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“Der Glaube muss raus aus den Schulen!” -Ach ja ?

Die ZEIT überrascht negativ mit einem äußerst polemisch geschriebenen Artikel über das Fach Religionslehre in der Schule. Dazu weiter unten eine Stellungnahme. Zunächst aber erstmal ein paar Zitate, um was ist in diesem Artikel geht:

Eigentlich ist es Lehrkräften verboten, den Kindern ihre Überzeugungen überzustülpen. Nur in Religion ist genau dies das Ziel. Dabei liegt die Alternative so nah.

Ein Kommentar von Parvin Sadigh

[…]

Im Religionsunterricht ist in Deutschland Wissenschaft tabu, Überwältigung, also Bekenntnis, ist das Ziel. 

[…]

Für den Glauben sollten Kirchen, Moscheen, Synagogen oder Tempel zuständig bleiben. In der Schule sollte weder der Kanzler noch der Pfarrer über die Überzeugungen der Kinder bestimmen dürfen.

Quelle ZEIT ONLINE

Machen wir uns nun auf, die mitunter recht polemischen Behauptungen des Meinungsartikels zu widerlegen. Zunächst nehmen wir exemplarisch einen deutschen Lehrplan als Diskussionsgrundlage.

Präambel des bayerischen Lehrplans:

“Die Schulen haben den in der Verfassung verankerten Bildungs- und Erziehungsauftrag zu verwirklichen. Sie sollen Wissen und Können vermitteln sowie Geist und Körper, Herz und Charakter bilden.”

Quelle

Wissenschaftliche Fächer aber können Körper, Herz und Charakter nicht bilden. Oder wann hätte beispielsweise Mathematik dies jemals getan ? Genauso wenig könnte das eine “wissenschaftliche Religionskunde” , welche in dem Meinungsartikel anstelle von Religionsunterricht gefordert wird. Wenn man sich rein wissenschaftlich über Religion erkundigen möchte, könnte man einfach einen Lexikonartikel lesen: Fakten, Fakten, Fakten, aber nichts, was das Herz und den Charakter eines jungen Menschen berühren oder gar bilden könnte.

Und dann noch ein zweiter Punkt, an welchem dieser Artikel krankt: Die Behauptung der angeblichen “Überwätigung”. In Wirklichkeit liegt die Sache anders:

Schüler*innen werden “überwältigt” im Matheunterricht von Mathe, in Deutsch von Deutsch, in Englisch von Englisch – ob sie das wollen, oder nicht. Einzig beim Fach Religion brauchen sie sich nicht überwältigen zu lassen, denn sie haben Wahlfreiheit und können stattdessen das Fach Ethik wählen, wenn sie oder die Eltern einen distanzierten Blick auf Religion wünschen.
Insofern ist die Argumentation in dem Artikel unlogisch und sogar falsch.

Und noch ein Drittes:
Schule ist nie neutral. Sie vermittelt immer Werte. Sie will unter anderem junge Menschen dazu befähigen, zu verantwortungsvollen und demokratiefähigen Bürger*innen zu werden. Rein wissenschaftliche Fächer werden dieser Bildungsaufgabe nicht gerecht. Dazu braucht es wertegeleitete Fächer.

Wenn Schule also nicht nur um ihrer selbst willen existieren soll, in dem Sinne, dass sie nur wissenschaftliche Industrieroboter hervorbringt, sondern wenn es ihr um den Menschen geht und wenn sie junge Menschen fähig machen soll für ihr zukünftiges Leben, dann muss sie auch dieses Leben abbilden. Und dann muss es auch Fächer geben, die Werte vermitteln und den Charakter bilden können. Mathematik und eine abstrakte “wissenschaftliche Religionskunde” können das nicht. Dabei sind Werte und Charakter das, was eine Gesellschaft friedlich am Laufen hält. Deshalb sollte es auch immer um Folgendes gehen:

Non scholae, sed vitae discimus.

4 Kommentare

  1. Gisela

    Ethik alleine reicht nicht. Sittenlehre hat nichts mit dem Glauben zu tun, ganz gleich in welcher Religion. Gut sein auf dem Papier, ja, wenn es denn geduldig ist. Aber wofür? Es geht darum, den Dienst am Nächsten zu steigern und sich selbst zurückzunehmen. Schule kann nur ein Weg zur Anschauung sein. Den Impuls, an einen Schöpfer zu glauben, kann keine Kirche vermitteln.

    Religion ist es, dem großen Geist zu dienen, indem man seinen Kindern dient. Religion hat wenig mit den herkömmlichen Vorstellungen unserer Welt zu tun. Religion ist das, was Gott in uns befähigt, sich in unserem Leben zu offenbaren. Religion ist das, was die Verbindung zwischen uns und Gott verstärkt. Religion ist das, was uns dazu bringt, in die Welt hinauszugehen und zu dienen, wo immer wir können. Religion ist Dienst, und Dienst ist Religion. Alles andere ist nicht wichtig.

    Es gibt schon viel zu lange zu viele so genannte Religionen, jede mit einer Variation einer Botschaft. Die Dinge, die ihnen am meisten am Herzen liegen, sind in Wirklichkeit ohne Wert. Die Dinge, für die in der Vergangenheit Blut geflossen ist, für die gefoltert, verstümmelt und verbrannt wurde, haben den Geist des Menschen nicht einen Zentimeter wachsen lassen. Sie haben die Menschheit in gegensätzliche Lager gespalten; sie haben Barrieren geschaffen, sie haben unnötige Unterschiede in Ländern und Familien verursacht.

    Welche Lehrer würden Wahrheit vermitteln? Doch nur das Leben selbst!

    • god.fish

      Danke für deine interessanten Gedanken, da ist sicher was dran. Religion wurde schon immer auch instrumentalisiert für eigene oder politische Interessen. Und ein wesentlicher Aspekt bei Religion ist sicher, sich mit menschlich zu verhalten. Dies wird unterschiedlich begründet, letztlich aber wahrscheinlich meistens oder oft mit Gott.
      Aber neben diesen ethischen Regeln geht es in Religion auch darum, darüber nachzudenken, was der Mensch ist, warum die Welt so ist wie sie ist und was hinter allem steckt und vielleicht noch kommen mag. Dieser Aspekt ist auch nicht ganz unwichtig für Menschen behandelt er doch die Sinnfrage.

  2. Gisela

    Danke für Deine Antwort!
    Die Menschen müssen daran erinnert werden, dass sie nicht nur menschlich, sondern auch göttlich sind. Gott ist in uns! Es ist die Lebenskraft, die in uns steckt. Was wir menschlich nennen, gehört zur Welt der Materie. Das, was göttlich ist, gehört zum Großen Geist. Wir sollten in der Welt sein, aber nicht von der Welt. Dieses tiefe Wissen konnte keine Kirche vermitteln, weil allesamt weltlich denken. Ich bin da wohl schon etwas weiter. Die Gesetze des Universums wird von einer Macht gesteuert, die Liebe und Weisheit ist. Alle sollten einen vollkommenen Glauben haben, denn es ist ein Glaube, der aus dem Wissen geboren ist.

    • god.fish

      Etwas ähnliches oder vielleicht sogar dasselbe ist ja ganz zu Beginn in der Bibel auch schon angelegt, wo Gott dem Menschen seinen Atem einhaucht und den Menschen zu seinem Ebenbild erschafft.
      Und auch Jesus vermittelt ein Bild von Gott, der gnädig und liebevoll ist.

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