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Des Big Macs formidable, geheimnisumwitterte Soße

Wer vor kurzem noch in die kulinarischen Hallen der Fastfood-Kette McDonald’s eintauchte, konnte auf dem Karton-Cover das Geheimnis des Erfolges des Flaggschiffs dieses Restaurants kennenlernen. Es war der Big Mac, der aus rein natürlichen, biologischen Zutaten zusammengebaut wird, bestes Fleisch, gesalzen mit einer Priese natürlichem Salz, ein paar Sesamkörnchen, frischestem Salat und der ins mythischen überhöhten und unter Verschluss gehaltenen Big Mac Soße. Gedanklich breiteten sich Bilder aus von einem Jamie Oliver, der hinab stieg in die Tiefen seines exklusiven Speiselabors, um dort die Soße, die allen Unterschied macht, mit erlesenen Kräutern, seltenen Gräsern, feinsten Zutaten und einer großen Portion von exklusivem Können zu kredenzen. Eine Soße, so mächtig und geschmackvoll, dass sie von dort sogleich durch private Wachdienste in die einzelnen McDonald’s Filialen verbracht werden musste, wo sie hinter meterdicken Tresortüren lagert, um von speziell ausgebildeten und ethisch hochstehenden Leiharbeitern mit garantiertem Mindestlohn portionsweise auf die Big Macs gestrichen zu werden. Zudem entwickelt sich bei dem Leser das Bild einer mächtig und zutiefst geschützten Bundesbank für Big Mac Soßen, in der überschüssige Soßen gelagert, gehandelt und schließlich an die Filialen zum danach lechzende Kunden ausgeliefert werden.

Nun mag das nicht jeden stören, vor allem kaum diejenigen, die Fastfood lieben. Für alle anderen ist die Soße ohnehin nicht gedacht und der Werbehohlsprech auch kaum appetitanregend.

Eine ganz andere Form der Werbung findet man beispielsweise, wenn man handelsübliche Tankstellen betritt, um dort möglicherweise sein Benzin oder Diesel zu bezahlen, womöglich aber auch einfach seiner Sucht nach Nikotin gerecht zu werden und Zigaretten zu kaufen. Eine Marke hat sich dort ein besonders hinterhältiges Konzept ersonnen, welches in dem einen kurzen Satz zusammengefasst ist: you decide.

Nun ist es so, dass Süchtige natürlich überhaupt nicht entscheiden können, schon gar nicht, wenn sie am Tresen stehen und von hunderten Zigarettenschachteln freundlich angelächelt werden. 

Wenn auch Fastfood die Tendenz hat, nicht gerade schlanke Körper zu erzeugen, so hat Nikotin in Kombination mit Zigarettenrauch sogar eine offenkundig ungesunde Wirkung. Insofern gibt es hier sicherlich eine Abstufung innerhalb der Werbung, wonach die göttliche Sauce zwar in sich und in ihrem Anspruch doch etwas von ihrer Einzigartigkeit verliert, sobald man sie genauer analysiert, wobei aber bei den Zigaretten die Behauptung, der süchtige Konsument würde über seine Handlungen autonom entscheiden können, schon ins Zynische geht. Dem Werbetexter ist nichts zu obszön.

Wir wünschen guten Appetit.

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