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Olaf Scholz: „Putin wird den Krieg nicht gewinnen.“ – eine rhetorische Analyse

Bei einer Rede im Schloss Bellevue heute sagte Bundeskanzler Olaf Scholz in Bezug auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine einen Satz, den er so schon oft wiederholt hatte.

Er lautete heute so: „Ich bin sicher, Putin wird den Krieg nicht gewinnen.“

Diese Formulierung ist rhetorisch hochproblematisch, verletzt sie doch alle wesentlichen rhetorischen Prinzipien. Da der Bundeskanzler aber Berater haben dürfte, steht die Vermutung im Raum, dass dieser Satz absichtlich so formuliert wird, immer wieder.

Sollte die Aussage des Bundeskanzlers sein sollen, dass Putin den Krieg verlieren und die Ukraine ihn gewinnen soll, müsste Olaf Scholz den Satz ganz anders formulieren.

Momentan geht der Satz nach dem Komma so weiter: „Putin wird den Krieg nicht gewinnen.“

„Putin“ steht als Subjekt also ganz vorne und in betonender Endstellung folgt das Verb „gewinnen“. Auch, wenn der Inhalt des Satzes womöglich anders sein soll, bleibt für den Zuhörer im Kopf hängen: „Putin…gewinnen.“

Wenn der Bundeskanzler tatsächlich formulieren wollte, dass Putin diesen Krieg verlieren und die Ukraine gewinnen muss, müsste Olaf Scholz eigentlich auf das Verb „verlieren“ ausweichen. Will er sich darum aber weiterhin drücken, wonach es aussieht, müsste er zumindest die Wortstellung grundlegend ändern, nämlich wie folgt:

„Gewinnen wird Putin den Krieg nicht.“

Dieser Satz beginnt mit der zentralen Frage des Gewinnens, Putin verschwindet in der Mitte des Satzes und in zentraler Endstellung wird mit dem „nicht“ deutlich gemacht, wie der Krieg für Putin ausgehen wird.

Rhetorisch korrekt wäre allerdings, sofern Olaf Scholz dies überhaupt ausdrücken möchte, wenn er auf das Verb „gewinnen“ ganz verzichtet und das Verb verwendet, dass dort eigentlich stehen müsste:

„Putin wird den Krieg verlieren.“

Zwar steht Putin hier als Subjekt des Satzes auch in Frontstellung, allerdings wird durch das entscheidende letzte Wort, „verlieren“ , sehr deutlich gemacht, wie es Putin ergehen wird.

Rhetorisch noch korrekter wäre natürlich die folgende Formulierung:

„Putin wird den Krieg verlieren. Die Ukraine wird den Krieg gewinnen.“

Olaf Scholz jedoch wird mit seiner bisherigen indifferenten Formulierung wohl kaum Glaubwürdigkeit gewinnen.

Oder deutlicher: Olaf Scholz wird so an Glaubwürdigkeit verlieren.

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2 Kommentare

  1. Loki

    …. und so schleppen wir uns von Kriegstag zu Kriegstag. Milliardenwerte werden zu Schrott, menschliche Schicksale dezimiert. Warum ziehen Menschen in der heutigen Zeit eigentlich noch in einen Krieg ? Jeder sollte doch mit aller Bildung und dem unbeschränkten Zugriff auf Informationen wissen dass es immer nur Verlierer gibt. Wissen wir alles. Was sind das für Menschen, diese russischen Soldaten, die für Geld ( oder unter Zwang ) „Krieg machen“ ? Ich war selbst mal bei der Bundeswehr und habe damals meinen Vater nicht verstanden, der das Ende des WWII noch mitbekommen hat und meine Entscheidung nicht gut fand. Heutzutage gibt es viele amerikanische Filme mit viel Patriotismus, da bekommt der Held Verletzungen ab und kämpft weiter „für die gute Sache“. Und in der Realität ? Man sollte mal Filme zeigen wo ein Mensch einen Körperteil von einer Granate abgerissen bekommt und dann brüllend oder im Schock am Boden liegt und krepiert. DAS ist Krieg. Und wir an der „Peripherie“ verlieren auch, mindestens über unsere Gasrechnung. Wenn die WIRKLICH Beteiligten vorher wüssten was „Krieg“ oder die spezielle Militäroperation bedeutet, wer kann da noch wirklich mitmachen ( wollen )? Dagegen verblasst für mich „so ein bisschen Rethorik“……

    • god.fish

      Ja, Krieg ist immer ganz schrecklich und fürchterlich.
      Aber die Rhetorik ist durchaus nicht unwesentlich, sie formt nämlich die Realität. Es geht darum, dass die Menschen in der Ukraine künftig in Frieden und Freiheit dort leben können. Deshalb muss die Ukraine gewinnen. Wenn man das aber so formuliert, dass Putin nicht gewinnen dürfe, ist dieses Ziel bei weitem nicht so klar definiert.
      Das Ziel sollte aber lauten: Freiheit und Demokratie und Menschenrechte sollen weiter in der Ukraine gelten.

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