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Die Rhetorik der Angst: Von Sallusts „Metus Hostilis“ bis zu Putins Dämonisierung des Westens

Symbolbild: Sallust, im Hintergrund ein Bär als Symbol für Russland

In der Geschichte der politischen Rhetorik ist das Schüren von Angst ein wiederkehrendes Mittel, um die Einheit und den Zusammenhalt innerhalb einer Nation zu stärken. Ein anschauliches Beispiel dafür bietet der römische Historiker Sallust, der in seinen Werken die Idee des „metus hostilis“ – der Furcht vor einem äußeren Feind – beschreibt. Diese Strategie findet auch in der modernen geopolitischen Landschaft Anwendung, insbesondere in der Art und Weise, wie Russlands Präsident Wladimir Putin den Westen darstellt.

Die Strategie des Sallust: Metus Hostilis

Sallust argumentierte, dass die Angst vor einem gemeinsamen Feind ein mächtiges Instrument sei, um politische Einheit zu fördern. Diese Furcht vor externen Bedrohungen lenkte die Aufmerksamkeit von internen Konflikten ab und förderte ein Gefühl der Solidarität unter den Bürgern der Römischen Republik. In Zeiten, in denen die interne Zerrüttung die Stabilität des Staates bedrohte, erwies sich der „metus hostilis“ als ein wirksames Mittel, um die Bürger auf ein gemeinsames Ziel auszurichten.

Putins Dämonisierung des Westens

Im Kontext des 21. Jahrhunderts bedient sich Wladimir Putin einer ähnlichen Taktik, indem er den Westen systematisch als Bedrohung für Russland darstellt. Diese Dämonisierung dient nicht nur dazu, die NATO und die europäischen Demokratien als Feinde der russischen Staatlichkeit und traditionellen Werte zu kennzeichnen, sondern auch um interne Unzufriedenheit und politische Uneinigkeit zu überschatten. Durch die Darstellung des Westens als Hauptgegner auf der internationalen Bühne versucht Putin, ein Gefühl nationaler Einheit und patriotischer Pflicht zu fördern.

Parallelen und Unterschiede

Obwohl beide Strategien auf der Nutzung von externen Bedrohungen basieren, gibt es deutliche Unterschiede in ihrer Anwendung und ihren Implikationen. Sallusts Nutzung des „metus hostilis“ war in erster Linie darauf ausgerichtet, die moralische und politische Ordnung innerhalb der Römischen Republik wiederherzustellen. Putins Ansatz hingegen zielt darauf ab, seine eigene Macht zu konsolidieren und die autoritäre Kontrolle unter dem Deckmantel der nationalen Sicherheit zu verstärken.

Die Dämonisierung des Westens durch Putin und der „metus hostilis“ von Sallust sind beides Beispiele dafür, wie Furcht als politisches Instrument eingesetzt werden kann. Während Sallusts historische Kontexte und Motive eine innere politische Stabilisierung durch äußere Bedrohungen anstreben, nutzt Putin die Furcht vor dem Westen, um seine politische Agenda zu fördern und von den wahren Problemen innerhalb Russlands abzulenken. In beiden Fällen zeigt sich die dunkle Macht der Rhetorik und ihre Fähigkeit, die Realität zu formen und die Massen zu manipulieren.

Diese Strategien, ob antik oder modern, lehren uns, dass die Schaffung eines äußeren Feindes oft ein Zeichen innerer Schwächen und politischer Manöver ist. Sie fordern von uns, die Rhetorik der Mächtigen kritisch zu hinterfragen und den wahren Ursachen von Angst und Feindschaft auf den Grund zu gehen.

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