Für mich war es einer der wichtigsten Knackpunkte zu verstehen, dass Heilung ein Teil der Erlösung ist, die Christus für uns erwirkt hat. So lange man das nicht weiss, wird man sich immer die Frage stellen müssen, ob es gerade jetzt Gottes Wille ist zu heilen. Viele Christen glauben, dass Gott heilen kann (schliesslich ist er ja allmächtig) und manchmal, nach seinem unergründlichen Ratschluss auch tatsächlich heilt.
Wer so glaubt, der wird immer ein „wenn es Dein Wille ist“ an seine Gebete dranhängen und das Ergebnis der Sache bei Gott lassen. Oft sind solche Gebete schlicht Unglaube und sehr halbherzig. Manchmal ist es aber auch die bange Frage eines Glaubenden: „Willst Du mich heilen?“ Diese Frage steht so schon in der Bibel. In Matthäus 8 spricht Jesus mit einem Aussätzigen. Dieser sagt: „Herr, wenn du willst, kannst du machen, daß ich rein werde.“ (Vers 2). Die Antwort, die Jesus ihm gibt ist dieselbe, die er auch heute noch jedem geben wird, der ihm ernsthaft diese Frage stellt: „Ich will es – werde rein!“
Der deutlichste Vers der im Neuen Testament Gottes Heilungswillen zeigt, ist 1.Petrus 2,24. Mit Recht ein berühmter Vers den jeder, der sich mit Heilung beschäftigt auswendig können sollte:
Er hat unsere Sünden mit seinem Leib auf das Holz des Kreuzes getragen, damit wir tot seien für die Sünden und für die Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr geheilt. (1.Petrus 2,24)
Es wird den Heilungsgläubigen vorgeworfen, diese Stelle aus dem Zusammenhang zu reissen. 1.Petrus 2,24 drehe sich nicht um körperliche Heilung sondern um Sündenvergebung, was gerade der Anfang des Verses auch nahezulegen scheint. Gegen diese Auslegung spricht einiges. Zunächst einmal, dass ein Wort für „geheilt“ verwandt wird, das eindeutig körperliche Heilung meint: iaomai. Das Wort taucht 26 mal im Neuen Testament auf und davon nur viermal nicht im Zusammenhang mit einer Heilungsgeschichte[1]. Von diesen viermal zitieren drei (Matthäus 13,15; Johannes 12,40 und Apostelgeschichte 28,27) eine Prophezeiung aus Jesaja 6,9f: Geh und sag diesem Volk: Hören sollt ihr, hören, aber nicht verstehen. Sehen sollt ihr, sehen, aber nicht erkennen….
Johannes 12,40 stellt dieses Zitat auch noch klar in einen Zusammenhang mit Heilungen. Damit bleibt eigentlich nur noch eine Stelle übrig, bei der man es unter Umständen anders sehen könnte wenn man die Stelle durch die Brille einer bestimmten Theologie hindurch auslegt: 1.Petrus 2,24. Allein das verwendete Wort sollte es extrem nahelegen, dass es hier um (körperliche) Heilung geht.
Warum sind dann in dem Vers Heilung und Sündenvergebung in einem Atemzug zusammen gennant? Das ist es ja, was manchen Bibelauslegern hier scheinbar Probleme macht und ihnen den Zusammenhang der Errettung suggeriert. Nun, 1.Petrus 2,24 ist ein Zitat. Petrus zitiert hier Jesaja 53:
3 Er wurde verachtet und von den Menschen gemieden, ein Mann voller Schmerzen, mit Krankheit vertraut. Wie einer, vor dem man das Gesicht verhüllt, war er verachtet; wir schätzten ihn nicht.
4 Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen. Wir meinten, er sei von Gott geschlagen, von ihm getroffen und gebeugt.
5 Doch er wurde durchbohrt wegen unserer Verbrechen, wegen unserer Sünden zermalmt. Zu unserem Heil lag die Strafe auf ihm, durch seine Wunden sind wir geheilt. (Jesaja 53,3-5)
Auch Jesaja bringt Heilung und Sündenvergebung zusammen. Er sah in einer prophetischen Vision das, was wirklich am Kreuz geschah.
