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Die Vertragswerkstatt

Wenn man ein Auto hat, dessen Motor eine erweiterte Garantie über einige Jahre hat, ist man gewillt, eine Vertragswerkstatt aufzusuchen.

Nicht, dass man das gerne tut, aber der Wille ist da, denn für den Fall, dass es einen Motorschaden geben würde, sollte der dann abgesichert sein. Klar, theoretisch könnte diesen Service auch eine ganz normale Werkstatt bieten, ob das im Fall des Falles dann aber als fachgerechte Inspektion anerkannt werden würde, weiß man ja nicht so genau.

Man lässt sich also einen Kostenvoranschlag zuschicken per E-Mail und versucht, nicht in Ohnmacht zu fallen. In der Werkstatt selber passiert es dann aber doch, dass man kurz ohnmächtig wird, als man feststellt, dass der Preis, den man gelesen hatte, noch gar nicht die Mehrwertsteuer beinhaltet, weil man soweit nicht gelesen hatte. Sie wissen schon, wegen dem drohenden Ohnmachtsanfall.

Andererseits beruhigt es einen, dass man so viele hübsche Dinge kostenlos erhält. Eine Butterbrezel, etwas Sprudel in einem hübschen Glas, den freundlichen Service von Leuten, die im Anzug herumlaufen, ganz anders, als man das von Mechanikern kennt. Keiner ist hier ölverschmiert, jeder ist smart. Nein, hier werden keine Autos repariert, sondern irgendwo abseits im Verborgenen. Und ja, es ist auch nett, dass sie einem kostenlos das Auto waschen wollen. Und dass man eine S-Bahn Karte bekommt, und zwar eine, die sogar 13 € kostet, eine Tageskarte, weil man gerade keine andere zu Hand habe.

Allerdings keimt ein kleiner Zweifel dann doch auf, ob nämlich nicht eventuell all diese Annehmlichkeiten in Wirklichkeit gar nicht kostenlos sind, sondern man sie bereits durch den nicht gerade geringen Preis schon mehrfach bezahlt hat. Aber nein, das will man nicht glauben. Hübsch, wenn das Auto so frisch gewaschen ist. Und wenn die Brezel schmeckt. Jetzt beiße ich erstmal kräftig rein in meine Brezel, in die vielleicht teuerste Brezel der letzten Monate. Und ja, irgendwo muss die Firma ja ihren Verlust, den sie durch den selbstverschuldeten Dieselskandal erlitten hat, auch wieder herein bekommen. Klar, dass so eine Inspektion dann nicht für einen Apfel und ein Ei zu haben ist.

Nachtrag 16.10.2019

Nun habe ich natürlich wenig Gutes an dieser Vertragswerkstatt gelassen. Das kann ich so aber nicht stehen lassen. Denn sie hat mich eben angerufen und darauf hingewiesen, dass an einem Stoßdämpfer etwas kaputt ist, irgendetwas mit der Aufhängung vermutlich. Und dass dies dann über die erweiterte Garantie läuft, also repariert wird, ohne dass ich dafür extra zahlen muss. Das hätte ich in einer x-beliebigen Werkstatt natürlich nicht gehabt.

Ja, schnell ist man dabei, zu polemisieren. Auch mir passiert das immer mal wieder, auch, wenn ich eigentlich versuche, es nicht zu tun. Bei satirischen Artikeln tut man dies jedoch zwangsläufig.

Aber jetzt halte ich einfach mal die Luft an.

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