Schaumküsse oder Schokoküsse nennt man sie heute, früher nannte man sie anders. Nämlich nach ihrer dunklen Hautfarbe. Manch einer hält die heutige Umbenennung für übertrieben, aber andererseits ist das, was man durch Sprache transportiert, auch irgendwo immer gesellschaftbildend. Und es ist auch nicht auszuschließen, dass früher möglicherweise tatsächlich ein latentes Ressentiment bis hin zu einem Alltagsrassismus in derartigen anachronistischen Bezeichnungen mitschwang, zumal ja die deutschen Verfehlungen in der Zeit zwischen 1933 und 1945 in einigen Köpfen sicherlich noch vorhanden waren. Und so macht es auch inhaltlich Sinn, dass man heute mit gutem Gewissen in einen Schokokuss beißen kann, meinetwegen auch in einen Schaumkuss, denn die Bezeichnung drückt hier korrekt das aus, um was es geht. Um eine Sache aus Schaum. Diese ist betont. Nicht die Hautfarbe.
Ich halte das für falsch. Meiner Meinung nach müssten ansonsten Amerikaner, Hamburger, Berliner, Zigeunerschnitzel, Jägerschnitzel…. und und und genauso umbenannt werden. Außerdem ist es doch auch etwas Gutes, wenn man leckere Speisen nach jemandem benennt – das zollt doch eher von Respekt als von Respektlosigkeit…zumindest sehe ich das so.
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Einerseits ja. Allerdings kann man gewisse Dinge ändern, z.b. seine Staatsbürgerschaft. Man braucht nicht immer Amerikaner zu sein, nicht immer Berliner, man muss auch nicht immer als Zigeunerleben und Jäger zu sein ist ohnehin nur ein Hobby, die man einmal nachgehen kann und einmal nicht. Dagegen eine Hautfarbe zu haben ist nichts, zu dem man ja oder nein sagen könnte. Drum finde ich schon, dass das eigentlich ein Sonderfall ist.
Also ist es schlecht, etwas Schönes, Leckeres nach jemandem zu benennen der sich nicht verändern kann, aber nicht schlecht, wenn es nach jemandem benannt wird, der z. B. seine Staatsbürgerschaft, seinen Ort wechseln könnte? Mich würde interessieren, wie die Betroffenen es sehen.
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Naja, ich vermute, dass kann man nicht grundsätzlich so sagen. Allerdings ist es geschichtlich ebenso, dass es für viele Menschen nicht gerade leicht war, eine dunkle Hautfarbe zu haben, zumindest nicht in der westlichen Welt. Würde man einen Schokokuss aufgrund seiner inneren weißen Farbe als Bleichgesicht benennen, würden sich Westeuropäer vielleicht wundern, aber nicht in derselben Weise möglicherweise herabgesetzt fühlen. Allerdings, finde man es so toll, Bleichgesichtküsse zu essen?
In den 70er und 80er Jahren groß geworden wuchsen wir mit Negerkuss und Mohrenkopf auf. Das war die Süßigkeit. Punkt. Undifferenzierte Begrifflichkeiten der Kinder. Und es gab Neger. Diese Worte waren für uns Standard, aber im Westen der Republik in unserem Düsseldorfer Umfeld ohne eine Wertung von Menschen und Personen. Eine Achtung erlernten wir vor allen Menschen zu haben, Schule, Freundeskreis und Familie. Eine Verbindung zwischen Schaumkuss und Dunkelhäutigen Menschen gab es schlicht niemals. Für mich überzogen und in Düsseldorf haben wir Bleichgesichterküsse im Brötchen als „Fortunabrötchen“ gefuttert. Gruß
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Die Sicht kann ich schon nachvollziehen, weil ich auch in den Siebzigern geboren wurde. So ganz richtig ist so eine Bezeichnung aber trotzdem nicht, weil Worte ja auch immer eine Einschätzung mittransportieren. Will man das?
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