Wer den Film „the passion of the christ“ gesehen hat, der weiss, was Jesus im Sichtbaren zu leiden hatte um die Grundlage unserer Errettung zu bezahlen. Wir sind um keinen geringen Preis erkauft. Dennoch kann der Film nicht den wirklichen Horror des Kreuzes zeigen. Das eigentlich Schreckliche spielte sich nicht im Sichtbaren ab sondern im Unsichtbaren. Wer mit geistlichen Augen die Kreuzigung miterlebte hätte gesehen, wie Jesus von einem Moment zum anderen zur Sünde selbst gemacht wurde (2.Korinther 5,21). Er hätte gesehen, wie Gott selbst sich von seinem Sohn abwenden musste, weil auf einmal nichts Menschliches und Gutes – geschweige denn Göttliches – mehr in ihm war (Matthäus 27,46). Und er hätte nicht nur das gesehen, was uns so oft gepredigt wurde, dass es uns heute so selbstverständlich erscheint. Er hätte gesehen, wie Gott alle Krankheit der Welt auf Jesus lud. Jede Erbkrankheit, jede Erkältung, jeden Krebs, AIDS, alle Krankheiten der Welt hingen in diesem Moment im Körper Jesu Christi am Kreuz. Da hing kein Mensch mehr, deshalb schrieb Jesaja, dass man Gesicht vor ihm verhüllte, nicht, weil Jesus so hässlich war sondern weil Jesaja ihn in einem Moment gesehen hat, in dem nichts menschliches mehr war an dem, was da am Kreuz hing.
Für mich ist Jesaja 53 die ergreifendste Schilderung der Kreuzigung, die wir überhaupt haben. Es ist die einzige, die in solchen Details zeigt, was geistlich abging, als Jesus starb. Ich kann nur jedem empfehlen, dieses Kapitel immer wieder zu lesen.
Nun werden immer noch Leute sagen, dass auch Jesaja 53 sich auf Sündenvergebung bezieht und „Heilung“ hier symbolisch gemeint ist für die Wiederherstellung des Menschen der unter die Sünde verkauft war.
Auch diesen Menschen kann geholfen werden wenn sie sich ernsthaft auf Gottes Wort einlassen und sich von der Schrift überzeugen lassen.
Es gibt eine Begebenheit bei der Jesu Jünger diese Prophezeiung des Jesaja einfiel. Das geschah nicht bei einer Evangelisation, als viele Leute zum Glauben kamen. Sie dachten daran als sie Heilungen sahen:
16 Am Abend brachte man viele Besessene zu ihm. Er trieb mit seinem Wort die Geister aus und heilte alle Kranken.
17 Dadurch sollte sich erfüllen, was durch den Propheten Jesaja gesagt worden ist: Er hat unsere Leiden auf sich genommen und unsere Krankheiten getragen. (Matthäus 8,16-17)
Damit sollte eigentlich auch der letzte Zweifel auszuräumen sein, dass es sich bei Jesaja 53 wirklich um körperliche Krankheiten handelte, die Jesus mit ans Kreuz nahm. Wenn es sich in der zitierten Stelle um Krankheiten handelte, dann auch in den Stellen, die jeweils Jesaja 53 zitieren!
Das Evangelium in zwei Versen
Es gibt im griechischen Text des Neuen Testamentes drei wichtige Worte für heilen, bzw. Heilung: iaomai, therapeuō und sōzō. Sōzō ist das Wort mit der umfassendsten Bedeutung, es heisst „erretten“, „heilen“, „bewahren“, „helfen“ und „intakt erhalten (einer inneren Struktur)“. Es ist zugleich das häufigste Wort für heilen und Heilung im Neuen Testament – zusammen mit der verstärkten Form diasōzō taucht es etwa 112 mal im Neuen Testament auf.
Man könnte sagen, dass sōzō „retten“ im umfassendsten Sinne des Wortes bedeutet, als alles, wovon uns Jesus errettet hat und wovon uns Gott frei sehen will: Gebundenheit, Krankheit, Armut.
Damit kann man das Evangelium in zwei Versen zusammenfassen:
Denn Gott hat die Welt so sehr geliebt, daß er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat.
