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Evolution, Gott und Philosophie

Es gibt ja Menschen, die würden die Existenz Gottes am liebsten beweisen können.

Manche von ihnen sind die sogenannten Kreationisten, die glauben, man müsse die Bibel wörtlich verstehen, dann habe man des Pudels Kern gefunden und wisse, warum die Welt so ist, wie sie ist. Und einige von ihnen glauben, Gott habe entweder jede Art von Lebewesen einzeln geschaffen oder, je nach Ausprägung dieser Überzeugung, jedes einzelne Lebewesen höchstpersönlich. Jede Mücke, jeden Elefanten und jeden Menschen.

Die Intelligent Design Bewegung zieht das Ganze etwas wissenschaftlicher auf, wenngleich dies nur für den äußeren Anstrich gilt. Dieser gibt sich nämlich nur wissenschaftlich, innen drin ist aber trotzdem viel subjektive Interpretation und Spekulation.

Die Intelligent Design Bewegung versucht im Grunde, den teleologischen Gottesbeweis zu führen, der aber leider, wie alle Gottesbeweise, letztlich auch keine absolut zuverlässige Faktenlage liefern kann. Denn Gott ist transzendent zu denken und eher jenseits der Schöpfung zu finden, auch, wenn man seine Spuren wohl innerhalb der Schöpfung bewundern kann.

Manche Leute wünschen sich, dass die Naturwissenschaften Gott doch nachweisen könnten. Warum geht das nicht?

Es wäre einen Kategoriefehler, den man hier begehen würde. Die Naturwissenschaft ist eine andere Kategorie als die Theologie oder die Philosophie.

In der Naturwissenschaft gelten Dinge nur als dann theoriefähig, wenn sie mehrfach unter gleichen Rahmenbedingungen mit wissenschaftlich geeichten Messgeräten nachgewiesen werden können.

Da man Gott aber mit Messgeräten wohl kaum messen kann, wird von Seiten der Naturwissenschaften niemals die Bestätigung kommen können, dass Gott existiert.

Es gibt natürlich auch viele Naturwissenschaftler, die gläubige Menschen sind. Als Gläubige können sie an Gott glauben, als Naturwissenschaftler müssen sie aber sagen, mit unseren Messmethoden können wir ihn nicht nachweisen.

Jenseits der Naturwissenschaften gibt es noch andere Kategorien, in denen gedacht wird, beispielsweise in der Philosophie. Hier werden in sich logische Konzepte entwickelt, wie beispielsweise die Welt sei.

Die Theologie ist im Grunde auch eine Art philosophische Sicht der Welt, allerdings mit der Grundannahme, dass Gott derjenige sei, der alles geschaffen habe.

Während Philosophie zu 100% aus von Menschen gemachten Gedankengebäuden besteht, geht man in der Theologie davon aus, dass das Göttliche sich in gewissen Personen oder vielleicht auch höchstpersönlich bereits gezeigt habe oder auch zeige.

Was also tun?

Man sollte sich aus der Vorstellung lösen, die Naturwissenschaften könnten jemals Gott nachweisen. Man sollte sich klar machen, dass es verschiedene Kategorien gibt, in denen man die Welt erklären möchte und kann. Nur, weil die Naturwissenschaften vielleicht keine Messmethoden für Gott haben, sagt das aber nichts über die Existenz oder Nichtexistenz Gottes aus. Im Film Matrix beispielsweise steht das, was das Wesen der Welt ausmacht, auch hinter der Welt. Es ist für die Menschen, die in der Matrix leben, selbst mit den besten Messmethoden niemals messbar oder erreichbar.

Gott beweisen? Auch das wird wahrscheinlich mit naturwissenschaftlichen Mittel niemals möglich sein.

Was man aber darf, ist Staunen. Über die Wunder der Natur, die Evolution, die Wunder und die Komplexität des Lebens. Wenn man staunt, kann man ebenfalls die Wirklichkeit beschreiben, tappt aber nicht in die Falle, dass man das, was man erlebt, beweisen muss. Denn wie wir schon gelernt haben, beschreiben die Naturwissenschaften nur einen kleinen Ausschnitt der Welt, nämlich nur den, für den sie Messapparaturen haben.

Dass die Welt und das Wesen der Welt aber unglaublich viel größer sein dürften, als jede Naturwissenschaft sich auch nur entfernt vorstellen kann, liegt wohl den meisten Menschen bereits tief in ihrem Herzen als eine Art intuitives Wissen vor. Als ein Wissen, das ihnen real erscheint, auch, wenn die Naturwissenschaften dieses Wissen natürlich niemals beweisen können.

Nehmen wir einmal an, die Naturwissenschaften hätten keine Messmethode für Wind. Dann gäbe es naturwissenschaftlich gesehen keinen Wind. Auch, wenn wir ihn spüren würden.

