Menü Schließen

US Capitol. Die Mitschuld von Facebook, Twitter und Co

Gestern wurde also das US Capitol von marodierenden Menschen, die sich zu einem Mob zusammengeschlossen hatten gestürmt. Das Heiligtum der US Demokratie, die nun so lange schon funktioniert hatte. Ein Angriff auf die Demokratie, ein Angriff auf den Rechtsstaat. Vorbereitet von dem noch amtierenden US-Präsidenten Donald Trump höchstpersönlich, unterstützt seit Jahren schon durch soziale Netzwerke, denen es egal ist, was dort verbreitet wird, Hauptsache es bringt Quote, Hauptsache es polarisiert, Hauptsache es zieht viele Nutzer in seinen Bann, so dass die Nutzer kommentieren und möglichst lange auf der besagten Plattform bleiben, wo sie dann vielleicht auch einmal eine Werbung anklicken, die ihnen von den Netzwerken eingeblendet wird. Hauptsache, der Rubel rollt.

Quälend langsam hatte sich gestern endlich Twitter dazu entschieden, Donald Trump den Account für 12 Stunden zu sperren, quälend langsam hatte sich dann auch Facebook dazu entschieden, dasselbe für 24 Stunden zu tun. Zu diesem Zeitpunkt war das Kind aber schon in den Brunnen gefallen, Donald Trump hatte seine Propaganda, dass ihm angeblich die Wahl gestohlen worden sei, längst in alle Welt hinausposaunt über diese Netzwerke. Und nicht nur gestern, seit Jahren macht er das schon.

Die Netzwerke reden sich gerne darauf hinaus, dass sie ja Meinungsfreiheit zulassen wollten. Allerdings ist es keine Meinungsfreiheit, wenn man gewisse Beiträge, die noch dazu Lügen verbreiten, über die Maßen durch die Algorithmen favorisiert, sodass damit immer mehr Menschen in Kontakt kommen und in den Kreislauf der Lügen hineingezogen werden und so in ein irreales Weltbild abdriften.

Die Netzwerke haben zwar hier und dort mal halbherzig einen Warnhinweis unter dem ein oder anderen Tweet oder Facebook-Post eingeblendet, aber wen stört das schon. Einfache Bürger werden bei diesen Netzwerken gerne einmal gesperrt, wegen Bagatellen, aber die großen tonangebenden Kräfte dieser Welt kann man ja nicht sperren, denn sie bringen Quote, sie bringen Leser, sie bringen Nutzer, sie bringen finanziellen Wohlstand.

Die großen soziale Netzwerke müssen endlich so behandelt werden, wie auch verantwortungsvolle Zeitungen im Internet, sie müssen daraufhin überprüft werden, was sie in die Welt hinausposaunen. Sie müssen in Verantwortung dafür genommen werden, was dort auf diesen Plattformen geschrieben wird. Denn das, was dort geschrieben wird, wird zu Gedanken, wird zu Weltbildern und wird schließlich zu Taten wie solchen, die man gestern am US Capitol gesehen hat. Das Zentrum der US Demokratie wurde von einem aufgeheizten Mob rechtswidrig erstürmt, vier Menschen sind gestorben. An den Händen des US-Präsidenten, auf den diese Hetze zurückgeht, klebt Blut. Und ebenso klebt Blut an den Händen der sozialen Netzwerke, die ihn mit seiner Hetze haben gewähren lassen, nicht nur Tage, nicht nur Wochen, nicht nur Monate, sondern Jahre.

Lesen Sie zu dem Thema auch hier einen interessanten Kommentar auf der ZEIT.

Ähnliche Beiträge

1 Kommentar

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von god.fish

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen