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Der Flaschensammler des Tages

Hatte ich eigentlich schon einmal erwähnt, dass es ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft ist, ganz besonders für eine solche, die in einem der reichsten Länder der Welt lebt, in Deutschland nämlich, wenn alte Leute ihr Zubrot durch das Sammeln von Pfandflaschen aufbessern müssen?

Ja, ich glaube das hatte ich schon mal erwähnt.

Ach ja, vielleicht noch ein kurzer Gedanke. Demnächst, wenn der Herbst dann endet und der Winter beginnt, beginnt auch wieder die Saison, in der irgendwelche heimatlosen Menschen auf der warmen Abluft von U-Bahnschächten übernachten. Im reichen München. Hatte ich schon erwähnt, dass das auch ein Armutszeugnis für eine Gesellschaft ist?

Ja, ich glaube, das hatte ich auch schon einmal erwähnt.

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14 Kommentare

  1. eliasredolatti

    Ich glaube, dass in Deutschland niemand Flaschen sammeln müsste, wenn jeder Mensch in die gesetzliche Rente einzahlen würde, auch selbstständig Tätige, wenn Minijobs nicht von der Pflicht zum Zahlen der Beiträge für die Sozialversicherung ausgenommen wären und wenn jeder Obdachlose eine Therapie bekommen würde. Denn 90% der Obdachlosen sind entweder Suchtkranke oder psychisch labil.

    • theolounge.blog

      Hmmm, kann etwas dran sein. Allerdings wirken mir diejenigen Senioren, die herumgehen und Flaschen sammeln, jetzt nicht irgendwie auffällig. Bei ihnen vermute ich tatsächlich Altersarmut.

      • eliasredolatti

        Die interessante Frage ist für mich: warum sind sie arm? Haben sie keine Rentenpunkte gesammelt? Warum nicht? Ist es ein strukturelles Problem oder ein individuelles? Ich hab viele Menschen getroffen, die haben als Selbständige das Geld mit vollen Händen ausgegeben und nichts zurück gelegt. Taxifahrer, die schwarz gearbeitet haben. Frauen, die zuhause bei den Kindern geblieben sind und danach maximal einen Minijob hatten. Dann kam die Scheidung und sie hatten keine Altersvorsorge.

      • Hoffende

        Keine oder schlechte (Aus-)Bildung, schlecht bezahlte Arbeitsplätze, Arbeitslosigkeit, Alleinerziehend, Krankheit, Pflege Angehöriger… Die Liste ist lang und diese Begriffe sind nur sehr allgemein. Mit etwas Phantasie kann man sich einiges ausmalen, warum die Rentenpunkte nicht reichen. Die oben angeführten Beispiele sind alle von der Art „selber schuld“, aber es gibt auch ganz andere Fälle, die viel Pech im Leben hatten.

      • eliasredolatti

        Dem stimme ich gerne zu. Aber ist das unter persönliches Pech zu verbuchen oder ist das ein strukturelles Problem? Wie sollen wir jeden einzelnen Menschen absichern, ohne ihn von der Selbstverantwortung für sein eigenes Leben zu entbinden? Einzelfälle? Oder ein Muster?

      • Hoffende

        Ob es ein Muster gibt, erfährt man wohl nur, wenn man die Einzelfälle analysiert. Ich denke, es sind immer Einzelfälle, weil die Geschichten so zahlreich sind wie die Menschen dahinter.

      • eliasredolatti

        Wenn er an seiner Armut (falls das Flaschen sammeln Ausdruck dessen ist) nicht selbst Schuld ist – wer dann? Wir haben ja de facto eine Grundsicherung auch für Rentner, nennt sich Sozialhilfe. Und häufig reden wir auch von relativer Armut, weil die Schere zwischen Arm und Reich auseinander klafft. Armut in Deutschland heißt halt nicht: Hungern und Obdachlosigkeit. Sie heißt niedriger Lebensstandard.

      • eliasredolatti

        Ist jemand arm, der eine eingeschränkte Teilhabe hat? Was sind Grundbedürfnisse? Ein Kinobesuch pro Monat? Kann ich mir mit Kindern vielleicht auch nicht leisten (wollen). Bin ich dann arm? Ich würde gerne häufiger essen gehen. Jemand mit einem höheren Einkommen kann das. Ich nicht. Bin ich arm?

      • theolounge.blog

        Arm ist man in Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern (z.B. aus der „dritten Welt“) wohl nicht. Andererseits: wenn man an einigen Dingen des gesellschaftlichen Lebens nur schwer teilnehmen kann, kann das von manchen Menschen sicher so wahrgenommen werden, dass man arm ist. Allerdings kommt es auch immer darauf an, wie man selbst es empfindet. Der antike Philosoph Diogenes soll aus Überzeugung in einem Fass gelebt haben aus Ausdruck seiner Überzeugung, dass man nicht wirklich viel braucht im Leben und zum Leben und trotzdem zufrieden sein kann.

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