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Eine Filterblase mit weißen Haien und Querdenkern

Die Filterblase, in die ich geraten bin, ist immerhin noch relativ leicht also solche zu erkennen. Seit ich ein oder zwei oder meinetwegen auch drei Haifisch-Videos auf YouTube angeschaut hatte, glaubt nun der Algorithmus, ich würde mich für Haifische interessieren und bietet mir immer weitere Videos dazu an. Würde ich diesem Impuls folgen, könnte ich ein Weltbild bekommen dergestalt, dass es absolut gefährlich sei, in irgendein Meer zu steigen, weil irgendwo mit absoluter Sicherheit sofort mindestens ein weißer Hai angeschwommen käme, wenn nicht gleich mehrere.

Dabei ist meine Filterblase noch recht harmlos, zumal ich sie enttarnt habe.

Aber was machen Leute, die das nicht bemerken, die beispielsweise extremistische Videos sehen, zunächst verhältnismäßig harmlose, aber welche, die dann immer krasser werden und sie in ihren Bann und Sog ziehen?

Das ist das Problem des Algorithmus‘ in vielen sozialen Netzwerken. Er konstruiert für Menschen, die das nicht realisieren, ein Weltbild, das mit der Realität nicht mehr allzu viel zu tun hat.

Und irgendwann stehen solche Leute dann in Idar-Oberstein in einer Tankstelle und erschießen einen völlig unschuldigen Studenten, der dort jobbt, nur, weil er sie dazu aufgefordert hat, einen Mund-Nasen-Dchutz zu tragen und nur, weil sie glauben, sie müssten etwas gegen eine vermeintliche Corona-Diktatur unternehmen, die so aber überhaupt nicht existiert, außer in der Filterblase ihres Algorithmus‘ und mittlerweile in ihrem Kopf.

Die Welt ist also nicht so, wie sie ist, sondern sie ist für uns Menschen so, wie wir sie sehen und interpretieren. Und der jeweilige Algorithmus der sozialen Netzwerke kann dafür sorgen, dass wir die Welt komplett verzerrt sehen. Aber nicht nur der Algorithmus, sondern auch Kontakte, die man hat, virtuelle Kontakte, aber genauso auch analoge Kontakte im wirklichen Leben, eine Stammtischrunde beispielsweise, die nur die eine Meinung kennt.

Dagegen kann helfen, beispielsweise eine echte analoge oder digitale Zeitung zu abonnieren, weil in dieser ein breites Spektrum an Themen behandelt wird, also auch Themen, denen man sich von sich aus vielleicht erstmal nicht zuwenden würde und die einem der Algorithmus dementsprechend auch nicht anbieten würde – und auch nicht der Stammtisch oder der Freundeskreis.

Deswegen weitet Zeitunglesen den Blick auf die Welt und rückt ihn wieder gerade und holt einen aus einer Filterblase oder einer eingeschränkten Weltsicht wieder heraus, in welcher einen der Algorithmus irgendeines Netzwerkes oder einen Personenkreis eingesponnen und eingefangen hatte. Und nur, wenn man auf diese oder eine ähnliche Weise eine einigermaßen realistische Sicht auf die Welt bekommt, kann man auch realistisch mit dieser Welt umgehen und sie der Wirklichkeit entsprechend richtig einschätzen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man in einer Filterblase lebt.

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4 Kommentare

  1. Werner Kastens

    Gab es nicht auch schon einmal die Filterblase „Missionierung“, in welcher alle, die sich nicht zum Christentum bekennen wollten, der Kopf abgeschlagen wurde? Und was war mit der Filterblase „Inquisition“. Haben da nicht auch Akteure Befehle gegeben, Menschen zu quälen und zu vernichten, weil sie eine andere Überzeugung hatten?
    Ich meine das jetzt nicht anklagend, sondern einfach als Feststellung: nichts Neues im Staate Dänemark. Alles schon mal da gewesen. Bloss verlagern sich die Aktionen und das Agieren jetzt auf den Einzelnen.

    • god.fish

      Ja, mag sein. Aber auch bei derartigen Fehlentwicklungen, die du da beschreibst, waren es zunächst womöglich erstmal Einzelne, die aber an den entscheidenden Hebeln der Macht saßen. Und die in einer Filterblase lebten und dachten.

      • Werner Kastens

        Na, ob das nur Einzelne waren, möchte ich manchmal noch bezweifeln. Wurde nicht Vieles von Oben angesagt und zum Dogma erklärt? Und die Kreuzzüge waren keine Entscheidung Einzelner.
        Und die ganzen anderen „weltlichen“ Blasen wie Judenhass, Franzosenkraut, minderwertige Rassen? Sicherlich dem kranken Hirn Einzelner entsprungen, aber verwirklicht mit der Hilfe und Duldung und Zuarbeit Anderer.
        Vielleicht es es ja nur eine Srtufe in einem Entwicklungsprozess.

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