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Soziale Netzwerke bilden nicht die Realität ab, sondern konstruieren sie

Spätestens nach dem Sturm auf das US Capitol weiß man, das aus Worten Taten werden können, dass aus Hass und Hetze letztlich die Demokratie zu Fall kommen könnte.

Es ist nicht egal, was man sagt und was man schreibt, ganz besonders dann nicht, wenn man großen gesellschaftlichen Einfluss mit einer hohen Zahl von Followern hat. Die zerstörerische Macht der Propaganda und der Lüge kennt man in Deutschland noch von der Hitlerdiktatur. Diese Macht schaffte es tatsächlich, ein ganzes Land und fast die ganze Welt in einen mörderischen Krieg zu führen und weitere schrecklichste Gräueltaten in Gang zu setzen.

Blicken wir ins Hier und Heute. In den USA war es nicht nur der scheidende US-Präsident Trump, der mit seinen Lügen, seiner Hetze und seinem Hass die Realität zu einer alternativen Realität für seine Fans umgebogen hat. Es waren und sind auch die sozialen Netzwerke wie Facebook und Twitter, deren Algorithmen nicht etwa seriöse und ausgewogene Beiträge belohnen, sondern diejenigen Beiträge nach oben schießen, die am meisten polarisieren und somit in der Folge dann von noch mehr Leuten gelesen und geliked oder zumindest kommentiert und geteilt werden, eine sich selbst verstärkende Spirale ins Negative. Früher lasen die Menschen Zeitung oder hörten Radio, immerhin recherchierte und abgewogene Beiträge. Wenn sie polemisieren wollten, trafen sie sich am Stammtisch. Heute ist der Stammtisch durch die Verstärkung der sozialen Netzwerke zu einem riesigen weltweiten Stammtisch aufgebläht worden. Für Hass und Hetze muss man heute nicht mehr ins Wirtshaus gehen, um sich dort mit Gleichgesinnten zu treffen, sondern es reicht, einen krassen Tweet abzusetzen.

Die Verstärkung durch die sozialen Netzwerke suggeriert, dass krude und hetzerische und verleumderische Behauptungen in diesen Netzwerken die Realität seien, weil diese Themen ja immer wieder nach oben gespült werden. Das Gegenteil ist der Fall. Es handelt sich nur um die Themen einer durch die Logik der Algorithmen groß gemachten Minderheit, zumindest in Deutschland, die sich natürlich freut, wenn sie lautstark wie ein Ballon aufgebläht wahrgenommen wird und so tun kann, als sei sie die Mehrheit.

Diese Mechanismen müsste man hinterfragen und unbedingt abstellen. Denn sie formen und prägen ganze Gesellschaften und die Politik. Es darf nicht immer nur darum gehen, die Radikalen verstehen zu wollen, sie hören zu wollen, ihnen Gesprächsangebote zu machen, sondern es muss darum gehen, Politik für die große Mehrheit der Menschen zu machen, für diejenigen, die friedlich miteinander leben möchten. Denn dafür ist der Staat eigentlich da, dass er friedliches und gerechtes Leben miteinander fördert. Nicht die Themen und Begehrlichkeiten einer lautstark gemachten Minderheit sollen die Gesellschaft prägen, sondern die zurecht vorgebrachten Themen und legitimen Anliegen der Mehrheit.

Einen interessanten Artikel dazu finden Sie auch hier.

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8 Kommentare

  1. Nirmalo

    Fisch: „Beim Zugang zur Weisheit ist es ja scheinbar nicht so einfach, ihn zu erhalten.“

    Alles Gewußte fallen lassen und nach innen
    gehen, dich… auf die Weisheit einstimmen.

    Einfacher geht es
    doch wohl nicht !

    🌺

    Wenn es jemandem unter euch
    an Weisheit mangelt,
    so bitte er Gott,
    der jedermann gern gibt
    und niemanden schilt,
    so wird sie ihm gegeben werden.

    ~ Jakobus 1,5

  2. Schreibrausch

    Die Algorithmen haben sich gegenüber uns Menschen verselbstständigt und wir müssen ihnen dienen. Darüber habe ich gerade geschrieben. Dein Blog gefällt mir. Was hältst du von einer Linkpartnerschaft? Herzlichst, D.H. Ludwig, der Sinnfinder von Schreibrausch.

  3. Nirmalo

    Ludwig: „Die Algorithmen haben sich gegenüber uns Menschen verselbstständigt“

    Das Meiste von dem, was der Mensch produziert, läßt
    sich auf die eine oder andere Weise wieder einfangen.

    Da ist kein Problem. ― Wir müssen es nur wollen.

    Ludwig: „Die Algorithmen … wir müssen ihnen dienen“

    Das ist Quark: Niemand muß einer
    mathematischen Formel dienen.

    Daß viele Leute es freiwillig tun,
    steht auf einem anderen Blatt:

    Nur Wenige sind so sensibel,
    daß sie es… selber merken.

    Was also Not tut, ist eine Aufklärung darüber, wie die Medien (alle !) funktionieren, wie man sie nutzen kann und wo die Fallstricke sind (Manipulierbarkeit).

    Das Problem an dieser Stelle besteht darin, daß

    1. die Problem-Lage noch nicht erkannt ist
    2. die Lehrer nicht darauf vorbereitet/ausgebildet sind und
    3. die Lehrer keine Lust haben, sich darum zu kümmern.

    Fast Identisches gilt für die politischen/gesetzlichen Regelungen.

    https://nirmalo.wordpress.com/2021/02/07/medien/
    Siehe auch die drei Links in ROT am Ende des Beitrags.

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