Deshalb können gläubige Menschen durchaus und meiner Meinung nach auch zu Recht davon ausgehen, dass hinter allem Gott steht. Sie können auch davon ausgehen, dass Gott das Leben und das Universum wollte und deswegen auch geschaffen hat. Und dass er somit auch das persönliche Leben, das man hat, wollte und geschaffen hat. Und es scheint durchaus auch so zu sein, dass Gott kein deus absconditus ist, der sich komplett wie im Deismus aus der Welt heraushält, sondern dass er in Gedanken oder auch Taten in die Welt eingreifen kann.

Das ist zumindest der biblische Gedanke, denn nur, wenn man es so denkt, machen Gebete Sinn. Und das Gebet, das Jesus uns lehrte, das Vaterunser, enthält ja auch Bitten an Gott: unser tägliches Brot gib uns heute.

Das ist eine Bitte an einen Gott, mit dessen Eingreifen in der Welt man durchaus rechnen kann und muss. Und dass Jesus sich in der Welt zeigt, bedeutet ebenfalls, dass Gott keiner ist, der sich aus dem Weltgeschehen heraushält. Denn in Jesus, so die christliche Auffassung, zeigt sich Gott höchstpersönlich.

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9 Kommentare

  1. haimart

    Es iat volllkommen richtig, dass wir vermutlich nie die Existenz von Gott beweisen oder widerlegen können, solange wir noch ein Teil dieser Welt sind. Doch die Idee, dass es einen Gott gibt, der hinter allem seinen Meisterplan hat, lässt sich zum einen in der Frage nach dem Leid zweifelhaft erscheinen. Aber auch wenn wir das Leid als Folge des freien Willens sehen, dann zeigt sich gerade in der Evolution, dass es keinen Meisterplan gibt. Die besten Beispiele dafür sind zum einen das Auge, welches zwar komplex ist, aber voller Konstruktionsfehler, zum anderen ist dies auch die Entwicklung von Antibiotikaressistenz von Bakterien. Die Einzeller entwickeln sich also weiter. Und das kann schon so kurz nach der Entdeckung der Antibiotika gezeigt werden.

    Aber auch gerade die Evolution hat Mutation und damit der Vererbbarkeit von Genen durch Sex macht der Bibelspruch „fruchtbar sein und sich mehren.“ Sinn.

    https://haimart.wordpress.com/2019/03/07/nothing-in-biology-makes-sense-except-in-the-light-of-evolution/

  2. gripseljagd

    Wäre es nicht wirklich erschreckend wenn ein Wesen sich bewusst dieses Universum ausgedacht hätte? Wir die Versuchskaninchen eines Irren? Einer der einfach mal ein paar Krankheitserreger erschafft und sich darüber freut, wie ein Virus einen seiner Versuchstiere versaftet und es unter Schmerzen elendig verrecken lässt? Oder das Allmachtsmodel mit absoluter Kausalität eines Billard Spiels. Alles Handeln steht schon fest weil jedes Elementarteilchen seine Anfangsposition und Kraftvektor erhalten hat. Wille und Handeln ist eine Illusion und wir sind schon vom Versuchsleiter festgelegt auf Rolle und Ende. Da kann man nur hoffen es gibt keinen Gott, wozu, wer braucht das!
    Er wurde noch nie nachgewiesen oder bewiesen weil es ihn nicht gibt. Wer ihn braucht um mit seinem Leben klar zu kommen, kann ja die Fiktion leben, es kommt nicht darauf an was real ist nur, dass man sein Glück findet.
    Vielleicht, stellt sich ja mal raus, es gab diesen Gott, er hat es gestartet, war völlig überfordert, vieles ist schief gegangen, einiges hat geklappt…wäre sympatisch mal auf ein Bier…aber Anbeten wäre dann doch übertrieben. Aber manche verehren ja auch ihren Klempner weil das Klo wieder abfließt.

      • gripseljagd

        Na ja, die Aussage basiert ja wieder auf der Annahme des allmächtigen Gottes und ist seiner Zeit geschuldet. Eine andere Aussage war damals gar nicht möglich. Wenn das alles hier mit Absicht von Gott passiert, dann müsste man ihn ja aktiv bekämpfen. Ich bleibe dabei, es gibt ihn und gab ihn nicht oder er war ein überforderter Amateur. Außerdem beantwort es keine grundsätzliche Frage sondern verschiebt es nur. Wenn für die Existenz ein Erschaffer notwendig ist, wer hat denn den erschaffen? Wenn er sich selbst erschaffen konnte, dann braucht es keinen Erschaffer um einen Anfang zu haben. Der Glaube an Gott bietet also keine Antworten, löst keine wichtige Frage.

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