Heute im Jahr 1517 soll der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg genagelt haben.
Mit diesem Thesen prangerte er Missstände in der katholischen Kirche an und wollte diese Missstände beseitigen.
Zuvor hatte er an verschiedene kirchliche Würdenträger Schreiben mit ähnlichem Inhalt geschickt, hatte aber nicht die gewünschte Erwiderung erhalten.
Insgesamt war er wahrscheinlich das, was man heute einen Networker nennen würde, nämlich gut vernetzt. Nicht die Thesen an der Tür der Schlosskirche dürften das Entscheidende gewesen sein, sondern seine gute theologische und gesellschaftliche Vernetzung, durch welche er seine Thesen in die Welt gesetzt und kommuniziert hatte.
Martin Luther läutete mit seinen Thesen die Reformation der Kirche ein. In der Folge spaltete sich die Kirche auf, es entstanden die sogenannte Protestanten, die evangelische Kirche. Zwar hatte Martin Luther ursprünglich nicht im Sinn gehabt, eine neue Kirche zu begründen, sondern die katholische Kirche zu reformieren, aber da diese zu dem damaligen Zeitpunkt für Reformen nicht zugänglich war, entstand eben eine neue Kirche.
In der damaligen Zeit ging man in der katholischen Kirche davon aus, dass man sich mit Geld, mit sogenannten Ablassbriefen, von den zeitlich begrenzten Sündenstrafen, die einem nach dem Tod nach damaliger theologischer Vorstellung drohten, freikaufen müsse. Den Erlös durch den Verkauf dieser Ablassbriefe steckte die katholische Kirche ein und finanzierte dadurch sich selbst und ihre Bauwerke. Martin Luther wies die gängige Praxis der Ablassbriefe entschieden zurück, weil diese Vorstellung keine biblische Grundlage hatte. Des Weiteren wies er auch päpstliche Erlasse und Konsilien zurück, sofern sie nicht auf der Bibel fussten.
Martin Luther erkannte im Römerbrief, dass der Mensch nicht aufgrund dessen, was er tut, also nicht aufgrund seiner Werke, von Gott angenommen ist, sondern nur deswegen, weil Gott ein gütiger und gnädiger Gott ist und den Menschen annehmen möchte. Um von Gott angenommen zu werden, reicht es nach Luther bereits, an Gott zu glauben, wie er sich in Jesus Christus den Menschen gezeigt hat, als liebevoller uns gnädiger Gott nämlich.
Die Vorstellung vom “lieben Gott”, zu dem wir und auch viele Kinder beten, geht also zurück auf Martin Luther. Gott als jemand, vor dem man Angst haben muss, ist ein überholtes theologisches und mittelalterliches Konzept, Gott ist seit Martin Luther vielmehr jemand, der es gut meint mit uns Menschen und der uns prinzipiell liebt. Das ist Reformation. Und deswegen feiern wir heute den Reformationstag. Danke, lieber Gott!
Das Titelfoto ist ein Beispielbild.