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Katholische Priester in der Zölibat – Falle?

Am Sonntag den 06.04.2008 von 22.35 – 23.20 Uhr war in der Sendung Spiegel TV eine Reportage mit dem Titel Meine geheime Familie – Priester in der Zölibat-Falle“ ausgestrahlt worden. Gezeigt werden drei Fälle, in denen Priester (heimlich) weibliche Lebenspartner haben bzw. hatten und mit jenen Kinder in die Welt setzten. Einige Fälle wurden bis heute verschwiegen, wobei die Tendenz sich dahingehend verhält, auch als Priester zu dem Partner und dem gemeinsamen Kind(ern) – trotz aller Konsequenzen und Drohungen, bis hin zur Suspendierung – zu stehen. Euch anschauen könnt ihr die Reportage bei > Spiegel-Online.

Obwohl die Reportage ganz gewiss ein Bild aktueller Problematik zeichnet, spiegelt sie nicht umfassend den Umgang mit Priestern, die den Zölibat nicht einhalten und Familie gründen, seitens der Kirche wider. Wir halten mal die Fakten fest: Kaum angezweifelt werden kann natürlich, dass eine Dunkelziffer an katholischen Priestern Lebenspartner haben und mit diesen auch sexuell verkehren. Jedoch muss differenziert werden: Während einigen Priester eine Supendierung wegen Partner und Kind ins Haus schneit, gibt es auch ganz andere Fälle, die in der Reportage leider nicht zur Sprache kamen. So verhält es sich so – und das habe ich auch aus eigener Erfahrung oftmals mitbekommen – dass Priester, die nach ihrer Weihe das Gefühl verspüren, doch zum Ehepartner und Familienvater berufen zu sein, ein von ihrem „Vorgesetzten“ auferlegte Bedenkzeit bekommen. Sind sie sich ihrer Entscheidung voll bewusst, wird ohne jede Art von Ächtung wegen eines Abfalls vom Zölibat eine Dispens, also eine Befreiung vom Zölibat, jedoch unter dem Opfer das Priesteramt niederzulegen, gewährt. Wie in der Reportage dargestellt, werden Priester, die dann suspendiert werden, nicht geächtet. Vielmehr handelt es sich um einen formalen Akt, der natürlich die ganze Problematik verdeutlicht. Kann man nicht Priester sein und gleichzeitig liebender Ehemann und Familienvater? So stellt sich die Frage nach dem theologischen Sinn und Muss des Zölibats für Priester immer wieder neu.

Die ganze Diskussion über den Zölibat hier auszubreiten, würde den Rahmen sicherlich sprengen. Jedoch sei sie kurz skizziert. Biblisch sowie theologisch macht die sexuelle Enthaltsamkeit durchaus Sinn, wenn sie als freiwillige, bewusst getroffene Entscheidung zum Nachfolger Christi fällt. Sowohl Paulus, als auch die Evangelien betonen die Jungfräulichkeit „um des Himmelsreiches Willen“. Sexuelle Enthaltsamkeit galt eben damals als Zeichen von Heiligkeit, Reinheit und der Abkehr von fleischlichen Gelüsten, die zur Sünde führen können.

Es scheint jedoch sicherlich fraglich, ob ein Pflichtzölibat notwendig ist. Schließlich muss man zu solch einer Art Lebensführung berufen sein – also aus eigenem Willen, der sich aus Gottes Berufung und Gnade allein speist. Wer Priester wird und diese Berufung nicht spürt, für den wird diese Bürde zur unerträglichen Last. Die Forderung den Zölibat abzuschaffen, geht etwas in die falsche Richtung. Wenn überhaupt sollte man darüber nachdenken, den Pflichtzölibat abzuschaffen. Die freie Wahl, sich zum enthaltsamen Leben oder für Ehe und Kinder zu entscheiden, muss dann jedoch verbindlich getroffen werden und darf nicht nach Lust und Laune die Richtung wechseln.

Wenn man sich die Probleme vor Augen führt, die solch eine Öffnung nach sich zieht, kann man aus der Binnensicht der Kirche nachvollziehen, warum die katholische Amtskirche sich mit einer solchen Öffnung des Zölibats zurückhält. Wie geht man mit Scheidungen um? Legt man den Priestern mit Familie und mehreren Gemeinden am Hals nicht eine untragbare Bürde auf, an der sie scheitern müssen?

Nicht, dass man sich diesen Herausforderungen nicht stellen könnte. Jedoch verlangen sie der Kirche mehr als nur eine feierliche Abschaffung des Zölibats als formalen Akt ab, sondern bedeuten eine umfassende theologische, kirchenrechtliche und logistische Umwälzung.

Bild: Klaus Rupp, pixelio.de

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4 Kommentare

  1. Walter Jungbauer

    kurze Anmerkung @ guitator

    – das Pflichtzölibat ist kein Problem der katholischen Kirche, sondern lediglich ein Problem der römisch-katholischen Konfession; in meiner katholischen Kirche (alt-katholisch) gibt es keinen Pflichtzölibat;
    – die römisch-katholische Kirche hat im Prinzip keine Notwendigkeit, den Pflicht-Zölibat abzuschaffen; meines Wissens gibt es weltweit betrachtet kein Problem mit zu wenig Priesternachwuchs; es handelt sich hier lediglich um ein Problem, welches vor allem Europa und Nordamerika betrifft

    Walter

  2. guitator

    Ja, das stimmt. Das hätte ich erwähnen sollen. Der Zölibat ist global betrachtet kein großes Problem.
    Dein Anwand aus dem alt-katholischen Millieu ist sicher auch richtig. Jedoch sind die Alt-Katholiken, als sehr kleine Herde, nicht repräsentativ für den globalen Katholizismus, der nun mal überwiegend römisch-katholisch ist. Bei meinem Artikel habe ich daher den Fokus auf die römische katholsiche Kirchege richtet, die von ihrer Verantwortung und Stellung in unserer Welt mit anderem Maß gemessen wird, als die vergelichsweise kleine alt-katholische Kirche. Das soll auch nicht herabguckend aufgefasst werden, ist aber sicher sicherlich so.
    Danke trotzdem für den Hinweis!!!

    guitator

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