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Als George Orwell Deutschland besuchte

Eigentlich nur mit dem Zeitpunkt lag George Orwell daneben. Sein Buch 1984 wurde 35 Jahre zu früh datiert.

Denn aktuell diskutieren die deutschen Bundesinnenminister darüber, dass es doch schön wäre, die Sprachdaten von Sprachassistenten auswerten zu können. Von Siri, von Alexa, von Google home beispielsweise. Wozu? Irgendwas mit Terrorismusbekämpfung, so lautet die Antwort.

Dieses Schlagwort ist ja ein Argument, das oft bei der Bevölkerung irgendwo zieht, weil man sich dadurch stets latent bedroht fühlt und andererseits der Überzeugung ist, man selber habe ja nichts zu verbergen.

Es ist aber die Frage, ob es in Ordnung ist, wenn in jeder Familie die Daten des Sprachassistenten einfach so ausgewertet werden können, nur, weil irgendwer glaubt, da könnten Terroristen gerade einen Kuchen backen, ein Kind füttern oder einen Hund streicheln.

Folgt man gedanklich, also nur um es zu versuchen, einmal der Argumentation der Bundesinnenminister, dann gäbe es in Deutschland aktuell etwa 83 Millionen potenzielle Terroristen.

Eine große Zahl, die vermutlich noch wesentlich dramatischere staatliche Einschnitte ins Grundgesetz erforderlich machen könnte, oder? Hinz und Kunz könnte ja ein Terrorist sein. Wer weiß das denn schon so genau.

Als alternatives Konzept könnte man allerdings auch diskutieren, dass jede deutsche Familie bzw jeder Haushalt verpflichtet wird, dem Bundesnachrichtendienst einen Hausschlüssel zugeben und mitzuteilen, wann man gerade nicht zu Hause ist. Dann könnte man sich den komplizierten Weg über die Auswertung digitaler Sprachdaten ersparen und die Deutschen bräuchten auch keine Sorge mehr zu haben, durch ihre digitalen Assistenten ausspioniert zu werden. Das könnte dann vor Ort höchstpersönlich Agent Müller oder Meier oder Schulze zu übernehmen.

Besonders benutzerfreundlich wäre es allerdings, wenn dann die Deutschen nicht unbedingt im voraus an die Geheimdienste die Zeiten übermitteln müssten, zu denen die Wohnung vermutlich frei zugänglich ist, sondern wenn man einfach einen timeslot einrichten würde, beispielsweise zwischen 1 und 5 Uhr morgens, in welchem dann die Agenten freien Zugang zu den Wohnungen hätten.

Klar, würde man sich nachts einmal am Kühlschrank etwas Milch holen, könnte man seinen persönlichen Agenten dort treffen, aber man hat doch nichts zu verbergen. Oder.

Sollte man übrigens den Nachbarn Verdächtigen, irgendwie verdächtig zu sein, gebe es zudem ja noch die Möglichkeit, sich an die Staatssicherheit (Stasi) zu wenden.

Profitieren würden so eigentlich alle. Die Geheimdienste, die Bundesinnenminister. Okay, das war’s schon. Vielmehr Profiteure gäbe es dann vielleicht doch nicht.

Nur für Terroristen wäre die Überwachung von Sprachassistenten problematisch. Denn sie so, wie andere Gangster und Gauner auch, müssten sie dann wie in alten Zeiten in den Wald gehen, um geheimniskrämerische Dinge zu besprechen. Oder alternativ während ihrer Geheimgespräche die Assistenten ausschalten. Ein sehr aufwendiges Verfahren.

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2 Kommentare

  1. Uschi

    Das Idee durch Zugriff auf die Daten von Alexa und co Terroristen zu bekämpfen ist doch völlig behämmert. Terroristen sind auch nicht dumm und stellen sich sicher nicht so ein Ding hin und lassen es mithören wenn sie was planen!!! Das sieht man doch schon in über 40 jahre alten Agentenfilmen das die Geheimagenten für geheime Absprachen ins Bad gehen und Wasser aufdrehen oder sich in freier Natur treffen…
    Wer wirklich etwas zu verbergen hat weis wie das geht!

    Und diese ganzen Sprachassistenten finde ich allerhöchstens für Gehbehinderte sinnvoll, welche wirklich nicht aufstehen können und den Lichtschalter oder ähnliches selbst bedienen.

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