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Vergessen und Vergeben? Die russische Schuld auf Jahrzehnte.

Als der russische Präsident Wladimir Putin im Februar 2022 die Entscheidung traf, einen Angriffskrieg gegen die Ukraine zu führen, handelte es sich nicht nur um die Tat eines einzigen Mannes. Es handelte sich um einen Akt, der von unzähligen russischen Bürgern ermöglicht, unterstützt oder stillschweigend hingenommen wurde. Eine solche Komplizenschaft hat tiefgreifende Auswirkungen, die auf jahrzehntelange Verurteilung hinauslaufen könnten, sowohl von ukrainischen Bürgern als auch von Bürgern demokratischer Staaten weltweit.

Diejenigen, die den Angriffskrieg entweder durch aktive Beteiligung oder durch stillschweigendes Einverständnis unterstützt haben, müssen sich ihrer Verantwortung bewusst werden. Sie haben an einem Akt teilgenommen, der als das größte Vergehen gegen den Frieden und die internationale Sicherheit gilt, den man begehen kann. Es handelt sich um einen Angriff auf ein souveränes Land, das ein Recht auf Selbstbestimmung hat, einen Angriff, der Tausende von unschuldigen Menschenleben gefordert hat.

Es ist wahr, dass viele Russen unter dem autoritären Regime von Putin leben und sich nur schwer gegen seine Politik auflehnen können. Doch auch in diesem Kontext gibt es eine Verantwortung zur Widerstandsfähigkeit. Diejenigen, die Schweigen bewahrt haben, haben in gewisser Weise ihre Zustimmung signalisiert und damit zur Aufrechterhaltung des Regimes und zur Durchführung des Krieges beigetragen.

Von den Ukrainern, die die Brutalität des Krieges aus erster Hand erfahren haben, kann kaum erwartet werden, dass sie derartiges Verhalten vergeben. Die Erinnerung an den Krieg und an das Leid, das er verursacht hat, wird in ihren Herzen und Gedanken eingebrannt bleiben. Sie werden diejenigen nicht vergessen, die den Krieg ermöglicht haben, sei es durch aktive Beteiligung oder durch Schweigen.

Gleiches gilt für die Bürger demokratischer Staaten weltweit. Sie haben das Geschehen aus der Ferne beobachtet und die verheerenden Auswirkungen des Krieges auf die Ukraine miterlebt. Sie haben gesehen, wie eine Nation unter dem Gewicht einer ungerechten Aggression litt. Und sie werden es nicht vergessen.

Die Vergebung kann kommen, aber sie erfordert Einsicht, Reue und die Bereitschaft zur Wiedergutmachung. Doch für jene, die dem Krieg gleichgültig gegenüberstanden oder ihn gar befürwortet haben, ist die Hürde für eine solche Vergebung hoch.

Es ist an der Zeit, dass sich diese Bürger Russlands ihrer Rolle bewusst werden und die Konsequenzen ihrer Taten oder ihres Schweigens akzeptieren. Es ist an der Zeit, dass sie beginnen, die tiefgreifenden Auswirkungen ihrer Komplizenschaft in einem Angriffskrieg zu verstehen, der so viel Leid und Zerstörung verursacht hat. Nur dann kann der Prozess der Heilung irgendwann in ferner Zukunft einmal beginnen – und nur dann kann Vergebung überhaupt in Betracht gezogen werden.

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