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Soll man Geld freiwillig spenden?

Freiwillig Geld spenden? Diesen Vorschlag machte ich einem Freund von mir, der seit längerer Zeit aus der Kirche ausgetreten ist. Das mit der Kirche, das ist so eine Sache. Wenn er nicht gläubig ist, gut, ich kann es nachvollziehen.

Unabhängig von diesem Kontext meinte ich zu ihm, man sollte doch auch mal so etwas für Menschen spenden, die es nicht so gut haben, wie man selber vielleicht. Seine Antwort war, dafür zahle er doch steuern.

Länger hatte ich darüber nachgedacht, heute würde ich ihm aber wie folgt antworten.

Mit Steuern, mein Lieber, tust du primär und zuförderst und in erster Linie etwas für dich selber.

Du zahlst dafür, dass der Staat funktioniert, dass Infrastruktur da ist, dass Bildung da ist, welche wiederum ein Wirtschaftswachstum von morgen fördert und mündige Bürger hervorzubringen bemüht ist, so dass auch morgen ein vernünftiger und respektvoller Staat bestehen kann. Mit deinen Steuern investierst du in die Kinder dieses Staates, die in Kitas beispielsweise beaufsichtigt werden, du investierst in Krankenhäuser, in denen Du vielleicht einmal liegen und behandelt werden wirst, in deine eigene Sicherheit, nämlich in die Polizei, in Gefängnisse und auch in Resozialisierungsprogramme, in die Bundeswehr und so weiter.

Und ja, du investierst auch in den Sozialstaat, in dem niemand in Deutschland völlig durchs soziale Netz hindurchfallen kann, wenngleich dies niemanden vor Armut schützt.

Das alles tust du aber, damit es dir selber gut geht und du in einem Land leben kannst, in dem der Unterschied zwischen Arm und Reich nicht so gewaltig wird, dass du dich abends nicht mehr auf die Straße trauen könntest. Das alles machst du im Grunde für dich.

Und was machst du für Menschen, die deine Hilfe nötig hätten?

Aha, du drückst ab und zu, wenn du bei Lidl PET-Flaschen zurück gibst, auf den Spendenknopf, anstatt dir das Geld auszahlen zu lassen.

Das soll jetzt gar nicht sarkastisch klingen, es ist doch schonmal ein Anfang. Könnte man aber nach ausbauen.

Und ja, ich sollte mich selber an der eigenen Nase auch fassen, wenngleich ich zumindest Kirchensteuer zahle, die, wie ich meine, dazu beiträgt, dass die Welt ein kleines Stückchen gerechter und lebenswerter wird. Weil damit zum einen die Arbeit der evangelischen Landeskirche gefördert wird, welche den christlichen Gedanken unter das Volk zu bringen bemüht ist, der dann wiederum ein Selbstläufer werden könnte, wenn nämlich Menschen beginnen, uneigennützig zu handeln und den Mitmenschen im Blick zu haben. Und mit meiner Kirchensteuer unterstütze ich eine Kirche, die zum anderen auch soziale Einrichtungen betreibt und fördert. Dennoch könnte auch ich sicherlich mehr tun.

Wenn sich zu dieser Thematik mal wieder ein Gespräch ergeben sollte mit diesem Freund, den ich übrigens sehr schätze, fallen mir diese Gedanken vielleicht wieder ein. Und nein, sie sind nicht dazu angetan, um ihn irgendwie alt aussehen zu lassen. Wie gesagt, ich könnte gleich einmal bei mir anfangen. Ich spende zwar ab und zu mal etwas, aber eigentlich könnte es ja auch ein bisschen mehr sein.

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1 Kommentar

  1. Sven Meier

    Moin.
    Ob man freiwillig Geld spenden soll?
    Ich sehe bei der Frage Parallelen zum Ehrenamt.
    https://sven2204.wordpress.com/2018/02/04/das-ehrenamt-oder-es-ist-angerichtet/
    Ich sehe das so: Der Staat ist keine Vollkaskoversicherung mit all inclusive. Wie weit er das sein könnte oder sein sollte, will ich an dieser Stelle gar nicht beurteilen. Fakt ist für mich: Er ist es nicht.
    Spenden und ehrenamtliche Tätigkeiten füllen an vielen Stellen diese Lücke aus. Das ist Solidarität von denen, die es können, mit denen, die es benötigen. Egal, ob ich Geld oder Zeit gebe. Wichtig ist beides.
    Grüße aus Ostholstein

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