Man steht in einer Schlange an und plötzlich drängelt sich einer vor. Man sagt zu ihm, entschuldigen Sie mal, hier stehe eigentlich ich.
Er, gebräunt, lässig, teuer gekleidet, leicht ergraute Haare, und wenn ich ihm gedanklich mal ein Klischee überstülpen darf: scheinbar ein Lebemann, meint: Sie stehen doch in der Mitte von zwei Schlangen.
Ich denke mir, okay, selbst wenn es so sein sollte, wäre es nicht angemessen, dann einmal zu fragen, in welcher von beiden ich stehe? So, wie der Typ das macht, ist es doch genau verkehrt herum. Sich irgendwo reindrängeln und dann behaupten, man habe ja woanders gestanden.
So kann im kleinen Streit entstehen. Wenn man nicht tief durchatmet. Ganz tief.
Warum? Weil die meisten Menschen immer nur ihren eigenen Vorteil im Blick und Sinn haben.
Und ehrlich gesagt, ja, ich habe mich bei beiden Schlangen am Check-In eingestellt, denn die Leute vor mir hatten das genauso gemacht. Diejenige Schlange, in der es weiterging, konnte dann ausgewählt werden. Und die beiden Schlangen standen so dicht nebeneinander, dass es offensichtlich war, wie das System funktionierte.
Der Typ wollte aber sein eigenes System haben, und zwar dasjenige, das ihm einen kleinen Vorteil verschafft.
Ohne ihn zu kennen, wundert es mich eigentlich nicht, dass er allein reist. Denn mit Familie und Partnerschaft funktioniert es so wohl nicht allzu gut, wenn man auf dem Ego-Trip durchs Leben reiten will.