Es ist wohl nicht so, dass die Menschen früher mehr Zeit gehabt hätten. Aber sie wurden einfach durch andere Dinge abgelenkt oder eingespannt. Früher wahrscheinlich hauptsächlich durch Arbeit. Heute durch Arbeit und unwesentliche Dinge.
Da ist die Kaffeemaschine. Sie will Wasser. Sie will Kaffeebohnen. Sie will gereinigt werden. Sie will entkalkt werden. Und dann will sie wieder Wasser und Kaffeebohnen.
Da ist das Auto. Es will AdBlue. Es will eine Reparatur. Es will eine Inspektion. Es will Sommerreifen. Winterreifen. Ganzjahresreifen. Wieder irgendwelche anderen Reifen.
Und da ist Facebook, unser vermeintlicher Freund. Ein netter cartoon. Noch ein witziger cartoon. Noch einer. Noch einer. Schnell mal einen witzigen Kommentar absetzen. Und noch einen. Und noch einen.
Und um Zeit zu sparen schreiben wir uns schnell mal über WhatsApp und Signal. Und weil das alles länger dauert, schreiben wir länger hin und her. Und denken, wir müssten mal wieder telefonieren. Mal wieder einen Menschen hören. Und solange, wie wir hin und her geschrieben haben, hätten wir schon längst telefonieren können.
Aber wir haben keine Zeit. Facebook. Die Kaffeemaschine. Das Auto. Instagram. Twitter. Die wollen doch alle bedient werden.
Und letztlich sind wir es, die bedient sind. Aber völlig. Und wir kippen abends müde vor den Fernseher, um nicht vor Facebook sitzen zu müssen. Und schlafen ein und sind bedient.
Unser Problem heute lautet: Wir lassen uns ablenken von Dingen, von denen wir glauben, sie seien gut für uns. Aber was wir glauben, ist nicht immer richtig. Manchmal ist es richtig falsch.
Und plötzlich ist unser Leben vorbei oder Menschen sterben und deren Leben ist vorbei und wir fragen uns, wie haben wir die Zeit genutzt, die uns und uns zusammen mit unseren Mitmenschen zur Verfügung stand, diese viele, viele Zeit? Und dann gehen wir in uns und sind beschämt und schauen erstmal in Facebook, um uns abzulenken. Und Instagram. Und Twitter. Und die Kaffeemaschine meldet sich auch schon wieder.
