
Hat nicht mein Schöpfer auch ihn [den Armen] im Mutterleib geschaffen, hat nicht der Eine uns im Mutterschoß gebildet? Wenn ich der Armen Wunsch versagte, verschmachten ließ der Witwe Augen, wenn ganz allein ich meinen Bissen aß, das Waisenkind aber nicht davon aß – von Jugend an hat wie ein Vater er mich großgezogen, vom Mutterschoß an mich geleitet -, wenn ich den Verlorenen sah ohne Kleid und ohne Decke den Verarmten, 20 wenn nicht seine Lenden mir dankten, er nicht von der Schur meiner Lämmer sich wärmte, wenn meine Hand der Waise drohte, weil ich am Tor Helfer für mich sah, dann falle die Schulter mir vom Nacken, breche der Arm mir aus dem Gelenk. (Hiob 31,15-22)
In der ganzen Bibel, nicht nur im Alten Testament, nimmt der soziale Auftrag der Gläubigen einen grossen Raum ein. Gott hat uns gesandt, um seine Liebe zur Welt in der Welt praktisch werden zu lassen. Natürlich gibt es Unterschiede zwischen den Lebensumständen der Menschen damals und heute, speziell in Europa. Ich habe noch nie einen Nackten in unserem Gottesdienst gesehen und auch noch nie jemanden getroffen, der buchstäblich am Verdursten war. Dennoch kann Elizabeth Achtemeier in ihrem Kommentar zu Amos schreiben: “the situation was not too different from that found in any prosperous modern nation” (p.170)[1] „Soziale Gerechtigkeit“ weiterlesen