Die Gewerkschaften haben für Freitag einen Warnstreik angekündigt. Der Flughafen München ist praktisch geschlossen deswegen, ebenso viele andere Flughäfen in Deutschland.
Die Gewerkschaften wollen für ihre Mitglieder mehr Geld, was man prinzipiell nachvollziehen kann. Aber 500 € mehr sollen es sein für jeden, monatlich. Und mindestens 10% mehr Gehalt.
Allein diese Forderung von 500 € mehr monatlich wirkt traumtänzerisch. Vielleicht trifft man sich dann irgendwo in der Mitte, aber eine gewisse Absurdität hat dieser immens hoch wirkende Betrag dann doch.
Nun gut, sollen sie streiken. Das Dumme ist nur, dass sie das nicht etwa gegen die Fluglinien und Flughäfen tun, sondern gegen die Kunden der Flughäfen und Fluglinien. Die Gewerkschaften nehmen an dieser Stelle also gewissermaßen normale Menschen, die am Freitag beispielsweise in die Faschingsferien fliegen wollen, in Geiselhaft, um Forderungen gegenüber den Arbeitgebern durchzusetzen.
Was einem bei Fluglinien vielleicht nur ein bisschen übel aufstößt, wenn man über die Sache mit den Geiseln mal genauer nachdenkt, stößt einem beispielsweise viel mehr auf, wenn man sich derartiges im Gesundheitswesen vorstellen würde. Dort würden dann nicht die Kunden der Fluglinien als Geiseln und Erpressungsmittel fungieren, sondern kranke Menschen, die Patienten.
Und spätestens hier merkt man, dass gewerkschaftliche Forderungen auch irgendwo ihre Grenzen haben bzw. zumindest die Mittel, um diese Forderungen durchzusetzen.
Und so ist es wohl auch bei dem Warnstreik am Freitag. In München beginnen die Faschingsferien, in Bayern. Aber auch im ganzen Land ist dies nun die klassische Karnevalswoche bis zum atschermittwoch, viele Menschen wollen von irgendwo nach irgendwo. Sie haben sich darauf verlassen, dass sie das mit den Fluglinien organisiert bekommen. Aber nein, diese können nicht, weil sie bestreikt werden. Es leiden hier jedoch in erster Linie wohl nicht die Fluglinien, sondern die Menschen, die reisen möchten oder reisen müssen. Sie sind Geiseln der Gewerkschaften. Die Gewerkschaften nehmen sie als Geiseln.
Denn es gäbe ja auch andere Möglichkeiten zu streiken. Man könnte beispielsweise unter regulären Arbeitswochen streiken, dann würde man damit die Unternehmen treffen. Darüber könnte man auch Druck auf die Fluglinien erzeugen, und zwar sogar einen nicht ganz geringen.
Wenn man aber gerade zu Beginn der Faschingsferien und der Hochzeit des Karnevals einen Streik ansetzt, dann richtet dieser sich eben an einem Freitag ganz besonders gegen Privatpersonen. Gegen Menschen wie dich und mich. Einen solchen Streik kann man dann persönlich nehmen. Man muss ihn sogar persönlich nehmen. Und man darf sich wirklich als Geisel fühlen, als eine Geisel einzig und allein zu dem Zweck, damit die Gewerkschaften ihre Ziele besser durchsetzen können. Wir sind das Mittel zum Zweck. Mehr nicht. Geiseln eben.
Die Gewerkschaften haben einen rücksichtslosen Tunnelblick nur für ihre eigenen Interessen und haben Mitte und Maß verloren.