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet [sōzō] wird. (Johannes 3,16-17)
Diese beiden Verse sagen alles aus, was wir meinen wenn wir vom Evangelium reden: dass Jesus dafür gestorben ist dass wir Rettung im umfassendst möglichen Sinne des Wortes erleben können! Halleluja!
Eigentlich reichen diese beiden Verse um Gottes Absicht und seine Ansicht über Heilung zu zeigen. Ebenso wie er nicht will, dass ein Mensch verloren geht, will er nicht, dass ein Mensch krank ist oder leidet. Gottes Wille für uns ist vollkommen gut.
Diese gute Absicht Gottes hat Jesus mit unzähligen Heilungen während seiner Erdenjahre über Zweifel erhaben gezeigt. Wenn Du an die Autorität der Schrift glaubst, dann weißt Du, welchen Stellenwert Heilung in Jesu Dienst eingenommen hat. Jesus und auch die Apostel haben ständig geheilt, es war ihre Hauptmethode um sich als Diener Gottes auszuweisen und die Menschen auf die Verkündigung des Evangeliums vorzubereiten.
Wenn Du daran glaubst, dass die Bibel Gottes Wort ist, dann gebe ich Dir noch zwei weitere Stellen, die beweisen, dass Gott gerade Dich (und jeden anderen) jetzt heilen will. Diese beiden Stellen allein sollten ausreichen um Dich zu motivieren, Deine Heilung einfach zu nehmen.
Bei ihm [Gott] gibt es kein Ansehen der Person. (Epheser 6,9)
Wenn es bei Gott kein Ansehen der Person gibt, dann muss er das, was er für einen Menschen getan hat auch für jeden anderen tun. Wenn Gott in der Bibel Menschen geheilt hat, dann muss er auch heute Dich heilen wollen, oder es wäre ein Ansehen der Person bei ihm.
Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in Ewigkeit. (Hebräer 13,8)
Wenn Jesus sich nicht geändert hat, eine Aussage, die auch das Alte Testament bestätigt: Maleachi 3,6, dann heilt er auch heute noch.
Beide Aussagen zusammen genommen sollten Grund genug sein für Heilung zu glauben.
[1] Matt 8:8, 13; 13:15; 15:28; Markus 5:29; Luke 5:17; 6:18f; 7:7; 8:47; 9:2, 11, 42; 14:4; 17:15; 22:51; John 4:47; 5:13; 12:40; Acts 9:34; 10:38; 28:8, 27; Heb 12:13; Jas 5:16; 1 Pet 2:24.
Lesen Sie auch:
Heilung V – Das Evangelium I – Erlösung
Heilung IV – Das Reich und der Auftrag III – Kennzeichen des Reiches
Heilung III – Das Reich und der Auftrag II – die Spannung
Heilung II – Das Reich und der Auftrag
Heilung I – ausgewogene Theologie
Bild: © Rainer Sturm | pixelio.de
Jesus heilt noch, ja.
Doch wenn es bei Jesus nicht um einen Gottesmythos ging, der einem jungen charismatischen Juden angehängt wurde, wie im modernen Kurz-schluss gelehrt und gedacht wird, sondern der Logos, die in griechischer Welterkenntnis realisierte schöpferische Vernunft das Thema des Neuen Testamentes ist, somit das Wissen um das, was heute weltvernünftig wäre, der Sohn, sichtbare Wille und Weg Gottes ist.
Wird dann die Erlösung in Jesus durch genau die verhindert, die so viel darüber reden?
Bringt das Hochhalten eines Mythos, einer dogmatischen Behauptung echte Erlösung?
Welche Erlösung könnte sein, wenn nicht weiter nach wundersamen Erklärungen gesucht, vergeisterte Geschichten aufgetischt, sondern das natüliche evolutionöre Werden als schöpferisches Werk bzw. Wort und das was im Sinne der Zukunftsgestaltung/–optimieurung als vernünftig (nachhaltig ökologisch, ökonomisch, weltsozial…) erkannt wird, als anwesender Sohn bzw. Vergegenwärtigung schöpferischen Willens gesehen würde?
Doch wie soll der lebendige Jesus von der aufgeklärten Welt wahrgenommen werden, wenn seine Vertreter nur Vergeisterung jenseits der schöpferischen Vernunft betreiben?
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