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Hoch hinaus und tief verwurzelt: Ein Märchen von Freiheit und Bodenhaftung

Rapunzel und die Runkelrübe, auf den ersten Blick zwei ungleiche Charaktere aus der Welt der Märchen und Volkserzählungen, bei genauerem Hinsehen jedoch vereint in einer tiefgründigen Metapher der menschlichen Existenz.

Könnte es sein, dass Rapunzel, mit ihrem Turm als Kerker und ihrer langen Haarleiter, die Sehnsucht nach Freiheit symbolisiert, während die bodenständige Runkelrübe das Sinnbild für das Nährende, Erdende ist? Beide verstricken sich in einem Netz aus Überleben und Wachstum. Die Haarpracht Rapunzels, die in die Höhe strebt und verlockend herabhängt, lockt den Prinzen an, so wie die Runkelrübe in der Erde wurzelt und den Bauern mit ihrer Ernteerwartung anzieht.

Es geht um mehr als nur Märchenfiguren; es geht um die menschliche Natur. Wir sind sowohl Rapunzel als auch die Runkelrübe. Wir suchen die Freiheit in den Lüften und die Sicherheit im Boden. Wir sehnen uns danach, aus unserem Turm zu entfliehen, und zugleich ersehnen wir die Geborgenheit, die nur eine solide Wurzel uns bieten kann.

So finden wir in diesen beiden scheinbar disparaten Gestalten ein gemeinsames Thema: das ewige Ringen des Menschen zwischen dem Streben nach dem Himmel und der Verhaftung in der Erde, zwischen dem Traum und der Tat. Ist es nicht diese Zerrissenheit, die uns zu tiefgreifender Poesie und, ja, auch zum Rap – dem musikalischen Ausdruck unserer Zeit – treibt? Wer hätte gedacht, dass Rapunzel und die Runkelrübe, so märchenhaft unvereinbar sie erscheinen mögen, uns einen Spiegel vorhalten, in dem wir die Dualität unserer eigenen Existenz erkennen können.

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