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Gibt es eigentlich die Hölle?

Die Hölle, das sind die anderen. Dieses Zitat stammt aus Sartres Werk „Geschlossene Gesellschaft“. Die Hölle, das kann man auch selbst sein, im eigenen Denken. Dann, wenn man sich immer wieder um ähnliche Gedanken dreht und herumkreist und aus ihnen nicht herauskommt. Die Hölle, das könnte auch sein, wenn man sich bewusst von Gott abwendet und von seiner Liebe.

Im evangelisch-lutherischen Sinne ist das Thema der Hölle allerdings nicht wirklich vorhanden. Denn nach Martin Luthers Sicht ist Gott jemand, der den Menschen aus Gnade annimmt, wenn man an ihn glauben kann, welcher sich den Menschen in Jesus Christus gezeigt hat.

Was ist aber mit den Menschen, die nicht glauben können?

Liest man in Martin Luthers Katechismus nach, so vertritt er dort die Sicht, dass der Heilige Geist den Glauben bewirkt. Insofern ist es Gott selber, der den Glauben im Menschen hervorruft. Ansonsten, so erschiene es uns, wäre der Glaube ja auch eine ziemlich ungerechte Sache. Was wäre nämlich, wenn jemand zwar glauben möchte, es aber einfach nicht könnte?

Und so vermute ich, dass der Glaube, der durch den Heiligen Geist bewirkt wird, wohl in jedem Menschen irgendwie pocht, mal lauter und mal leiser, vielleicht fast unhörbar. Selbst Menschen, die sich vielleicht als Atheisten bezeichnen, haben vielleicht einen Hauch von diesem Glauben in sich.

Wie schaut es aber aus am Ende des Lebens?

Nach christlich-evangelisch-lutherischer Sicht dürfen die Menschen, die an Gott glauben, auf seine Gnade hoffen und darauf, mit ihm in der Ewigkeit und in seiner Liebe existieren zu dürfen.

Eine relativ extreme Position in dieser Hinsicht vertritt der evangelische Theologe Michael von Brück, der von einer Allversöhnung ausgeht. Weil Gott die Liebe sei, und weil Gott das absolut größte überhaupt sei, könne auch keiner aus seiner Liebe herausfallen, denn sonst würde es sich um keine unbedingte Liebe handeln und Gott wäre nicht Gott. Denn Gott ist die unbedingte Liebe.

Mit dieser Sicht hätte man jedoch das Problem, dass hier irgendwie auch Massenmörder wie Adolf Hitler beispielsweise aus Gottes Liebe gar nicht herausfallen könnten. Dies darf einem wohl zu Recht widerstreben, unabhängig davon, ob diese Position stimmt oder nicht.

Eine andere, moderne, protestantische Sicht ist die, dass Gott den gläubigen Menschen annimmt und dieser fortan in seiner Liebe bei Gott existieren darf, dass man aber aus einer anderen Warte heraus auf sein Leben zurückschaut. Gewissermaßen aus einer Warte heraus, aus der man die Dinge irgendwo vielleicht mit den Augen Gottes sehen kann. Würde dann beispielsweise ein Adolf Hitler auf sein Werk bzw seine Untaten zurückschauen müssen, müsste dies unglaublich schmerzhaft für ihn sein, wenngleich er parallel dazu, sofern er sich für Gott entschieden und darum gebeten hätte, dass Gott ihm vergeben möge und also Einsicht gezeigt hätte, bei Gott existieren könnte und dürfte. Er wäre, würde man diesem Gedanken nachfolgen, gewissermaßen gerettet bei Gott, dennoch auch vielleicht für alle Ewigkeiten mit den eigenen Untaten konfrontiert. Das wäre dann so eine Art Hölle innerhalb der Erlösung.

Allerdings hinken Hitlervergleiche fast immer. Sobald man von Hitler redet, kann man eigentlich gar nicht mehr logisch argumentieren, zu groß sind dessen Untaten. Wenn man von mindestens sechs Millionen ermordeten Juden und etwa 60 bis 70 Millionen Toten des Zweiten Weltkriegs spricht, kann man eigentlich nur noch verstummen.

Gehen wir also mal von einem minderschweren Fall aus, von jemandem, der etwas Schlimmes gemacht hat und sich dessen bewusst wird und Gott um Vergebung bittet. Er darf auf Gnade und Annahme hoffen, aus lutherischer Sicht auf jeden Fall. Und er darf darauf hoffen, dass er zwar zurückblicken muss auf die eigene Untat, aber dass Jesus es schon irgendwie richten wird für ihn. Dies jedoch spräche dann dafür, dass man vielleicht auch nicht für alle Ewigkeiten mit den eigenen Untaten konfrontiert wäre, sondern vielleicht irgendwann einmal den Blick von ihnen ablassen dürfte. In der Geborgenheit Gottes.

Wie es sich genau verhält mit dem Endgericht vor Gott werden wir vermutlich aber erst wissen, wenn wir ihn dann tatsächlich von Angesicht zu Angesicht sehen, so wie Paulus es sich vorstellt.

Bis dahin dürfen wir hoffen, dass Martin Luther Recht hat mit seiner Vorstellung vom gnädigen Gott.

Allerdings spricht schon einiges dafür. Nicht zuletzt Jesus erzählt Gleichnisse wie das vom verlorenen Sohn, bei dem der irregeleitete und verloren geglaubte Sohn schließlich wieder reumütig zum Vater, zu Gott, zurückkehrt, und dieser ihn liebevoll wieder aufnimmt, ja sogar ein Fest für ihn feiert. Auch das Gleichnis vom verlorenen Schaf weist in diese Richtung. Der gute Hirte, Jesus, Gott, sucht das eine verlorene Schaf, wenngleich er doch eigentlich noch 99 Schafe besitzt. Das eine Schaf, der eine Mensch, die eine verlorene Seele, ist ihm so dermaßen wichtig, dass er sich auf die Suche nach ihr macht. Das darf uns Menschen doch ziemlich hoffnungsvoll stimmen.

Martin Luther auf jeden Fall war überzeugt von einem positiven Gottesbild. Er drückt dies in den vier solas aus.

Sola gratia, solo Christo, sola fide und sola scriptura.

Allein durch Gottes Gnade sind wir vor ihm gerecht, können also vor ihm bestehen. Allein der Glaube ist dazu nötig. Allein durch Jesus Christus können wir wissen, wie Gott ist, weil sich Gott in ihm höchstpersönlich vorgestellt hat. Einerseits als wahrer Mensch, andererseits als wahrer Gott. Und allein die Heilige Schrift, also die Bibel, kann die Grundlage dafür sein, über Gott in angemessener Weise zu diskutieren. Denn in ihr beschreiben Generationen von Theologen und Priestern ihre Sicht Gottes und ihre Erfahrungen mit Gott. Welche dann schließlich gipfeln im Neuen Testament, wo Jesus sich als Endpunkt der göttlichen Offenbarung zu erkennen gibt.

Einen ganz guten Überblick darüber, wie man sich so im Laufe der Jahrhunderte die Hölle so vorgestellt hat, kann man hier nachlesen.

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8 Kommentare

  1. Gamma Hans

    Guten Abend

    Wer in die Zange Gottes kommt,

    – dem ist die Hölle nicht im Denken,

    – der erfährt die Nachtmeerfahrt am eigenen Leib.

    – gottlos, wäre in diesem Sinne, harmlos.

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