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Über das Schlachten. Oder: Worüber keiner spricht

In der aktuellen Printausgabe der Wochenzeitung „Die ZEIT“ las ich aus aktuellem Anlass einen Artikel zum Thema Schlachten.

Der aktuelle Anlass war der Infektionsherd bei Tönnies im Raum Gütersloh mit etwa 1600 mit dem Coronavirus infizierten Mitarbeitern.

In dem Artikel wird erwähnt, dass in früheren Zeiten das Schlachten in einen religiösen Zusammenhang gesetzt wurde.

Man schlachtete Tiere, man nahm also das Leben von Tieren, um Göttern oder einer Gottheit ein Opfer darzubringen. Letztlich war es also die Gottheit, die das schlechte Gewissen haben musste. Das Opferfleisch konnten die Menschen dann natürlich selber essen, mit einigermaßen beruhigtem Gewissen.

Heutzutage hat das Schlachten nichts Sakrales mehr, es ist durch und durch profan geworden.

Das schlechte Gewissen der Gesellschaft kann mittlerweile nicht mehr auf einen Gott abgewälzt werden, sondern wird dadurch beseitigt, dass das Schlachten zum einen beinahe im Geheimen stattfindet: man erkennt praktisch von außen nicht, dass es sich um einen Schlachthof handelt, viele Schlachthöfe könnten auch ganz normale Fabriken sein, und die Mitarbeiter, meist Billiglohnarbeiter aus dem Ausland, werden in Sammelunterkünften fernab der Gesellschaft untergebracht.

Zum anderen wird das schlechte Gewissen der Gesellschaft auch dadurch beseitigt, dass Fleisch allgegenwärtig und überall und äußerst günstig zu haben ist. Während man also in sein Chickensandwich ganz nebenbei beißt, ist der Tod des Tieres gedanklich ganz weit weg.

Müsste man seine Tiere, die man als Wurst oder Steak essen möchte, selber schlachten, man darf davon ausgehen, dass die meisten Menschen Vegetarier wären. Ich übrigens auch.

Die Macht der Gewohnheit ist hier ein großer Faktor, der die Menschen zu Fleischessern macht.

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