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Werbung für Winston-Zigaretten. Was sie bezwecken soll.

In München hängen derzeit etwas eklige Plakate herum. Sie sollen Werbung für Winston Zigaretten machen. Das besondere dabei ist, dass sie die Ekelbilder, die eigentlich vor dem Rauchen warnen sollen, in den Mittelpunkt der Kampagne stellen.

So gibt es ein Plakat, auf dem man im Mittelpunkt ein schwarzes Auge sieht. Die Linse schwarz, dieses Auge sieht nichts mehr. Erblindet an den Folgen des Rauchens.

Gestatten, das schwarze Schaf der Familie, steht daneben. Ja, ein schwarzes Auge hat dieser Jemand, aber ob er ein schwarzes Schaf ist, das ist nun der Phantasie des Betrachters überlassen.

Ein anderes Plakat. Rauchen kann Ihren Kinderwunsch zunichte machen, so in etwa steht es im Zentrum des Plakats. Wieder ein Ekelbild, auf dem ein Aschenbecher zu sehen ist, eine Zigarette darin und die Asche der Zigarette ist geformt wie ein Embryo. Das Ekelbild soll klar machen, dass Leute, die rauchen, mit geringerer Wahrscheinlichkeit Kinder bekommen können, als Leute, die nicht rauchen.

Daneben oder darunter, ich weiß es nicht mehr genau, ein nichtssagender Spruch: Schwarz ist das neue Schwarz.

Alberner Spruch, man könnte genauso gut schreiben, dass Blau das neue Blau ist. Aber es ist ein Slogan, der irgendwie mit dieser Zigarettenmarke künftig in Verbindung gebracht werden soll.

Wenn man also das Gefühl hat, man ecke in der Familie öfters mal an, man sei das schwarze Schaf der Familie, dann ist das die Zigarettenmarke für einen. Und indirekt aber auch für alle anderen Leute, die aus den Konventionen aussteigen möchten und einmal ein schwarzes Schaf sein wollen. Aussteigen wie der Marlboro Cowboy, nur subtiler.

Auf den Plakaten wird die Warnung vor der krankmachenden Wirkung der Zigaretten derart überhöht in den Mittelpunkt gestellt, dass damit etwas anderes bewirkt werden soll. Es soll eine Gewöhnung und Abnutzung dieser abschreckenden Bilder eintreten, sodass man sie irgendwann nicht mehr negativ, sondern positiv emotional bewertet. Blind ist das neue Schwarz. Blind ist das neue Cool. Man brauche sich doch keine Sorgen machen bei diesen Ekelbildern, dafür sei man doch viel zu cool. Das ist die Absicht dieser Werbung.

Noch ist nicht ausgemacht, ob dieses Konzept aufgeht. Es ist aber ein subtil bösartiges Konzept, weil es die Raucher, von denen viele ja ohnehin süchtig sind, immun machen will gegen die Warnhinweise von Medizinern. Diese Art der Werbung erscheint mir moralisch und ethisch zutiefst verdorben, weil sie bewusst mit dem Leid und der Krankheit von Menschen spielt. Weil sie damit spielt, und zwar einzig zu dem Zweck, Profit zu machen.

Aber darum geht es ja.

Und wer glaubt, beispielsweise eine E-Zigarette sei dann auf einmal gesund, hat sich ebenfalls getäuscht. Die E-Zigaretten sind nur die Reaktion der Tabakindustrie darauf, dass die Aufklärung in bezug auf das Rauchen mittlerweile in der Gesellschaft angekommen ist und es nicht mehr uneingeschränkt als cool gilt, zum Glimmstängel zu greifen.

Wer raucht, stirbt früher. Wer raucht, wird früher krank. Das wäre wahrhaftige Coolness, wenn man solche Sprüche auf die Werbetafeln schreiben würde. Aber um wirkliche Coolness geht es der Tabakindustrie nicht. Sondern um Profit. Und um Gehirnwäsche. Und darum, emotional Negatives nun positiv zu besetzen.

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3 Kommentare

  1. Anhora

    Als ehemalige Raucherin weiß ich, dass mit oder ohne Ekelbilder, mit oder ohne Werbung einfach geraucht wird. Es ist eine Sucht und es geht ganz schnell nicht mehr ums Cool-sein, sondern um das Reduzieren des Suchtdrucks. Mich haben Ekelbilderdamals kaum berührt. Ich sah halt nicht hin.
    Schlimm ist die Verführung von jungen Menschen, die noch eine Chance haben, es gar nciht erst anzufangen. Inwieweit sie sich von einer solch perversen Werbung ansprechen lassen, kann ich nicht sagen. Hoffentlich nicht.

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