Sprache formt Realität. Allerdings merken wir oft nicht, wie sie das tut.
In der deutschen Sprache, aber auch in anderen Sprachen, werden Menschen schnell zu abstrakten Dingen gemacht und irgendwelchen abstrakten und imaginären Gruppen zugeordnet, so dass sie dann nicht mehr als Menschen, sondern als eine Art Verhandlungsmasse wahrgenommen werden. Diesem Trend sollte man entgegenwirken, indem man immer das Substantiv Mensch einbezieht.
Besonders auffällig ist es beispielsweise, wenn man von Flüchtlingen oder Flüchtenden spricht. Irgendwie hat man das Gefühl, es ginge hier um Dinge. Korrekter wäre es, von flüchtenden oder geflüchteten Menschen zu sprechen.
Aber auch, wenn man von Neuinfizierten spricht, vermutet man gedanklich dahinter etwas sehr Abstraktes. Spricht man dagegen von neu infizierten Menschen, wird klar, dass hier Schicksale gemeint sind.
Ebenso, wenn man von Verstorbenen redet, von Kriminellen, von Bewohnern von Altenheimen, von Schülern, von Lehrern, von Politikern. Menschen werden hier auf Rollen reduziert, so dass man leichter über sie fachsimpeln kann. In der Tat sind es aber Menschen, die verstorben sind, Menschen, die durch irgendein Vorkommnis in ihrer Sozialisation kriminell wurden, Menschen, die aufgrund ihres hohen Alters in Altenheimen wohnen müssen, weil sie sich zu Hause nicht mehr versorgen können, Menschen, die in die Schule gehen, um dort etwas zu lernen oder zu lehren, Menschen, die Verantwortung für den Staat übernehmen.
Wie kann man also das Menschliche mehr in unsere Gesellschaft hinein bringen und sie menschlicher machen? Das beginnt schon bei der Sprache. Lasst uns mehr von Menschen reden, anstatt von diesen abstrakten Reduktionen. Sprechen wir mehr von Menschen! Sprechen wir mehr von uns selbst und unseren Mitmenschen!
Liebe den Nächsten wie dich selbst, so formulierte es Jesus. Liebe also deinen Mitmenschen. Und liebe deine Feinde, auch das sagte Jesus. Feinde sind übrigens auch Menschen, die wir aber vielleicht nicht mögen, weil wir eine seltsame und mitunter sogar falsche Vorstellung von ihnen haben. Betonen wir den Menschen in unserer Sprache, damit sich unsere Gesellschaft zu einer menschlichen Gesellschaft hin verändert.
Sprache formt unsere Gedanken und unsere Gedanken formen unsere Handlungen. Beginnen wir bei der Sprache. Im Anfang war das Wort.
Ein Fisch: „Liebe den Nächsten wie dich selbst, so formulierte es Jesus. Liebe also deinen Mitmenschen.“
Dazu drei Fragen:
1. Ist dieser Imperativ von sich aus von Wert? Oder…
2. Bezieht er seinen Wert allein (oder erst) daraus, daß Jesus ihn formuliert haben soll?
3. Ist diese Aufforderung zur Nächstenliebe ein PLAGIAT, weil sie Mengzi schon einige hundert Jahre früher formuliert hatte?
Es handelt sich hier um allgemein gültige ethische Grundsätze. Jesus greift dabei auch auf Gedanken des Alten Testaments zurück und stellt sie neu und komprimiert zusammen.
Das klingt nach einer schlechten studentischen Arbeit: Fremder
Leut´s Gedanken eigenwillig um-ordnen und komprimieren. 😃
Jemand wie Jesus braucht keine
Bibliothek. Er braucht kein Buch.
Der Imperativ der Nächstenliebe hat keine Geschichte.
Er ist uns allen gegeben. Ob wir ihn spüren, oder nicht.
Ist bloß… eine Frage der (Geistigen) REIFE.
