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Neuer Bio-Unterricht in Hessen?

NaturDer Vorstoß der hessischen Landesregierung, Sinnfragen über das “Warum” des Lebens in den Biologie-Unterricht zu integrieren, stößt nicht überall auf Begeisterung. Erst einmal ist festzuhalten, dass es ein sehr sinnvolles Unterfangen ist, neben den rein mechanischen und biologischen Abläufen des Lebens, auch Fragen der ethischen Verantwortung mit der Natur und ihren Sinn zu stellen. Die Frage nach einem ersten Grund allen Lebens ist eher metaphysischer Art als kausaler Art. Wenn man nämlich über den Anfang allen Lebens philosophiert, wird man schnell feststellen, dass man mit kausalem Denken nicht sehr weit kommt. Denn das, was nun existiert, muss ja irgendeinmal geschaffen worden sein. Aus dem Nichts kann logisch nichts kommen und kausales Denken würde in eine unendliche Kette zurückführen. Viele sehen dabei kein Problem, womit sie offensichtlich auch nicht zur Erklärung des Lebens etwas beitragen. Eine Endloskette würde in Erklärungsnot kommen, wo denn Materie generell herkommt. Denn, dass sie da, ist kaum zu bestreiten. Ewig kann sie kaum existieren, denn Materie unterliegt dem Prozess von Entstehen und Vergehen und ist eben somit nicht unendlich. Sie müsste sich dann schon selbst geschaffen haben, aber es ist eben unlogisch zu behaupten, dass etwas seinem eigenen Sein vorangehen könnte: Niemand von uns ist seiner Existenz vorausgegangen, um sich dann selbst zu schaffen. Die Frage ist nun, ob solche Fragen im Biologie-Unterricht sinnvoll aufgehoben sind oder nicht eher in den Religions-Unterricht gehören? Vieles spricht für die erste Variante, denn wenn man einen Anknüpfungspunkt der Philosophie zur Biologie schaffen will, ist es sinnvoller die Themen analog laufen zu lassen, weil die Schüler dann die Verbindungspunkte zwischen den beiden Thematiken schneller erfassen können. Es macht keinen Sinn, wenn der Religionslehrer auf das Bezug nimmt, was der Bio-Lehrer eine Woche vorher gelehrt hat und was kein Schüler mehr geistig präsent hat. Zum zweiten dient der Biologie-Unterricht heute dazu alle theistischen Vorstellungen der Wirklichkeit aus den Köpfen der Schüler zu verdrängen. Die Naturwissenschaft kann niemals die Nicht-Existenz von Gott beweisen, da Gott nicht dem Prinzip der Materie und dem Wirkungs-Ursache-Prinzip unterliegt. Es ist daher sinnvoll zu zeigen, dass die Naturwissenschaft für Gott offen ist und dass die Naturwissenschaft keine komplette Beschreibung der Wirklichkeit gepachtet hat. Die Philosophie befasst sich mit Prinzipien, wie Ethik und Liebe usw., die nicht kausal zu beweisen sind, sondern einen Appell an die Vernunft darstellen. Wer kann denn z. B. beweisen, dass es sinnvoll ist seine Eltern zu ehren?

1 Kommentar

  1. kamenin

    Nun, Materie/Energie unterliegt nicht dem Prozess von Entstehen und Vergehen, jedenfalls nicht innerhalb des Universums. Aber das ist sowieso Stoff der Physik und nicht der Biologie, und jeder engagierte Lehrer wird hier und da auch über philosophische Implikationen seines Faches diskutieren lassen.

    Wenn hingegen Religion unterrichtet werden soll, so liegt es an dem Religionslehrer, den wissenschaftlichen Stoff soweit nötig nochmal ins Bewusstsein zu rufen – es geht da ja auch nur um die absoluten Grundlagen, die eh nicht nach einer Woche aus dem Bewusstsein der Schüler verschwunden sein sollten, sonst wäre was im Unterricht falsch gelaufen. Es ist auch keineswegs so, dass irgendwo im Bio-Unterricht theistische Vorstellungen angegangen würden; es wird einfach der wissenschaftliche Kenntnisstand gelehrt. Eine meta-naturwissenschaftliche Diskussion, wie das mit einem/Deinem Gottesbild vereinbar ist, ist nicht Thema des wertneutralen Biologieunterrichts, eben weil er darüber keine Aussagen treffen kann – genau das ist ja der Grund, warum Religion und Philosophie als Schulfächer eingeführt worden sind.

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