auch in der Bibel die Vorstellung, dass jemand aus dem Lot geraten ist, also aus der Mitte gerückt ist, wenn er sich nicht mehr an wesentliche Vorgaben der Gesellschaft anbindet. In der Bibel wird damit der Gottesbezug gemeint. Wer eng an Gott gebunden ist, weiß um den Wert des Lebens und darum, dass jedes Mitgeschöpf und ganz besonders jeder Mitmensch ebenfalls ein von Gott erschaffenes Wesen ist, das es unbedingt zu respektieren und zu achten gilt. Das ist eine der Grundlinien in der Bibel.
Fraglich ist auch, wie Gott denn mit so einem Täter Verfahren wird. Landet er dann in ewiger Verdammnis? War er denn bei klarem Verstand, als er seine Tat beging? Ist er letztlich völlig für das verantwortlich zu machen, was er getan hat? Eine Frage, die wir als Menschen wohl kaum beantworten können. Im Moment herrscht hier in München noch eine ausklingende Angst, die sich allmählich in Wut verwandeln dürfte.

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