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Der Cicero wettert gegen die ZEIT. Zurecht?

Cicero? Wenn Sie nun den ehemaligen römischen Konsul und Verfasser vieler rhetorischer und philosophischer Schriften meinen, nein, der ist hier leider nicht gemeint.

Gemeint ist ein recht kleines konservativ und vielleicht ein ganz klein wenig liberal orientiertes Magazin mit demselben Namen.

In diesem hat der Redakteur Nils Heisterhagen der Grande Dame des Qualitätsjournalismus und dem intellektuellen Leuchtfeuer innerhalb des deutschen Journalismus, der Wochenzeitung „Die ZEIT“, den Kampf angesagt. David gegen Goliath, das muss ja klappen, oder. Herr Heisterhagen hält das für ausgemachte Sache.

Was ihn stört? Dass im Jugendmagazin „Zeit Campus“ eine Redakteurin, die Umweltaktivisten ist, Leonie Sontheimer nämlich, die Umweltaktivistin Luisa Neubauer, gewissermaßen die deutsche Greta Thunberg, porträtiert.

Was Herr Heisterhagen überhaupt nicht mag, ist, dass das Portrait, das die Redakteurin von Luisa Neubauer zeichnet, subjektiv gefärbt ist.

Was Herr Heisterhagen nicht weiß, oder was er vielleicht auch einfach nicht wissen will, ist, dass das Jugendmagazin „Zeit Campus“ der ZEIT eine Art Kulturteil ist, ein Feuilleton, ein Meinungsmedium, in dem nicht unbedingt knallharte Fakten wiedergegeben werden, sondern auch subjektive Meinungen. Das ist ein Teil des Wesens dieses Magazins. Wer die knallharten Fakten will, kann sich an die Mutter wenden: die ZEIT.

Herr Heisterhagen regt sich also in einem langen Artikel darüber auf, dass in einem Meinungsteil Meinung wiedergegeben wird. Er doziert lang und breit und ausführlich, dass doch jede Art von Journalismus bitte nur Fakten, Fakten, Fakten wiedergeben müsse.

Diese verlässt er dann allerdings in seinem Artikel irgendwann, indem er selbst aus seiner sorgfältig vordozieren Faktenlage hervortritt und eine Wertung abgibt. Eine subjektive. Nein, so solle Journalismus nicht sein, so stelle er den sich nicht vor. Er wolle ihn einfach anders haben. Und nicht nur er, eine virtuelle Gemeinschaft wird gedanklich beschworen: so müsse der Journalismus sein, so wollten ihn alle haben!

Lieber Herr Heisterhagen, dann schauen Sie doch in die ZEIT. Oder in die „Zeit online“. Aber lesen Sie dann doch bitte nicht ein Portrait innerhalb eines subjektiven Kulturteils. Verstehen Sie, was ich meine?

War aber ein netter Versuch Ihrerseits. Wenn Sie Fakten suchen, lesen Sie nicht im Feuilleton nach, sondern in der Rubrik Politik, Wirtschaft oder Wissen. Dort werden Sie dann fündig. Übrigens auch und ganz besonders sogar in der ZEIT.

Kleiner Tipp meinerseits. Gern geschehen.

Langer Rede kurzer Sinn: es gibt in der westlichen Hemisphäre eigentlich nur noch zwei echt heldenhafte Journalisten, die trotz aller Widrigkeiten auch das tun, was Journalisten eben tun müssen. Fakten, Fakten, Fakten. Den einen nennt Nils Heisterhagen in seinem Artikel, er heißt Jochen Bittner und arbeitet bei der ZEIT. Und der andere heißt Nils Heisterhagen. Ob die ZEIT dieses helle Köpfchen nicht vielleicht auch anwerben wolle?

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