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Die Logiklücke mancher deutscher Friedensaktivist*innen

Praktisch jeder will Frieden. Soweit könnte man der von Sahra Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten Demonstration letztes Wochenende zustimmen.

Praktisch jeder findet es gut, statt Waffen lieber Diplomatie sprechen zu lassen. Auch hier könnte man zustimmen.

Aber dann beginnt die Logiklücke der beiden Veranstalter*innen dieser Demo und auch vieler Menschen, die diesem Wunsch nach Frieden anhängen.

Ich mache es mal an einem Beispiel deutlich:

Stellen Sie sich vor, Räuber überfallen Ihr Haus, verwüsten es, so dass man dort fast nicht mehr leben kann, nehmen Ihr ganzes Geld mit, vergewaltigen Ihre Frau oder Ihren Mann, foltern und ermorden weitere Angehörige aus Ihrer nahen Verwandtschaft und verschleppen Ihre Kinder in ein fremdes Land, wo diese dann zwangsadoptiert werden, damit sie sich bloß nicht mehr an ihr zu Hause erinnern auf Dauer. Menschenraub also.

Nun sind Sie selber sehr pazifistisch veranlagt und rufen deshalb bei den Räubern an mit der Bitte, die Besetzung Ihres Hauses zu beenden, sodass Sie selbst dort wieder einziehen können, Ihre durch Menschenraub verschleppten Kinder wieder freizugeben und sich am besten noch der Justiz zu stellen, denn es bleibt ja noch die Frau bzw der Mann übrig, der vergewaltigt worden ist sowie Ihre gefolterten und ermordeten Angehörigen.

Sie wählen also den pazifistischen und diplomatischen Weg, um die Räuber auszubremsen. Diese allerdings haben, weil ihre Räuberei in Ihrem Haus und bei Ihrer Familie so erfolgreich war, mit diesem Konzept weitergemacht und in Ihrer Nachbarschaft und bereits in weiteren Städten dieselben Räubereien und Massaker veranstaltet und sehen aufgrund Ihrer freundlichen pazifistischen und diplomatischen Art auch überhaupt keinen Grund, weshalb sie mit ihrem unseligen Treiben aufhören sollten.

Aber weil Sie selbst eben Pazifist sind, wählen Sie den diplomatischen Weg, rufen die Räuber an und bitten um die oben genannten Dinge.

Wie wahrscheinlich ist es Ihrer Meinung nach, dass die Räuber auf Ihre freundlich und pazifistisch vorgebrachte Bitte eingehen?

Genau. Die Chancen liegen etwa bei 0%. Und das ist genau die Logiklücke der oben genannten Friedensaktivist*innen.

Sie wollen Frieden, sie wollen Diplomatie, aber sie haben kein Konzept, wie sie diese durchaus erstrebenswerten Ziele erreichen könnten. Denn wenn der Räuber nicht mitmacht, kann das Wollen noch so groß sein. Es bleibt dann beim Wollen.

Und solange die besagten Friedensaktivist*innen in dieser Logiklücke festhängen, macht der Räuber ungestört weiter mit seinem unseligen Treiben und seinen Raubzügen und Verschleppungen und Vergewaltigungen und Folterungen und Ermordungen. So lange, bis er vielleicht auch an der Haustür der Friedensaktivist*innen angelangt ist. Ob diese sich dann tatsächlich so pazifistisch in ihr Schicksal fügen, wie im Vorfeld und in Sicherheit von ihnen behauptet, wird ihr wahres Wesen offenbaren. Zumindest werden Sie spätestens dann die logiklücke in ihrer Argumentation erkennen.

Aber dann ist es zu spät. Sie haben dann Schuld auf sich geladen, weil sie es durch ihr mangelhaftes Konzept den Räubern ermöglicht haben, deren Treiben auf eine viel größere Anzahl von Menschen, als noch zu Beginn der Raubzüge, auszuweiten.

Deshalb: Wer Frieden will, muss die regelbasierte Friedensordnung durchsetzen, notfalls auch militärisch. Denn nicht der Verteidiger ist ein Kriegstreiber oder Aggressor, wie von manchen sogenannten Friedensaktivist*innen infam und zynisch behauptet, sondern der Aggressor und Kriegstreiber ist der Aggressor und Kriegstreiber. Ihm ist es nämlich natürlich durchaus bewusst, dass er durch seine Untaten gegen die regelbasierte Ordnung in massiver Weise verstößt, gegen das Völkerrecht.

Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen und als Quintessenz zu formulieren, die auch für alle Friedensaktivist*innen und Christ*innen gelten sollte:

Wer Frieden will, muss sich auch für den Frieden einsetzen. Gerne diplomatisch, aber wenn das aussichtslos ist, dann militärisch. Tut er das nicht, bremst er damit den Krieg nicht aus, sondern ermöglicht dem Aggressor, den Krieg als erfolgreiches Konzept zu betrachten und ihn auf weitere Länder auszuweiten.

Wenn man einem Aggressor pazifistisch entgegentritt, erhält man dadurch nicht weniger Krieg, sondern mehr Krieg.

Wer dies aber zulässt, mag für den Augenblick als pazifistisch gelten, tatsächlich aber hat er zu vertreten, dass das durch den Aggressor hervorgerufene Leid künftig um ein vielfaches multipliziert wird.

Noch einen christlichen Gedanken zum Schluss, der ganz zu Beginn der Genesis in der Schöpfungsgeschichte zu finden ist: aus Chaos schuf Gott Kosmos. Aus Chaos schuf Gott eine regelbasierte Ordnung. Und Gott sah, dass es sehr gut war.

Derjenige, der diese Ordnung, welche die Freiheit und die Würde eines jeden Menschen garantiert und respektiert, nicht wiederherstellen will, hat sich, auch, wenn ihn die besten pazifistischen Absichten leiten, nicht für Kosmos und Ordnung entschieden, sondern für Chaos.

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