Es passieren ja immer wieder die interessantesten Dinge im Leben und manchmal werden sie auch aufgeschrieben. So wie dieser Bericht gestern in unserer Heimatzeitung über einen Ort in unserer Nähe:
Platzverweis
„Einen Platzverweis von der Polizei gab es am Nachmittag im Ort für eine, wie es im Bericht der Polizeidirektion Lörrach heißt, “böse” Schwiegermutter. Die mischte sich ungefragt in den Streit ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns ein, obwohl der Konflikt so gut wie beigelegt war. Durch die Einmischung brach der Streit erneut aus und nahm an Schärfe zu. Da eine Eskalation drohte, riefen nacheinander der Ehemann und dann seine Frau bei der Polizei an und baten um Hilfe. Für die war die Sache rasch klar und mündete in einem Gespräch mit anschließendem Platzverweis für die Schwiegermutter. Danach entspannte sich die Situation ganz deutlich und die Polizei konnte wieder abrücken.“
Schloss für Mund
Und noch ein anderes Ereignis passt dazu. Wir schauen uns in der Freiburger Musikhochschule eine moderne Aufführung von Mozarts Zauberflöte an. Die Handlung zu Beginn nahm in etwa diesen Verlauf:
Auf der Flucht vor einer Riesenschlange läuft Prinz Tamino in die Irre, ruft um Hilfe und fällt erschöpft in Ohnmacht. Drei zauberhafte Frauen retten ihn und töten das Ungeheuer. Der Vogelfänger Papageno prahlt dem aus der Ohnmacht erwachten Tamino gegenüber, er habe das Untier getötet. Doch die drei Frauen kehren zurück, bestrafen den Prahlhans, indem sie seinen Mund mit einem Schloss verschließen, und geben sich als Damen aus der Suite der Königin der Nacht zu erkennen, in deren Land es den Prinzen verschlagen hat.
Einfache Regeln
In der Oper dachte ich: Wenn jede Lüge so einfach und direkt bestraft würde – ob es nicht sehr viele Menschen gäbe, die nicht mehr reden könnten, weil sie ein Schloss vor den Mund bekämen, ich eingeschlossen?
Oder Beim Familienstreit wird ein Platzverweis ausgesprochen – und schon deeskalieren die Spannungen und Befindlichkeiten, weil kein Öl mehr ins Feuer gegossen wird.
Positive Beispiele
Natürlich kann niemand, auch nicht alle Polizei der Welt, ständig in Konflikten eingreifen und die Sache regeln. Aber die Beteiligten könnten z.B. mal Streitpausen einlegen, damit die Emotionen abkühlen können und man das anschliessende Gespräch echt lösungsorientiert führt. Dazu braucht es Wertschätzung des Partners und den Willen dazu, Konflikte auf konstruktiv zu lösen.
Und bei Generationskonflikten helfen manchmal auch Beispiele wie bei Noomi und Ruth in der Bibel, die im Lauf ihres gemeinsamen Lebens eine echte Beziehung aufgebaut haben, die dann auch durch Stresssituationen hindurch trug.
Dem Anderen in Augenhöhe und Gleichwertigkeit zu begegnen erspart jede Menge Schlösser vorm Mund oder Platzverweise…
Foto: A. Meissner
