Vor vielen Jahren kam von Walter Moers, der beispielsweise “Das kleine Arschloch” – ein Comic, der wohl satirisch sein soll – , gezeichnet hatte, eine vermeintliche Hitler-Parodie als Song und Trickfilm heraus.
In Teilen des Textes vermutet man zuerst eine harte Abrechnung mit Hitler, aber das Gegenteil ist der Fall, wenn man sich den leicht scherzhaft gesungenen Song anhört und vor allem das Video anschaut.
Im Video sieht man nicht etwa diesen Adolf Hitler, der den zweiten Weltkrieg mit seinen bis zu 70 Millionen Toten zu verantworten hat und die Shoa mit über 6 Millionen ermordeten Jüdinnen und Juden sowie vielen weiteren Menschen, sondern man sieht einen Knuddel-Adolf, der ein bisschen depressiv in seiner Badewanne sitzend mit Bade-Entchen und seinem Hündchen Goldie darüber nachdenkt, vielleicht doch eine paar Blausäure-Kapseln einzuschmeißen.
Doch die Knuddelfigur und die gemütliche Atmosphäre im Führerbonker nehmen dem historischen Hitler sämtliche Schärfe und sämtliches Grauen.
Stattdessen fragt man sich fast intuitiv, wann denn eigentlich das Merchandising beginnt und man diesen Knuddel-Adolf wohl endlich im Einzelhandel kaufen kann, um ihn dann seinen Kleinen als gute-Nacht-Kuscheltier neben das Kopfkissen zu legen.
Und das ist das Problem. Das unaussprechliche Grauen, für das Hitler steht, wird durch die melancholisch-sympathische Knuddelfigur in ihr Gegenteil verkehrt.
Weshalb aber nun dieser Rückgriff auf einen alten Song, den man aufgrund dieser ganzen Problematik besser gar nicht mehr aus dem Orkus der Geschichte ziehen sollte ?
Weil er uns etwas aktuelles lehrt. Im ZDF bei Maybrit Illner war diese Woche mal wieder eine Talkshow über den Krieg, diesmal ging es um die Leopard 2 Lieferungen an die Ukraine. Ein älterer Herr der Friedensbewegung kam ab und zu Wort. Innerlich hatte er sich dazu durchringen können, dass die Ukraine in der Tat verteidigt werden müsse, denn würde man ihr zur Verteidigung nichts an die Hand geben, sei das unterlassene Hilfeleistung. Immerhin.
Darüber hinaus jedoch psychologisierte er Putin. Der Westen sei einfach seit Jahrzehnten nicht richtig auf ihn eingegangen, man habe ihm und Russland keine Gesprächsangebote gemacht, man habe Putins Psyche einfach nicht entsprechend gestreichelt und berücksichtigt.
Das Gegenteil war der Fall. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2014 streckte der Westen Russland alle Hände entgegen, ein Jahr später bauten die Deutschen allen Ernstes mit Russland zusammen eine weitere Gaspipeline, Nord Stream 2. Der Westen drückte alle Augen zu, um selbst schön billige russische Rohstoffe zu bekommen und Putins russische Seele zu streicheln.
Und auch vor dem Februar 2022, bevor Putin aufgrund der vielen Streicheleinheiten dann auf die Idee bekam, es könne weitere Streicheleinheiten geben, wenn Putin und seine Armee nun die Ukraine in Schutt und Asche legen würden, gaben sich westliche Diplomaten im Kreml die Klinke in die Hand.
Wenn man irgendetwas getan hat, dann hat man Putins Psyche und Seele gestreichelt und versucht, gut mit ihm auszukommen.
Und genau das war das Problem. Putin hatte verstanden, dass sein russischer Überfall im Jahr 2014 auf die Ukraine kaum Konsequenzen hatte. Dies hatte ihn in letzter Konsequenz erst dazu ermutigt, im Jahr 2022 so richtig loszuschlagen.
Der Friedensaktivist bei Maybrit Illner, der immer wieder auf die Psyche und Seele Putins schauen wollte, machte Putin also auch zu einer Knuddelpuppe, die ein bisschen depressiv und alleine in ihrer Badewanne mit ihrem Quietscheentchen sitzt und mit der man doch fast schon Mitleid haben müsse.
Auch Putin hockt in seinem Bonker.