Menü Schließen

Ewigkeitssonntag bzw Totensonntag. Was heißt das?

Die Bezeichnungen Ewigkeitssonntag und Totensonntag werden für einen Gedenktag verwendet, der in den evangelischen Kirchen begangen wird.

Man gedenkt heute der Toten, die auf Ewigkeit nun bei Gott ruhen bzw leben dürfen.

In dieser Hinsicht, wenn man nämlich an verstorbene Menschen denkt, was ja in der Regel erstmal traurig ist, kann es hilfreich sein, sich zu vergegenwärtigen, dass wir Menschen alle, auch, wenn wir 100 Jahre oder älter werden, die längste Zeit unseres Lebens eigentlich tot sind. Schaut man nämlich die etwa 13,4 Milliarden Jahre bis zum Urknall zurück, also bis zur Entstehung des Universums, und setzt diese Zeit in Beziehung zu 100 menschlichen Lebensjahren, dann sind diese natürlich verschwindend gering im Vergleich zu diesen Milliarden Jahren.

Dennoch ist unsere Lebenszeit qualitativ keineswegs gering, sind wir doch nach biblischer Vorstellung gewissermaßen die Krone der Schöpfung, Ebenbilder Gottes. Quantität ist eben nicht gleich Qualität.

Blickt man in die Zukunft, könnte man glauben, wir Menschen seien nach unserem Tod dann vielleicht noch mal weitere 13,4 Milliarden Jahre in der Nichtexistenz.

Allerdings ist die christliche Hoffnung, dass wir eben nach dem Tod nicht einfach gar nicht mehr da sind, sondern dass das, was uns ausmacht, die Seele vielleicht oder wie man es nennen mag, dann bei Gott existieren darf, in seiner Liebe und Güte und Ewigkeit. Die Auferstehung Jesu deutet darauf hin.

Schön und auch aussagekräftig ist in dieser Hinsicht das, was Paulus bereits zu diesem Thema formuliert hatte, sinngemäß: lebe ich, so lebe ich Gott, und sterbe ich, so sterbe ich Gott. So ob ich nun lebe oder tot bin, ich bin in Gott.

Wenn Gott das gesamte Universum durch einen einzigen Gedanken erschaffen hat und in seiner Existenz erhält, Urknall, Schöpfung, dann wird es wohl so sein, wie es beispielsweise der Theologe Jürgen Moltmann formuliert: wir sind mitten im Gott.

Und wenn wir mitten in Gott sind, gibt es keine Chance, aus ihm heraus zu fallen. Wenn Gott die Liebe ist, die unendlich große Liebe, gibt es keinen Ort im Universum, keinen Ort irgendwo, an dem diese Liebe nicht wäre. Dann sonst wäre sie nicht unendlich. Und Gott wäre nicht Gott.

Da macht es keinen großen Unterschied, ob wir nun leben oder tot sind, wir sind in Gott. Wir können nicht verloren gehen. Und das, was uns als Tod erscheint, könnte ganz anders sein, als wir uns das mit unseren irdischen Gehirnen vorstellen.

Wir haben nämlich äußerst berechtigte Hoffnung darauf, in der Ewigkeit Gottes und seiner Liebe existieren zu dürfen. Das ist neben der Trauer auch ein wichtiger Gedanke an diesem heutigen Gedenktag.

Übrigens, der Totensonntag bzw Ewigkeitssonntag schließt das Kirchenjahr ab. Nach ihm kommt dann der erste Advent. Und wie wir wissen, ist der Advent ja die Vorfreude darauf, dass Gott Mensch wird. Wenn das mal keine gute Nachricht ist. Weihnachten steht vor der Tür.

Ähnliche Beiträge

6 Kommentare

  1. Nirmalo

    Dazu fällt mir ein Satz des Friedrich Nietzsche ein, der meiner Erinnerung nach sagte:

    Wir können in
    keinen Abgrund fallen,
    außer in den der Hände Gottes.

    Ein sehr schönes Bild für das, was wir auch „Gewißheit“ nennen. Dennoch, hier besteht noch immer ein gewisser Abstand zwischen dem, was wir „Gott“ nennen und dem, was wir „Mensch“ nennen.

    Der Jürgen Moltmann ist mit seinem Bild von Gewißheit noch näher dran, an dem, was ist. In ihm ist die Trennung zwischen Mensch und Gott fast ganz aufgehoben.

    Das ganze Universum und ALLes darüber hinaus… kennt keinen Winkel, der nicht Gott ist. Jedes Molekül in uns und auch die Stille.

    Es gibt kein Entrinnen.

    Leckeren Sonntagskuchen 🍮
    wünscht Nirmalo

  2. Pingback:Heute ist der Ewigkeitssonntag bzw Totensonntag. Was heißt das? — theolounge | wupperpostille

  3. Pingback:Jimmy Schulz und der November. Ein guter Monat zum Sterben. – theolounge

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von god.fish

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen