Wir lieben das Außeralltägliche. Doch diese Liebe muss hinterfragt werden.
Carl Schmitt schwärmte von der Ausnahme. Von der Ausnahme, die alles im Staat auf den Kopf stellt: der Ausnahmezustand. Das parlamentarische Klein-Klein der Weimarer Republik widerte Carl Schmitt an. Für in der Demokratie notwendige Kompromisse und Deals zwischen politischen Gegnern hatte er keinen Nerv. Die Debatten im Reichstag waren aus seiner Sicht unwürdiges Geplänkel. In seiner politischen Welt gab es nur Feinde. Them and us. Und die eigentliche – durchaus im Heideggerischen Sinne – Herrschaftsform war für Schmitt die Diktatur. Denn in der Diktatur wird entschieden. Sie ist die Entscheidung für den dauerhaften Ausnahmezustand. Dass in der Politik zwischen all den Ausnahmen und ihren Zuständen gelegentlich auch einmal Alltag herrscht, ja, herrschen muss, wurde vom politisch-theologischen Gedankengut Schmitts ausgeblendet….
viaEin Lob auf den politischen und kirchlichen Alltag | Rotsinn.