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Ist alle Geschichte in Gott aufbewahrt? Und kann Gott die Zukunft kennen?

Angenommen, Gott ist die Quelle und Grundlage aller Existenz und somit von allem, was es gibt, dann könnte man davon ausgehen, dass auch alle Erlebnisse und sämtliche Geschichte in Gott für immer vorhanden ist. Dies beträfe dementsprechend natürlich die Vergangenheit.

Wie sähe es aber mit der Zukunft aus?

Nun, wir können nur sehr menschlich denken, aber würde Gott auch sämtliche Zukunft voraussehen können oder wollen, wäre es so, als hätte er ein riesiges Spielfeld aufgebaut, welches sich in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufteilt. Er könnte bequem in den Teil der Vergangenheit zurückschauen, zu den Spielfiguren und Gebäuden und Ereignissen, die dort aufgebaut wären, ebenso könnte er das für die Zukunft tun.

Das hieße aber auch, dass es für ihn keine Überraschungen gäbe. Und das ließe dann die Frage aufkommen, warum er überhaupt etwas erschaffen hätte, weil er dann doch alles, was es gibt, schon wüsste. Sämtliche Lebewesen würden zwar irgendwie agieren, es gäbe aber für Gott keine Überraschungen. Wäre das nicht etwas langweilig für Gott? Wäre das in der Unendlichkeit nicht vielleicht sogar ziemlich langweilig, vor allem für jemanden, der so kreativ ist, wie wir es von Gott vermuten?

Wie gesagt, das ist natürlich sehr menschlich gedacht und läuft zugunsten einer freiwilligen Selbstbeschränkung Gottes dessen theologisch postulierter Allwissenheit entgegen. Aber falls man diesem Gedanken folgen möchte, hätte man hierin auch eine mögliche Erklärung und Lösung der christlichen Theodizeefrage, der Frage also, weshalb es überhaupt Leid in und auf der Welt gibt. Das Leid würde deswegen existieren, weil Gott alle Existenz so geschaffen hätte, dass die Zukunft bedeutungsoffen ist und von den von ihm mit eigenem Willen und eigenen Entscheidungmöglichkeiten geschaffenen Lebewesen selbst gestaltet und gesteuert werden kann.

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6 Kommentare

    • god.fish

      Ich denke schon, dass wir Gott weiterhin brauchen. Er wäre schließlich nach wie vor der Urgrund aller Existenz. Ohne ihn keine Existenz.
      Und wenn er, wie in diesem Artikel theoretisch einmal durchgespielt, in Bezug auf die Zukunft tatsächlich freiwillig von seiner Allwissenheit abgerückt wäre, würde dies nicht bedeuten, dass er nicht prinzipiell durchaus allwissend sein könnte, wenn ja das wollte, also wenn er das Universum oder die Zeit anders konzipiert hätte.

      • ⛸️👢 Überläuferli (⭐️⭐️) (@uberlauferin)

        Bezüglich der Existenz und ob man wir Gott noch brauchen, dann wäre es für mich eben nur menschlich sich von ihm abzukapseln, weil wir das auch mit Eltern tun, besonders wenn wir uns mit ihnen streiten.

        Wenn wir hingegen das Leid als Konsequenz sehen, dass Gott Überraschungen erleben möchte, fände ich das ganz schön egoistisch. Ich fände es plausibler, wenn Gott, falls existent, vielleicht die Vergangenheit kennt und damit Prognosen für die Zukunft stellen kann, aber diese Prognosen können eben irren. Selbst wenn man alle Variablen kennt, dann weiß man eben nicht, welche bei welchem Zufall eine Rolle spielen.

      • god.fish

        Interessante Gedanken. Aber sagen wir mal so, wenn Gott Prognosen stellen könnte, könnte man argumentieren, er kennt die Zukunft eben nicht. Dann sind es nur Prognosen. Damit wärest du eigentlich doch nahe dran an meiner Argumentation.
        Angenommen es wäre so, dass Gott die Zukunft nicht kennt, was ja nur ein Gedankenspiel von mir ist, dann könnte das allerdings bedeuten, dass die Menschen frei in ihren Handlungen sind. Die Zukunft wäre damit nämlich bedeutungsoffen.
        Würde Gott hingegen die Zukunft kennen, hieße das ja, dass die Zukunft schon festgeschrieben wäre. Damit gäbe es keine Freiheit mehr für irgendwelche Lebewesen. Alles wäre im voraus geplant und würde mechanisch und ohne die Möglichkeit, irgendwie selbst Einfluss nehmen zu können, wie ein Uhrwerk ablaufen. Die Menschen wären nur noch reine Spielfiguren in einem göttlichen Spiel ohne eigenen Willen und ohne eigene Gestaltungsmöglichkeiten.

  1. junymond

    Erinnert mich an Fische in einem Teich. Wären wir Gott so könnten sie uns mit ihrer Lebensweise gar nicht begreifen. Alles was sich über der Wasseroberfläche befindet ist, ist nicht zu erfassen. Wie sollen wir mit unserem beschränkten „Teichwissen „überhaupt etwas erfassen können, was für uns unvorstellbar ist. Wir denken doch nur menschlich…🧘

    • god.fish

      Das stimmt. Oder, wie Karl Barth in seiner dialektischen Theologie sagte: wir sind Menschen und können nicht von Gott reden. Wir sind Menschen und sollen von Gott reden.

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