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Ach was, es sind doch nur Alte und Kranke und Schwache

Kürzlich provozierte der grüne Oberbürgermeister von Tübingen, Boris Palmer, mit einer Aussage, wonach man derzeit das Leben von alten Menschen retten wolle, die doch ohnehin in einem halben Jahr tot seien.

In eine ähnliche Richtung geht das, was manche Demonstranten auf den Anti-Corona-Demos machen, wenn sie den Mindestabstand und die Hygieneregeln untereinander nicht einhalten. Sie gehen nämlich implizit davon aus, dass sie selber schon nicht krank werden; ob dann aber Alte und Schwache und Kranke an dem Virus erkranken und vielleicht sterben, das nehmen sie billigend in Kauf. 

Wir erleben in Deutschland in dieser Hinsicht gerade Grenzen der Solidarität und eine Verrohung der Gesellschaft.

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7 Kommentare

  1. mikesch1234

    Ich kenne viele alte Menschen, die gerne sterben würden. Wenn sie nur könnten. Die gar nichts gegen das Virus haben. Wenn es bei ihnen vorbei kommt.
    Meine Großmutter war die erste, bei der ich es kennenlernte. Sie war über 45 Jahre lang Witwe. Als sie mit 97 1/2 Jahren endlich sterben konnte, kannte sie niemanden mehr aus ihrer Kindheit und Jugend. Ihre letzten 15 Jahre waren diesbezüglich sehr einsam. Das konnten wir Jüngeren mit gar nichts ausgleichen. Oma klopfte immer nur an beim Tod, und bettelte, dass er sie holte, aber es half nix. So war sie oft sehr depressiv.

  2. theolounge.blog

    Naja, wenn jemand sehr alt ist und sterben möchte, wäre Covid 19 trotzdem nicht das, was man ihm wünschen möchte. Und wenn jemand alt und depressiv ist, kann es für die Depression auch Gründe geben. Wenn man diese Gründe kennt und die Probleme beseitigen kann, möchte jemand auch im hohen Alter womöglich doch noch leben.

  3. mikesch1234

    Für uns Jüngere ist es meist schwierig, sich in alte Menschen einzufühlen und reinzudenken.
    Es gibt so Worte wie „lebenssatt“. Ich bin jetzt bald 63 und kann mir gut vorstellen, dass ich irgendwann an diesem Punkt sein werde. Wenn ich erst Jahr um Jahr, und schließlich Tag um Tag merke und spüre und hautnah erlebe, wie meine Kräfte schwinden.
    Meine Mutter (87) ist jetzt an diesem Punkt, und sie hatte keine Angst vor Covid19. Das, palliativ symptomlindernd begleitet, ein viel weniger schmerzliches Ende ist als so viele Krebserkrankungen im Endstadium.

  4. mikesch1234

    Wir hatten gerade so ein Urteil, dass jeder Mensch in unserm Land frei ist zu entscheiden, wann und wie er/sie aus dem Leben gehen will.
    Zum Alter gehört oft Depression dazu. Mit gelegentlichen „ups“ dazwischen … so erlebe ich es bei vielen alten und älteren Menschen.
    Es gehört viel „Mut“ zum Altwerden …!

    • theolounge.blog

      Hmmm, ich kenne es schon, dass Menschen „lebenssatt“ sind. Was ich allerdings schon kritisch sehe: wenn jemand eine (Alters)-Depression hat und deshalb aus dem Leben scheiden möchte: denn er hat in einer Depression keine wirkliche Entscheidungsfreiheit. Angenommen, die Ursachen für diese Depression wären beseitigt, vielleicht deshalb, weil er einsam war und dann wieder in Gemeinschaft lebt, würde so jemand sicher nicht mehr sterben wollen.

  5. mikesch1234

    Oh, Ursachen gibt es viele. Einsamkeit – alle Freunde und Menschen aus der Kindheit gestorben – nicht zu ändern. Taub geworden, blind geworden, bettlägerig geworden, schwer krank geworden … keine Ahnung, wie das zu ändern sein soll.
    Vermutlich nur mit 1:1-Betreuung, viel Zärtlichkeit und Nähe.

    Aber diese einfachen Maßnahmen sind ja leider momentan als „tödlich“ und „gefährlich“ total in Verruf gekommen.

    Selbst Kindern in Heimen wird die übliche Heimfahrt nach Hause verwehrt …

    Aber die Empathie hat auch kein Ansehen mehr und keine Wertschätzung!

    Die Alten sind nicht gefragt worden, ob sie mit den Maßnahmen einverstanden sind. Sie wurden total bevormundet.
    Viele sind schon an gebrochenen Herzen verstorben. In der Isolation.

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