Wer die Reife hat, muß ihn nicht
…von anderen gesagt bekommen.
Alle Gebote, alles, was mit „du sollst“ beginnt, ist nur für Menschen,
die (noch) nicht reif sind, auf das zu hören, was bereits in ihnen ist.
Naja, wie gesagt, Jesus greift eben doch auf alttestamentliche ethische Grundsätze zurück und formuliert sie komprimiert neu und stellt sie in einen neuen Zusammenhang. Und Jesus war offensichtlich durchaus belesen und diskutierte auch viel mit Pharisäern, deren Meinung er offensichtlich sehr schätzte. Er hatte also durchaus eine Diskurskultur und griff, ganz nach jüdischer Tradition, auf die Tora zurück, wenn er diskutierte.
Fisch: „Jesus greift eben doch auf alttestamentliche ethische Grundsätze zurück und formuliert sie komprimiert neu und stellt sie in einen neuen Zusammenhang“
„Intellektuelle“ machen so etwas – aber die Mystiker?
Wer weiß, daß er mit allem EINS ist, braucht keine
„Grundsätze“ und muß auf nichts „zurückgreifen“.
🌾
Fisch: „diskutierte … viel mit Pharisäern, deren Meinung er offensichtlich sehr schätzte“
Wer sagt, was er zu sagen hat, muß nicht notwendig Meinungen schätzen.
Die Gesellschaft, in der wir leben, setzt vorzugsweise auf den Kopf,
auf den logisch funktionierenden Verstand und nicht auf die Mitte.
Die Mitte haben wir weitgehend aus den Augen verloren.
Naja, zumindest der zwölfjährige Jesus im Tempel, der sich angeregt mit Schriftgelehrten unterhielt, scheint die Meinungen anderer durchaus geschätzt zu haben.
Fisch: „Sprache formt unsere Gedanken“
Einspruch: Die Sprache formt gar nichts. Die
Sprache (egal welche) ist bloß ein Werkzeug.
Werkzeuge formen nichts von sich aus. Sie haben nicht die
Macht. Es ist der Mensch; seine Intention formt die Dinge.
Die verbale Sprache ist (nur) ein
Ausdrucksmittel für unsere Gedanken.
Naja, lassen wir mal die Kirche im Dorf. Ich glaube, du weißt schon, was gemeint ist.
Fisch: „du weißt schon, was gemeint ist“
Du sagst: „Sprache formt unsere Gedanken“
Der Satz ist einfach nicht wahr.
Wenn du etwas anderes meinst…,
dann schreib doch etwas anderes.
Fisch: „Gedanken formen unsere Handlungen“
Ja, mit unserer Denkweise lenken wir unser Tun.
Es sind die MUSTER des bewußten und des unbewußten Teils
unseres WELTBILDES (inkl. sämtlicher Glaubenskonstrukte
und Konditionierungen), welche sich wirkmächtig zeigen.
Fisch: „In der deutschen Sprache, aber auch in anderen Sprachen, werden Menschen schnell zu abstrakten Dingen gemacht und irgendwelchen abstrakten und imaginären Gruppen zugeordnet, so dass sie dann nicht mehr als Menschen, sondern als eine Art Verhandlungsmasse wahrgenommen werden“
Das ist so allgemein nicht zutreffend.
Auch hier kommt es
1. auf den Grad der BEWUSSTHEIT und
2. auf das DENKSCHEMA an.
Wer BEWUSST spricht und sich einer gewissen Geistigen REIFE
erfreut, wird niemals einen Menschen zu einem Ding machen.
Ab einer gewissen Reife… wird der Mensch auch kein Tier
mehr zu einem Ding machen und… ausschlachten wollen.
🌟
Ja, die Formen des Rassismus drücken sich auch über die Verbal-Sprache aus, aber nicht umgekehrt: Das Verhindern oder Verändern von Wörtern und Begriffen, ändert noch nicht die Denk-Muster.
Daß ich genüßlich Amerikaner, Mohrenköpfe und Berliner
verspeise, sagt rein gar nichts über mein Menschenbild aus.
Ich denke, du liegst da etwas falsch. Es mag zwar sein, dass Du persönlich dir nichts dabei denkst, wenn du solche Begriffe verwendest. In der gesellschaftlichen Diskussion ist aber mittlerweile weitgehend der Konsens entstanden, dass Sprache durchaus Wirklichkeit konstruiert und schafft. Es ist nicht egal, wie man über andere Menschen redet.
Fisch: „Es ist nicht egal, wie man über andere Menschen redet“
Wenn du über bestimmte Menschen abfällig denkst, ist es egal,
welche Wörter du verwendest: Der Geist der Abfälligkeit steckt
auch in den „konsens-fähigen“ Worten.
Deine Achtung steigt nicht wegen der
Wahl deiner Wörter. Und umgekehrt.
🍺
Fisch: „dass Sprache durchaus Wirklichkeit konstruiert“
Das ist nicht zutreffend: Es ist das DENKEN,
das unsere Realität schafft. Die Sprache KANN
ein Indiz sein, ist aber nicht die Ursache.
Sprache konstruiert nichts.
Fisch: „Feinde sind übrigens auch Menschen“
Wer von Feinden spricht, hat diese Menschen
gedanklich bereits „entmenschlicht“, denn:
Es gibt keine Feinde.
Es gibt NUR Menschen!
Menschen, die unterschiedliche Sprachen sprechen,
Menschen, die unterschiedlich geformten Göttern huldigen,
Menschen, die unterschiedlich bunt gefärbte Fahnen schwenken,
Menschen, die unterschiedlich strukturierten Gesellschaften angehören.
💫
Fisch: „liebe deine Feinde, auch das sagte Jesus“
Falls dieser Jesus das tatsächlich so gesagt
haben sollte, fordert er etwas Unmögliches:
Wer in jemandem einen Feind sieht, kann ihn nicht lieben. Das geht nicht.
Aber wir können jeden einzelnen Menschen (z.B. Russen) lieben. Das geht.
Wir haben es in der Hand…
worauf wir fokussieren: Auf die
Feindschaft, oder auf die Liebe.
Fisch: „das Menschliche mehr in unsere Gesellschaft hinein bringen und sie menschlicher machen“
Das geht nicht. Da kann man nichts „machen“.
Menschlichkeit ist keine Ware,
die man transportieren könnte.
Erinnert an die Geschichte der Bürger von Schilda, die säckeweise
Licht ins Rathaus bringen wollten. Sind meines Wissens gescheitert.
Die Menschlichkeit ist etwas, an die sich
nur jeder Einzelne (rück-)erinnern kann.
Menschlichkeit kann man
nicht kollektiv ein-impfen.
Sie ist schon da;
nur verschüttet.
Den Begriff der Menschlichkeit kann man eben auf verschiedene Arten verstehen.
Fisch: „Menschlichkeit kann man … auf verschiedene Arten verstehen“
• Nämlich?
• Wie sieht „deine“ Menschlichkeit aus?
Naja, du meinst in deinem Kommentar oben, Menschlichkeit sei a priori einfach vorhanden, ich weise darauf hin, dass das nicht ein Automatismus ist, sondern dass man sich für Menschlichkeit einsetzen muss.
Fisch: „du meinst …, Menschlichkeit sei a priori einfach vorhanden“
Das ist keine „Meinung“.
Menschlichkeit ist ein
Ausdruck… der Liebe.
Liebe ist immer und
überall gegenwärtig.
Nur ist sich nicht jeder
jederzeit ihrer bewußt.
„…denn sie wissen nicht, was sie tun“ (J.v.N.)
Doch ist sie überall jederzeit gegenwärtig.
Ist bloß eine Frage des SichEINstimmens.